Inhalt

23. Januar 2008. Analysen: Politik & Recht - Indien Ein kleines bisschen Supermacht

Die Rolle der indischen Streitkräfte in Südostasien

Ermuntert durch die USA bereiten sich die indischen Streitkräfte darauf vor, für die Sicherheit in Südostasien "mehr Verantwortung" zu übernehmen. Indien könnte für die ASEAN-Staaten als Partner interessant werden – gerade weil die kommende Großmacht nicht allzu bedrohlich wirkt.

Das alte Sprichwort, dass dort, wo zwei Elefanten kämpfen, das Gras plattgewalzt wird, gibt es auch in einer alternativen Variante, bei der sich die beiden Dickhäuter furchtbar lieb haben, die Folgen für das Gras jedoch ähnlich fatal sind. Wenn nun aber junge Grashalme gute Graspolitik so definieren würden, dass jede Art von Kontakten zwischen Elefanten kategorisch verhindert werden muss, dann würde ein politisch erfahrener Grashalm widersprechen. Schließlich könne schon ein einzelner Elefant für Gräser verheerende Folgen haben – zumal, wenn er sich niederlässt. Man solle sich ruhig einen anderen Elefanten in der Nachbarschaft halten, der den ersteren gegebenenfalls verscheuchen kann.

Die massigen, selbstbezogenen Dickhäuter

Wenn die Staaten Südostasiens auch nach europäischen Verhältnissen nicht gerade klein sind, so wirken im Vergleich zu ihnen ihre beiden Nachbarn Indien und China schon wie massige, selbstbezogene Dickhäuter. Und zu diesen beiden kontinentalen Behemoths schwimmt in den umgebenden Meeren der große Leviathan USA mit seinen zwölf Flugzeugträgern, und in seinem Kielwasser noch der kleine Meeresdrache Japan mit seiner ebenfalls beachtlichen Flotte und seinen zahlreichen Wirtschaftsbeziehungen entlang der Seewege Südostasiens. Auch wenn die ASEAN-Staaten eigene Organisationen gründen, so werden die Sicherheitskonstellationen in Südostasien auch weiterhin vom wechselseitigen Verhältnis der Großmächte geprägt sein.

Im September 2007 verbrachten der indische Elefant und das amerikanische Seeungeheuer ihren Badeurlaub im östlichen Golf von Bengalen. Unter der Bezeichnung "Malabar 07-02" hielten die Streitkräfte beider Länder vor den Küsten Thailands, Malaysias und Burmas gemeinsame Luft- und Seemanöver von noch nie da gewesenem Ausmaß ab. 26 Kriegsschiffe nahmen teil, und der indische Flugzeugträger INS Viraat durfte mit zwei atomgetriebenen US-Artgenossen trainieren. Der chinesische Dickhäuter durfte von seinen burmesischen Stützpunkten aus nur zusehen. Mit hoch gezogenen Augenbrauen musste er registrieren, wie weit die indisch-amerikanische Sicherheitspartnerschaft bereits gediehen war. Feststellen musste er ebenfalls, dass man ihn zu dieser militärischen Pool Party nicht eingeladen hatte, wohl aber Australien, Japan und Singapur, die mit je ein bis zwei Schiffen mit von der Partie waren.

In Peking weiß man, dass Indien seit einigen Jahren ein Netzwerk sicherheitspolitischer Kooperationen und militärtechnischer Zusammenarbeit mit anderen Staaten in der Region strickt: Ein Netzwerk, dass sich nicht mehr auf die unmittelbare Nachbarschaft des Landes, in dem dieser schon seit seiner Gründung eine De-facto-Hegemonie ausübt, beschränkt. Spätestens seit April 2007, als drei indische Kriegsschiffe an einem japanisch-amerikanischen Seemanöver vor der Küste Japans teilnahmen, spannt es sich halbmondförmig um die ganze VR China herum bis hoch zum Zugang des Gelben Meeres. Zwar ist Indien trotz Atomwaffen heute noch keine militärische Supermacht, und trotz deutlicher und kontinuierlicher Erhöhung des indischen Verteidigungsbudgets über die vergangenen Jahre noch keine Seemacht. Es findet aber zunehmend Gefallen an solchen Vorstellungen. Das Großmachtkonzept, dass die Regierung Vajpayee im Jahr 2003 verabschiedete, beinhaltete sowohl ein Flottenbauprogramm als auch den Ausbau der militärischen Beziehungen nach Südostasien.

