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Pronab, der Regisseur des auf dem 1. Asien-Pazifik Filmfestivals in Berlin (September 2003) gezeigten Films "Confluence of Culture - Kashmir", möchte hingegen ein ganz anderes Bild der Region aufzeigen. Er stellt Kashmir als einen Ort vor, welcher aufgrund seiner Tradition, Kultur und Entwicklung seinesgleichen in der Welt sucht. Die Mythen Kashmirs legen demnach Zeugnis von einer Geschichte ab, die auf Spiritualität und Toleranz beruhen und die, folgt man den Gedanken des Regisseurs, somit wahrhaft säkular sind. Drei große Religionen, Shivaismus, Buddhismus und sufistischer Islam, lebten hier Jahrhunderte lang friedlich nebeneinander und schufen so die Grundlage der Identität der Region, des "Kashmiriyats".
Der Film zeigt dann detailliert, wie diese Identität ihren Ausdruck im Gesang, in der Dichtkunst und in der Theaterkunst fand. Laut Farooq Nazki, der im Film interviewt wird, haben die Ereignisse der letzten 10 Jahren, die im Namen des "Kashmiriyats" begangen wurden, daher nichts mit diesem gemein. Denn Kashmiriyat bedeute Freundschaft, Koexistenz, Toleranz, Brüderlichkeit, gegenseitiger Respekt. Und Kashmir, das von den Sufis und Rishis geprägt wurde, war niemals im Namen der Religion geteilt gewesen.
In modernen Zeiten, so behauptet nun der Film, wird das Kashmiriyat politisch von Sheikh Abdullah repräsentiert. Mehr noch, Kashmiriyat sei im eigentlichen Sinne Ausdruck Indischer Kultur in Kashmir, der Begriff könne keinesfalls für die Forderung nach Abtrennung des Staates von der Union in Anspruch genommen werden.
Pronab zeigt in seinem Film viele touristische Aufnahmen Kashmirs, läßt namhafte Intellektuelle zu Wort kommen und inszeniert bedeutende Abschnitte in der Geschichte des Landes schauspielerisch nach. Somit konnte ich mich auch darüber freuen, das Hausboot einer meiner langjährigen Freunde, auf dem ich ebenfalls bereits schon Urlaub machen konnte, in Großaufnahme wieder zu sehen. Der Film scheint unpolitisch zu sein, da er lediglich ein Plädoyer für die angeblich ewig geltenden kulturellen Werte Kashmirs abgibt. Doch das Ergebnis ist hochgradig politisch.
Der Film zeigt kein kritisch differenziertes Bild und fragt nicht, worin die inneren Ursachen der Konflikte der letzten Jahren liegen könnten. Zunächst stellt er die Rolle Sheikh Abdullahs als zu einseitig und zu positiv, womit er auch als Werbung für die National Conference verstanden werden könnte. Pakistan, pathanische Invasoren und der zu Unrecht an der Macht befindliche König Hari Singh kommt die ganze Schuld zuteil. So löblich das Anliegen des Regisseurs ist, ein Bild des Islams in Kashmir zu zeigen, der nicht gewalttätig ist, so wenig spricht er dadurch den in anderen Regionen praktizierten Islam davon frei. Ein großes Defizit des Filmes ist es außerdem, daß der Regisseur keine einfachen Menschen zu Wort kommen läßt. Zum Ende des Films muß sich der kritische Zuschauer also fragen, von welchem Kashmir hier eigentlich die Rede ist.
Der Film sollte daher im Zusammenhang mit anderen Filmen gesehen werden. Ohne ihn als "nicht sehenswert" einstufen zu wollen, sind hierbei solche jüngst entstandenen Filme wie "Barbershop Politics" von Anja Schütz und Hannes Gieseler (3. Filmfestival der Menschenrechte, Nürnberg 2003) und "Pather Chujaeri" von Pankaj Rishi Kumar (32. Internationales Forum, Berlin 2002) eher zu empfehlen. Sie bringen den Konflikt in seiner Dimension nahe und zeigen seine Auswirkungen auf die Kultur und Lebensweise einer ganzen Generation. Diese Filme stehen so im Gegensatz zu dem idealisierten Bild Pronabs. Denn bei ihm kommen nur einige Intellektuelle zu Wort, die wenig Verständnis für die eigene Lage entwickelt zu haben scheinen und die somit kaum etwas zur Entwicklung ihres Landes beitragen können.
Regie: Pronab Bose
Produktion: Pronab Bose, Zober Iman
Land: Indien 2002 (52: 50 Min.)
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