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Südostasien zählt seit Jahrzehnten zu den Regionen der Erde mit einem stark wachsenden ausländischen Tourismus. Ereignisse wie SARS 2003 oder der Tsunami des Jahres 2004 haben diese Entwicklung unterbrechen, aber nicht aufhalten können. Westliche Industriestaaten und Japan stellen einen großen Teil der internationalen Touristen; im regionalen Rahmen sind die jeweiligen Nachbarstaaten wichtige Herkunftsgebiete. Bedeutend geworden ist auch der interregionale Tourismus aus ostasiatischen Staaten. Im Jahre 2005 kamen 16,2 Prozent der ausländischen Touristen im südostasiatischen Raum aus Ostasien. Stark wachsend ist der Tourismus aus China, die Anzahl der Besucher aus Indien ist mit einem Anteil von 2,4 Prozent noch relativ gering, zeigt aber hohe Wachstumsraten auf.
Spätestens mit Beginn der 21. Jahrhunderts ist ein wachsender indischer Auslandstourismus zu beobachten. Hintergrund dieser Entwicklung ist zum einen die wirtschaftliche Entwicklung Indiens, die es einer wachsenden Mittelschicht ermöglicht, vom Wirtschaftsaufschwung ihres Landes zu profitieren. Dies manifestiert sich unter anderem auch in Form von Auslandsreisen, wobei Südostasien zurzeit nur ein Ziel von vielen ist. 2006 haben etwa 8,3 Millionen Inder Auslandsreisen unternommen, sowohl intrakontinental wie auch innerasiatisch. Das ist allerdings eine geringe Anzahl von Touristen im Vergleich zu 430 Millionen Binnenreisenden. Etwa drei Millionen der Auslandsreisenden besuchten Länder im asiatisch-pazifischen Raum. Weiterhin begünstigten politische Entwicklungen in Asien das Anwachsen des binnenasiatischen Tourismus. So profitierte die Tourismusindustrie von einer Expansion der Open-Sky-Politik. Die Privatisierung indischer Flughäfen wie etwa in Neu Delhi oder Mumbai brachten Verbesserungen für Flugtouristen. Bis heute sind in Indien 15 Flughäfen für den internationalen Verkehr geöffnet. In den letzten Jahren war eine deutliche Zunahme der Flüge zwischen Indien und Südostasien, zum Beispiel nach Bangkok zu verzeichnen.
Ein weiterer Grund für das Anwachsen von Flugreisen sind unter anderem die vielen neuen Billigflieger, die vor allem den indischen Binnenmarkt bedienen, aber auch Flugziele in Südostasien anfliegen. Jet Airways fliegt von Indien nach Thailand, Malaysia und Singapur. Auch versucht Sri Lankan Airlines schon seit längerer Zeit erfolgreich von Südindien über Colombo, als Hub für den internationalen Reiseverkehr, günstige Angebote, auch für südostasiatische Staaten, anzubieten. Zudem beginnen private südostasiatische Fluggesellschaften Indien anzufliegen. Die starke indische Währung stärkt die Möglichkeit für Inder, relativ preisgünstig in das asiatische Ausland zu reisen. Günstige Angebote der Tourismusindustrie fördern ebenfalls Auslandsreisen.
In Südostasien ist Thailand das Land mit den meisten Touristen aus dem Ausland. 2005 reisten 11,6 Millionen, 2006 über 13,8 Millionen Menschen nach Thailand ein (Deutschland hat 21,5 Millionen ausländischer Touristen); der internationale Tourismus brachte Thailand 2005 Deviseneinnahmen in Höhe von 12,6 Milliarden US-Dollar. Umfragen sehen Thailand als das beliebteste Urlaubsziel in Südostasien.
Der internationale Thailandtourismus begann schon im 19. Jahrhundert, entwickelte sich in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts zu einem Massentourismus, der in seiner Boomphase der 1970er Jahre stark europäisch geprägt war. Seit den 1990er Jahren ist eine Asiatisierung des Thailandtourismus zu beobachten, unter anderem durch viele Touristen aus Japan und jetzt auch aus der VR China. Im Vergleich dazu ist der Anteil der Touristen aus Indien noch klein, aber relativ stark wachsend. Im Jahr 2005 besuchten 352.766 Inder Thailand, 2006 stieg die Zahl auf 429.732, für 2007 werden etwa 500.000 indische Touristen in Thailand erwartet. Die meisten indischen Touristen kamen 2005 aus der Hauptstadtregion um Neu Delhi (143.905) und aus Maharashtra (75.578), zumeist Ferienreisende (71,8 Prozent); weit dahinter folgen an zweiter Stelle Geschäftsreisende. Die Ausgaben der indischen Touristen liegen mit 90,80 US-Dollar auf gleicher Höhe wie die der deutschen Touristen. Unterschiedlich sind aber die Zielgebiete indischer und deutscher Touristen. Während deutsche Touristen neben Bangkok auch die verschiedenen Ziele des Badetourismus besuchen, konzentriert sich der Thailandaufenthalt indischer Touristen stark auf Bangkok; daneben hat Pattaya - nicht zu weit von Bangkok gelegen - eine gewisse Bedeutung als Ferienziel. Dies mag ein Hinweis auf einen hohen Anteil an Einkaufstourismus aus Indien sein, worauf auch die kürzere Aufenthaltsdauer von Indern im Vergleich mit westlichen Gästen deutet. Die großen Kaufhäuser in Bangkok, und viele andere Einkaufsgelegenheiten, machen die Stadt zu einem Zentrum des Einkaufstourismus.