Operation Sea Wave

Ältester und bedeutendster Partner Indiens in dieser Region ist Vietnam, mit dem schon seit dem Vietnamkrieg sicherheitspolitische Beziehungen bestehen. Sie wurden im März 2000 zu einer strategischen Partnerschaft in zahlreichen Politikfeldern vertieft. Die Kooperation umfasst indische Waffenlieferungen und Wartung vietnamesischer Waffensysteme aus russischer Produktion sowie Zusammenarbeit bei der Seeüberwachung im sensiblen Südchinesischen Meer. Mit den Philippinen unterzeichnete Delhi im Februar 2006 ein Abkommen über militärische Zusammenarbeit, die auch die Ausbildung militärischer Fachkräfte durch Indien beinhaltet. Australien willigte im Juli 2007 nicht nur in Kooperation bei der Terroristen- und Piratenbekämpfung ein, sondern gab auch zu verstehen, dass selbst die Lieferung von Uran für Indiens Nuklearindustrie denkbar sei. Das jüngste Abkommen wurde im Oktober 2007 mit Singapur geschlossen, mit dem Indien schon seit 1993 gemeinsame Marineübungen abhält. Es sieht eine Zusammenarbeit der Luftstreitkräfte beider Staaten vor, was für Indien einen Blick auf die modernen Waffensysteme der Republic of Singapore Air Force (RSAF) ermöglicht, während diese einige ihrer Waffenübungen aus dem eigenen überfüllten Ballungsraum auf indische Luftbasen auslagern kann. Interessant macht Singapur auch, dass es wie Australien ein Glied in der Kette des amerikanischen Sicherheitsarrangements in der Region ist und Indien helfen kann, weiter in diesem Club Fuß zu fassen. Zuletzt muss auch die Operation Sea Wave, die große Hilfsaktion Indiens für die von dem Tsunami betroffenen Gebiete in Südostasien, Sri Lanka und den Malediven Anfang 2005, in diesem Kontext gesehen werden. Mit 32 Schiffen führte die indische Marine damals die größte nichtmilitärische Operation ihrer Geschichte durch – ein deutliches Signal an die östlichen Nachbarn.

Die Südostasienpolitik Indiens wurde zu Beginn der Neunziger Jahre im Zuge der Look-East-Policy der Regierung Rao neu definiert und wird heute von wirtschaftspo­litischer Kooperation bestimmt. Allerdings hatte sie stets eine starke sicherheitspolitische Kom­ponente und steht im Zeichen der bilateralen Beziehungen zur Volksrepublik China. Wenn es auch mit dieser seit 1999 einen sicherheitspolitischen Dialog mit Ansätzen zur Kooperation und selbst gemeinsame Manöver gibt, so kann das Konfliktpotential zwischen beiden Großmächten nicht übersehen werden: Es bestehen Grenzkonflikte und widerstreitende Interessen gegenüber ihren kleineren Nachbarn, noch verstärkt durch Konkurrenz um Märkte und Rohstoffe im Zuge der Globalisierung ihrer Volkswirtschaften. Indien ist heute bereits der sechstgrößte Rohölverbraucher der Welt und muss 70 Prozent seines Bedarfs durch Importe decken. Die Rohölvorkommen auf dem indischen Festland und auch die Off-Shore-Felder vor der eigenen Küste werden nicht verhindern können, dass Indien im Jahr 2030 90 Prozent seines Öls einführen werden muss (Wagner 2007). Indien wird sich genau wie China an der Nutzung der natürlichen Ressourcen auf den Kontinentalschelfs beteiligen, was auch die Konflikte um deren Aufteilung in 200-Meilen-Wirtschaftszonen einschließt. Im Herbst 2007 deutete sich während der Burma-Krise bereits an, wie wichtig es der indischen Politik ist, ihre Anteile an der dortigen Ölförderung zu sichern. Auch der indisch-chinesische Himalaya-Krieg von 1962 ist noch nicht vergessen. Die Aufrüstung der Volksbefreiungsarmee wird in Indien genau beobachtet. Auffallend viele Stimmen in der indischen Öffentlichkeit bezeichnen die VR China als Konkurrenten und potentielle Bedrohung. China betreibt seit langem Einflussnahme in Indiens "natürlichem Hinterhof" Pakistan, Burma und Nepal, aber auch in Bangladesh, Sri Lanka und den Malediven. Für Indien ist daher der Gedanke nahe liegend, China vor dessen Haustür Paroli zu bieten, eben im Süd- und Ostchinesischen Meer, wo die Volksrepublik versucht, ihre Hoheitsgewässer auszuweiten und ihre Nachbarn zu kontrollieren. Da erscheint eine indische Prä­senz in diesen Gewäs­sern und die Unterstützung Japans, der ASEAN und speziell Viet­nams, legitim und geeig­net, Chinas Einfluss einzudämmen.

