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Eine frühe Faszination für das exotische Land Indien, verbunden mit einem allgemeinem Interesse an Sprachen und Sprachwissenschaft, veranlassten Max Müller nach seiner Kindheit in Dessau und Leipzig, sich für das Studium orientalischer Sprachen mit dem Schwerpunkt Sanskrit zu entscheiden. Über Leipzig, Berlin, Paris, London führte ihn sein Weg nach Oxford, wo er von 1848 bis zu seinem Tod im Jahr 1900 ein immenses wissenschaftliches Lebenswerk schuf.
Mit seiner vollständigen Edition des Rig Veda profilierte sich Max Müller in der klassischen Indologie. Darüber hinaus wurde er auch zum Pionier der vergleichenden Sprach- und Religionswissenschaften. Die Liste seiner Veröffentlichungen im Anhang des Buches umfasst Übersetzungen aus dem Sanskrit ins Deutsche und Englische, Abhandlungen und Vorlesungen über indische und andere indo-europäische Sprachen, die Systeme der indischen Philosophie, Logik und Astronomie, vergleichende Mythologie, die Entwicklung der Religionen, ein Buch über Ramakrishna, den Mystiker und Impulsgeber der Renaissance des Hinduismus, darüber hinaus Beiträge zu aktuellen politischen Themen und einen Roman.
Nirad Chaudhari beschreibt, für manche Leser wohl ausführlicher als nötig, das akademische Leben in Oxford, in dem es Max Müller oft schwer hatte, seine moderne Herangehensweise an Mythologie und Religion gegen den noch weithin dominierenden konservativ anglikanischen Geist der Universität zu behaupten. Dennoch gelang es ihm mit der Herausgabe der "Sacred Books of the East", einer Serie von 50 wichtigen Texten aus den Religionen des alten Indien, China und Persien in englischer Übersetzung, jedem Interessierten einen selbständigen Zugang zu Vorstellungswelten außerhalb der christlichen und europäischen Traditionen zu verschaffen.
Mit seiner These, Europa könne vom Orient vieles lernen, trat Max Müller in Opposition zum imperialistischen Zeitgeist, der sich ja nicht zuletzt aus dem Postulat einer europäischen Mission zur Zivilisierung der vermeintlich rückständigen, abergläubischen Völker des Ostens nährte. Berühmt geworden ist seine Schrift "Indien - was kann es uns lehren?" Darin hebt er die Beiträge indischer Denker und Dichter zum philosophischen und literarischen Welterbe hervor und rät den Europäern, sich diese Schätze anzueignen.
Zwei sehr interessante Kapitel der Biographie behandeln Max Müllers Kontakte mit führenden bengalischen Intellektuellen wie Keshub Chunder Sen und Debendranath Tagore und seine aufmerksame, von Sympathie getragene Beobachtung der von Bengalen ausgehenden Bestrebungen zur Reformierung des Hinduismus. Skeptisch stand er der theosophischen Bewegung der Madame Blavatsky gegenüber, deren esoterische Auslegung der östlichen Religionen ihm überzogen und blindgläubig erschien.
Es versteht sich, dass Max Müller bei den indischen Intellektuellen sehr positiv aufgenommen wurde, gab er ihnen doch ein Stück des unter britischer Kolonialherrschaft gedemütigten Selbstbewusstseins zurück. Und anders als in Europa ist er noch heute in Indien ein sehr bekannter Mann, ein exemplarischer Brückenbauer zwischen Ost und West. Nach ihm wurden denn auch die indischen Zweigstellen des Goethe-Instituts benannt. Der Übersetzer der Biographie, Georg Lechner, war selbst Leiter des Max Müller Bhavan in Kalkutta, wo er Nirad Chaudhuri kennen lernte und sich von ihm für den Menschen und Wissenschaftler Max Müller begeistern ließ.
Für jeden, der sich für die Entwicklung der indisch-europäischen Kulturbeziehungen interessiert, ist das Buch sehr informativ und unbedingt lesenswert.
Nirad C. Chaudhuri: Friedrich Max Müller. Ein außergewöhnliches Gelehrtenleben im 19. Jahrhundert. Draupadi Verlag, Heidelberg 2008, 400 Seiten. 24,80 Euro.
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