Der indische Auslandstourismus ist stark geprägt vom Einkaufstourismus. Neben London und Dubai sind Singapur und Bangkok in Südostasien interessante Ziele. Mit ihren hohen Ausgaben sind indische Touristen gern gesehene Gäste. Kuala Lumpur ist ein weiteres beliebtes Ziel der indischen Touristen in Südostasien. Mit ihren Shopping Malls bieten diese Destinationen vielfältige Möglichkeiten für einen Einkaufstourismus. In den letzten Jahren ist auch zwischen Indien einerseits und Malaysia und Singapur andererseits die Anzahl der Flugverbindungen gewachsen. Die neuen Billigflieger beginnen auch diese Strecken anzubieten. 2006 besuchten knapp 660.000 Inder Singapur. Alleine im September 2007 waren es mit rund 55.000 in einem Monat mehr Touristen als im gesamten Jahr 2006 in Indonesien (54.356) oder den Philippinen (31.959 Touristen aus Südasien). Indien wurde zum größten Wachstumsmarkt des Tourismus nach Singapur. Für 2007 werden circa 750.000 indische Touristen erwartet. Singapore International Airlines (SIA) fliegt im Herbst 2007 alleine 52mal pro Woche verschiedene indische Städte an. Allerdings nutzen auch viele Inder Singapur nur als Transit zum Weiterflug in die USA. Die Indienflüge der SIA sind bis zu 80 Prozent ausgelastet.
Mit dem Anwachsen der Anzahl der indischen Touristen gewinnt eine neue Gruppe von Touristen Bedeutung für den südostasiatischen Reisemarkt und trägt zu einer weiteren Asiatisierung im Tourismus bei. Noch ist ihr Anteil relativ gering, aber mit der weiteren Entwicklung der indischen Wirtschaft und dem weiteren Aufstieg einer indischen Mittelschicht wird auch der Anteil indischer Touristen in Südostasien wachsen. Zurzeit soll die indische Mittelschicht über 60 Millionen Menschen umfassen. Bis 2025 werden Zahlen bis über 500 Millionen genannt.
Die südostasiatischen Staaten werben auf dem indischen Markt für ihre Länder; Roadshows warben in diesem Jahr in Bangalore, Mumbai und Neu Delhi für den Zielmarkt Thailand. Messbar ist im Moment nur der wirtschaftliche Einfluss der indischen Touristen, etwa über die Höhe ihrer Ausgaben während des Urlaubs.
Umweltprobleme durch den Tourismus bestehen schon heute, sei es vor Ort oder für das Klima durch die vielen Flugreisen. Deren Umfang wird nicht nur durch die indischen Touristen weiter wachsen. Destinationen wie Pattaya oder Phuket scheinen heute schon als überentwickelt, haben Probleme bei der Wasserversorgung in regenarmen Zeiten, wie bei der Abwasserbehandlung. Allerdings gibt es in Samui und Phuket auch zwei der drei modernen Müllverbrennungsanlagen Thailands. Neue Regionen im südlichen Thailand, etwa Krabi und Ko Lanta, werden touristisch erschlossen, weitere Landschaften werden touristisch verbraucht.
Über die wachsende Anzahl der asiatischen, und damit auch indischen Touristen, und deren Einfluss in Südostasien ist bisher nur wenig bekannt. Die Beschäftigung mit der Frage, wie sich sozialer Einfluss asiatischer Touristen manifestiert, war bisher sehr gering.
Eine Konferenz in Singapur 2006 mit dem Titel "Of Asian Origin - Rethinking Tourism in Contemporary Asia" setzte sich mit Fragen der sozialen wie auch politischen Folgen des touristischen Wandels in Asien auseinander. Tourismus in Südostasien ist nicht mehr "Entwicklungsländertourismus", der Urlaub von Menschen aus den "Ländern der Reichen im Norden in die Länder der Armen im Süden" oder nur Ferntourismus. Heute entstehen mit Touristen "of Asian origin" neue Fragestellungen zum Tourismus in Südostasien.*
*) Eine Publikation der Beiträge der Konferenz bleibt abzuwarten.
(Der Beitrag ist Bestandteil der in einer Kooperation des Südasien-Informationsnetz mit der südostasien-Informationsstelle am Asienhaus Essen erschienen Ausgabe der Zeitschrift südostasien 4/2007)
Dieser Beitrag gehört zum Schwerpunkt: Südasien und Südostasien .
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