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07. September 2005. Schwerpunkte: Menschenrechte in Indien

Die Menschenrechte erheben universellen Geltungsanspruch. Doch die Interpretation und jeweilige Ausgestaltung dieser Rechte sind zum Großteil Aufgabe der einzelnen Vertragsstaaten selbst. Indien hat sich mit der Unterzeichnung der beiden Menschenrechtspakte - dem Zivilpakt und dem Sozialpakt von 1976 - zu den jeweiligen Rechten bekannt. Im weitesten Sinne sollen die Menschenrechte nicht nur die Bürger gegen willkürliches staatliches Handeln schützen, sondern auch den Staat in die Pflicht nehmen, bestimmte menschenrechtliche Mindeststandards zu garantieren. Inwieweit Indien seiner Verpflichtungen nachkommt und die Menschenrechte tatsächlich umsetzt, soll in diesem Themenschwerpunkt diskutiert werden. Dabei stellt sich einerseits die Frage, wie sich die Menschenrechte im kulturell heterogenen Indien inhaltlich bestimmen lassen, und andererseits, inwieweit die (westliche) Idee universeller Menschenrechte als geeignete Grundlage für den Diskurs und den Kampf für ein menschenwürdiges Leben dienen können.

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

neben einer allgemeinen Einführung in die Menschenrechtsthematik auf internationaler Ebene und einer speziellen Darstellung der Menschenrechte in Indien werden in den Beiträgen einzelne Rechte ausführlicher dargestellt. Darüber hinaus werden auch Verletzungen von Menschenrechten, sowie positive Beispiele, bei denen Indien als Vorbild dient, thematisiert. Dabei sollen nicht nur die allgemein akzeptierten und "klassischen" Menschenrechte der ersten und zweiten Generation diskutiert werden, sondern auch die umstritteneren oder sich neu entwickelnden Menschenrechte der dritten Generation.

Die Beiträge von Michael Schied und Jona Aravind Dohrmann geben zunächst eine Einführung in die Entwicklung der Menschenrechte ( Indiens Weg und die Entwicklung der Menschenrechte ), um den Rahmen für die Diskussion der Menschenrechte im indischen Kontext zu setzen ( Menschenrechte im indischen Kontext ).

Der andauernde Konflikt in Kaschmir hat eine Reihe von massiven Menschenrechtsverletzungen zur Folge. In einem Reisebericht von Eva Maria Teja Mayer werden die mit der Konfliktsituation einhergehenden Verletzungen, vor allem der im Zivilpakt verankerten bürgerlichen und politischen Menschenrechte, durch indische Sicherheitskräfte dokumentiert ( Eindrücke einer Reise nach Kaschmir ). Ergänzt wird der Bericht durch ein Interview von Susanne Gupta mit dem kaschmirischen Anwalt Parves Imroz über die aktuelle Lage und die Bedingungen von Menschenrechtsarbeit in der Bürgerkriegsregion ( "Leider hat sich die Situation nicht verbessert" ).

Urmila Goel beschreibt die Unterdrückung "queerer" Gruppen in Indien und hebt die Bedeutung der Menschenrechte für die Akzeptanz der Rechte dieser Gruppen, insbesondere der Rechte Homosexueller, hervor ( Million Voices Campaign ).

Subin Nijhawan beschäftigt sich mit der Umweltrechtsthematik. Können die Menschenrechte auch Rechte auf eine saubere Umwelt umfassen? Am Beispiel der Auslegung des in der indischen Verfassung verankerten Rechts auf Leben durch den Supreme Court, geht er der Möglichkeit nach, Umweltrechte menschenrechtlich zu begründen ( Recht auf eine saubere Umwelt ).

Die Problematik und mangelnde Umsetzung der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Menschenrechte wird von der Berliner-Gruppe der internationalen Menschenrechtsorganisation FIAN (FoodFirst Information- and Action Network) am Beispiel des Rechts auf Nahrung diskutiert. Dabei wird auch gezeigt, wie der Druck auf den Staat durch Nichtregierungsorganisationen und die Zivilgesellschaft positiv auf die Umsetzung der Menschenrechte wirken kann ( Der Kampf um das Menschenrecht auf Nahrung in Indien ).

Eine interessante Lektüre wünschen Ihnen im Namen der Redaktion,

Kristina Roepstorff, Eric Töpfer und Subin Nijhawan

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