Im östlichen Golf von Bengalen hat Delhi bereits unilaterale Maßnahmen zur Sicherung seiner Seeterritorien und Seewege eingeleitet und mit hohem Aufwand militärische Infrastruktur auf den Andamanen und Nikobaren geschaffen. Der Handelsverkehr durch die Straße von Malakka und die anderen Seepassagen Südostasiens ist aufgrund der florierenden Wirtschaftsbeziehungen mit Südostasien, Japan und dem ganzen pazifischen Raum für Indien von vitaler Bedeutung. Fast der gesamte indische Außenhandel wird auf dem Seewege abgewickelt. Die Gefahren der gerade in indonesischen Gewässern wieder zunehmenden Piraterie und ihre mögliche Verknüpfung mit lokalen Aufstandsbewegungen und Terroristen schafft Indien und den ASEAN-Staaten ein gemeinsames Anliegen. Indien nahm im April 2000 an den von Japan organisierten Anti-Piracy-Challenges in Tokio teil und führt seit 2004 mit Indonesien und seit 2005 mit Thailand gemeinsame Patrouillen in der Andamanensee durch. Es versucht, sich in die multilateralen Kooperationsprojekte zum Schutz der Malakkastraße einzubringen und wird dabei von den USA unterstützt, deren Nachschubtransportern indische Schiffe 2002 während des Afghanistan-Krieges Geleit durch die Malakkastraße gewährten.

In Zeiten des Ost-West-Konfliktes garantierte die Truppenpräsenz der USA und Großbritanniens gerade den insularen Staaten Malaysia, Indonesien und den Philippinen trotz aller Regionalkonflikte Sicherheit vor auswärtigen Angreifern – und ermöglichte ihnen, mit relativ kleinen Streitkräften und wenig schwerem Kriegsgerät auszukommen: Sicherheit trotz niedriger Militärbudgets. Die Truppen waren eher als innenpolitischer Machtfaktor und zur Bekämpfung von Aufständischen da. Die Philippinen zum Beispiel mit ihren über 7.000 Inseln verfügen heute nur über eine einzige Fregatte und ein halbes Dutzend halbwegs moderner Kampfflugzeuge. Indonesien kam 1990 für seine 17.500 Inseln und seine 200 Millionen Einwohner mit einem offiziellen Budget von damals umgerechnet nur 1,5 Milliarden US-Dollar aus (Zahlen aus: The Military Balance 1991-92ff).

Die Ambitionen der Volksrepublik China, weite Teile des Südchinesischen Meeres zum eigenen Hoheitsgewässer zu erklären, der Rückzug der USA von den Philippinen, Piraterie und diverse Grenzkonflikte untereinander ließen die ASEAN-Staaten ab etwa 1990 umdenken. Sie modernisierten ihr Militär und schufen sich mit Lenkwaffenschiffen, U-Booten und Mehrzweckkampfflugzeugen Grundlagen für kombinierte See-Land-Luftkriegsführung im Stil des 21. Jahrhunderts. Malaysia gönnte sich ähnlich wie Indien französische U-Boote und Kampfflugzeuge aus Russland und den USA, Indonesien erhöhte seinen Verteidigungsetat bis 1999 auf fünf Milliarden und 2006 auf zehn Milliarden US-Dollar. Thailand legte sich sogar einen kleinen Flugzeugträger zu. Die Stadtrepublik Singapur mit ihrer sensiblen Sicherheitslage importierte modernste US-Waffen, baute eine eigene Rüstungsindustrie auf und besitzt heute die leistungsfähigsten Streitkräfte der Region. Bis 2009 werden sechs der hochmodernen, auf französischer Technologie basierenden französischen Tarnkappen-Fregatten der Formidable-Klasse für Singapur in den Straits patrouillieren. Fünf der Schiffe wurden in Singapur selbst gebaut. Allerdings stellte man auch in Südostasien fest, dass Aufrüstung nicht unbedingt mehr Sicherheit schafft. Jedes neue Waffensystem ist eine potentielle Bedrohung des Nachbarn und zwingt ihn dazu, seinerseits aufzurüsten – was für alle Beteiligten schließlich weniger Sicherheit bei höheren Kosten bedeutet. Darüber hinaus ist die Anschaffung schwerer Waffensysteme außer teuer auch nicht unbedingt militärisch effizient. Bei der asymmetrischen Kriegsführung gegen Guerilleros, Piraten und Terroristen, die in Südostasien auch weiterhin wichtigste Aufgabe der Streitkräfte sein wird, sind russische Luftüberlegenheitsjäger und teure deutsche U-Boote wenig hilfreich.

