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21. Februar 2008. Schwerpunkte: Südasien und Südostasien

Ein Blick über den Tellerrand

Südasien und Südostasien haben als benachbarte Regionen nicht nur eine lange gemeinsame Geschichte, sondern sind auch heute in vielerlei Hinsicht miteinander verknüpft und mit ähnlichen Entwicklungen, Herausforderungen und Problemen konfrontiert. Bisher wurde hierzulande diesen "Süd-Süd-Beziehungen" verhältnismäßig wenig Aufmerksamkeit zu Teil. Um dem entgegenzuwirken, haben sich für das "südostasien"-Heft 04/2007, dessen Beiträge mit Südasienbezug auch in diesem Themenschwerpunkt erscheinen, Vertreter der Redaktionen von südostasien und suedasien.info zu einem Gemeinschaftsprojekt zusammengeschlossen und den gemeinsamen Blick über den Tellerrand gewagt.

Liebe Leserinnen und Leser,

Südasien erlebte in den letzten Jahren, vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht, aber auch im Hinblick auf seine globale politische Stellung einen bedeutenden Aufschwung. Die Region scheint damit in die Fußstapfen Südostasiens zu treten, das in den 1990er Jahren zum economic global player wurde und einer Reihe dynamischer Transformationsprozessen unterlag, die bis heute andauern.

Südostasien war zwischen dem 6. und 16. Jahrhundert Teil der indischen Kultur- und Handelswelt und wurde auch in religiöser Hinsicht (Hinduismus und Buddhismus) vom südasiatischen Subkontinent beeinflusst. Nach der Ankunft der Europäer und dem Aufbau des kolonialen Weltwirtschaftssystems blieben die Regionen verbunden, allerdings gelangte nun im Rahmen der kolonialen Arbeitsmigration eine beachtliche Anzahl an Indern nach Südostasien.

Obwohl beide Regionen im 19. und 20. Jahrhundert ähnliche Erfahrungen während des Kolonialismus und der anschließenden Dekolonisation machten, zeigten sich in dieser Zeit auch deutliche Unterschiede, die in verschiedenen regionalen Traditionen, in der jeweiligen Kultur, aber auch in der Politik der Kolonialmächte und später in der der Supermächte USA und UdSSR begründet lagen. So kontrollierten vorrangig die Briten zu Zeiten des Kolonialismus den südasiatischen Subkontinent, während in Südostasien neben den Briten, auch Franzosen, Niederländer und Portugiesen weite Regionen beherrschten. Die Dekolonisation Südasiens verlief ohne kriegerische Auseinandersetzungen. Für Südostasien, wo fast alle Staaten für ihre Unabhängigkeit mit kriegerischen Mitteln kämpfen mussten, kann dies nicht gesagt werden.

Heute stehen die Staaten Süd- und Südostasiens trotz teilweise unterschiedlicher Entwicklungen vor oftmals ähnlichen Problemen, die sich unter anderem in religiösem Fundamentalismus, Sezessionsbestrebungen, Militärdiktaturen, Armut oder Analphabetentum manifestieren. Beide Regionen teilen aber auch ähnliche Zielsetzungen und Erfolge. So intensivierten sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten die Beziehungen Süd- und Südostasiens, insbesondere in sicherheitspolitischer und wirtschaftlicher Hinsicht.

Es ist auffällig und erstaunlich, wie wenig Aufmerksamkeit hierzulande dieser Thematik bisher geschenkt wurde. Es gibt zwar viele Experten, die sich in einer der beiden Regionen hervorragend auskennen, doch die meisten nehmen die angrenzende Nachbarschaft nur wenig oder dann wieder aus einer eurozentristischen Sicht wahr.

Deshalb haben sich für diesen Themenschwerpunkt zwei Redaktionen zusammengeschlossen, um sich gemeinsam der Herausforderung zu stellen. Was im letzten Jahr mit ersten Kontaktaufnahmen zwischen der im Asienhaus beheimateten Südostasien Informationsstelle und dem Südasien-Informationsnetz in Berlin begann, intensivierte sich – und auch andere in dem ehemaligen Verwaltungsgebäude der Zeche Zollverein beheimateten Vereine und Initiativen brachten sich ein.

Natürlich gestaltet es sich nicht immer einfach, wenn verschiedene redaktionelle Arbeitsweisen aufeinandertreffen, die Beteiligten räumlich voneinander getrennt sind und zu einem großen Teil ehrenamtlich arbeiten. Trotzdem lief die Zusammenarbeit reibungslos und konstruktiv ab, auch wenn es erwartungsgemäß den einen oder anderen Panikmoment, Kürzungsfrust oder auch Schrecksekunden gab.

Angesichts des begrenzten Platzes in einem Printmedium und der aktuellen Entwicklung in Burma, die in die Planung nicht einfließen konnte, kann dieses Heft nur Teilaspekte der Beziehungen zwischen Süd- und Südostasien beleuchten. Gleichwohl hat es für die Beteiligten selbst viele neue Einblicke und Erkenntnisse gebracht. Das gemeinsame Blicken über den Tellerrand hat zu einem lesenswerten Endergebnis geführt.

Eine anregende Lektüre wünschen im Namen der gesamten suedasien.info-Redaktion

Maria Framke & Peer Bruch

 

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