Ein freundlicher Hegemon wäre wünschenswert

Die Anwesenheit eines – freundlichen – Hegemons in der Region, der Sicherheit und Stabilität schafft, ohne seine Schutzbefohlenen zu gängeln, ist daher nicht ganz uninteressant. Die VR China kommt dafür nicht in Frage. Sie hat sich durch ihre exorbitanten Besitzansprüche im Südchinesischen Meer und den Versuch, diese mit militärischen Pressionen durchzusetzen, bis auf weiteres disqualifiziert. Japan alleine ist historisch belastet, wirtschaftlich zu mächtig und wohl politisch auch zu unwillig dafür. Die "Hypermacht" USA, die sich seit dem 11. September 2001 wieder verstärkt in der Region engagiert, wird mit gemischten Gefühlen betrachtet und lieber multilateral eingebunden gesehen. Indien dagegen, wirtschaftlich in Südostasien aktiv, aber nicht dominierend, ohne virulente Konflikte mit ASEAN-Staaten und zu allem Überfluss noch ein demokratischer Rechtsstaat, erscheint da als ein vertrauenerweckender Kooperationspartner. Die indischen Streitkräfte werden nach Abschluss ihrer Modernisierung zwar stark genug sein, um zu schützen, aber bei weitem nicht stark genug, um zu bedrohen.

Das Militär der Republik Indien wiederum passt sich den veränderten strategischen Erfordernissen an. Nachdem der gesamte Indische Ozean inklusive der angrenzenden Meere und Meeresstraßen als indische Sicherheitszone definiert worden war, präzisierte die erste indische Marinestrategie von 2004 die erforderlichen Kapazitäten der indischen Marine: Fähigkeit zur power projection weit von den eigenen Küsten entfernt, zur Seeüberwachung in eigenen und fremden Küstengewässern, zu Luft- und Seelandungen und schnellen, konzentrierten Schlägen gegen feindliche Einrichtungen. Die Marine hat innerhalb der selbstbewussten indischen Streitkräfte die Rolle eines Stiefkindes, die sie so lange spielen musste, überwunden. Lange bekam sie nur etwa 14 Prozent des Verteidigungsbudgets (Lehr 2005), das von neun Milliarden US-Dollar im Jahr 1990 bis 1998 auf 14 Milliarden US-Dollar und bis 2006 auf 22,3 Milliarden US-Dollar erhöht wurde. Wenn ein großer Teil der Aufstockungen auch für Delhis ehrgeiziges Atomraketen-Programm draufgeht, so hat es die Marine doch geschafft, für ihre neuen Aufgaben eine Reihe Anschaffungen durchzusetzen.

Dabei ist Indien auch bei der Modernisierung seiner Waffensysteme im Vorteil gegenüber China, das sanktionsbedingt um jeden Technologietransfer für seine Streitkräfte ringen und seinen veralteten militärisch-industriellen Komplex mit Eigenmitteln aufbauen muss. Ausländische Waffen kommen fast nur aus Russland – und das zögerlich. Indien dagegen steht für seine Streitkräfte, die drittgrößten der Welt, heute fast die ganze Angebotspalette der internationalen Waffenindustrie zur Verfügung. Frankreich und Deutschland liefern U-Boote der Marken Scorpion und Type 209, die USA Flugzeuge, Hubschrauber und Landungsunterstützungsschiffe für amphibische Operationen, Israel technische Ausrüstung. Indien konnte in Israel Phalcon-Radarsysteme beziehen, die für den Aufbau eines AWACS-ähnlichen luftgestützten Überwachungsnetzes benötigt werden – die VR China war zuvor mit einer Bestellung in Israel an einem US-Veto gescheitert. Selbst die Russische Föderation bevorzugt Indien als Handelspartner bei so sensiblen Gütern, da sie nicht fürchten muss, dass ihre Waffen eines Tages an einer gemeinsamen Grenze gegen sie selbst eingesetzt werden. Von ihr stammt auch der dickste Fisch, den die indische Marine an Land ziehen konnte: Der russische Träger Admiral Gorshkov, der ab Ende 2008 unter dem Namen Vikramaditya fahren und Indiens Marinefliegern ganz neue Möglichkeiten bieten wird. Die indische Rüstungsindustrie, die durch Joint Ventures mit sowjetischen und später russischen Rüstungsfirmen entstand, modernisiert sich und baut Panzer, Flugzeuge, Hubschrauber, Lenkwaffenzerstörer wie die neue Bangalore-Klasse, und Fregatten – manche in Lizenz, immer mehr aber aus eigener Entwicklung. Einen dritten Flugzeugträger, die Vikrant, baut Indien seit 2005 in Kerala selbst, und er wird wohl nicht der einzige seiner Klasse bleiben.

Die Bedingungen für ein dauerhaftes sicherheitspolitisches Engagement Indiens in Südostasien scheinen somit vielversprechend. Die Frage ist, ob es kodifiziert und institutionalisiert wird. Sollte sich Indien gemeinsam mit Japan zu stark an das aus Australien, Neuseeland und Großbritannien sowie aus Malaysia und Singapur bestehende und von den USA geförderte Five-Power-Defence-Arrangement binden, könnte sich die gemeinsame Initiative für Sicherheit und Stabilität in Asien schnell zu einem antichinesischen Einhegungsbündnis entwickeln. Eine "gemeinsame sicherheitspolitische Erklärung" Japans und Australiens im März 2007 und ein "quadrilaterales" Treffen Indiens, Japans, Australiens und der USA am Rande der ARF-Tagung in Manila im Mai 2007 nährten solche Spekulationen in der Presse und riefen in Peking trotz gegenseitiger Beteuerungen der Beteiligten Beunruhigung hervor. Die VR China hat kaum eine andere Wahl, als ihre Politik der Kooperation und Vertrauensbildung mit den ASEAN-Staaten fortzusetzen. Sonst werden sich die Fäden der Sicherheitsbeziehungen, die Indien spinnt, bald zu einem Netz verdichten, in dem der chinesische Elefant eines Tages gefangen werden könnte. Aber da Elefanten trotz aller Trampeligkeit intelligente Tieren sind, wird er den kleineren Staaten Südostasiens verständlich machen, dass es sinnvoll ist, einen weiteren Elefanten in ihrer Nähe zu dulden – falls sich der indische Elefant oder die beiden Seedrachen eines Tages rüpelhaft aufführen und man jemanden braucht, der ihnen Benehmen beibringt.

 

 

(Der Beitrag ist Bestandteil der in einer Kooperation des Südasien-Informationsnetz mit der südostasien-Informationsstelle am Asienhaus Essen erschienen Ausgabe der Zeitschrift südostasien 4/2007)

 

Dieser Beitrag gehört zum Schwerpunkt: Südasien und Südostasien .

Quellen

  • Möller, Kay: Maritime Sicherheit und die Suche nach politischem Einfluss in Südostasien. SWP-Studie, Berlin 2006
  • Deutsche Bank Research: Indien – Auf dem Weg zur Weltmacht? 8. Februar 2006
  • Lehr, Peter: Seemacht Indien? Ein Jahr nach der Veröffentlichung der neuen Marinedoktrin. Indien 2005, Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Hamburg 2005, S.93-113
  • The International Institute for Strategic Studies IISS: The Military Balance. London, Ausgaben von 1991-1992 bis 2007
  • Schofield, Julian: War and Punishment. The Implication of Arms Purchase in Maritime Southeast Asia. The Journal of Strategic Studies, Vol. 21, No. 2 (June 1998)
  • Wagner, Christian: Energie, Sicherheit und Außenpolitik in Indien. SWP-Studie, Berlin 2007
  • World Socialist Web Site: Why has India blocked foreign tsunami aid to the Nicobar and Andaman Islands?

Kommentare

Als registriertes Mitglied können Sie einen Kommentar zu diesem Beitrag verfassen.