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Die "eigentümliche Geistesverwandtschaft" (S.11) beider Dichter, Goethes Wahrnehmung des Orients und der westliche Einfluss auf den im 20. Jahrhundert schaffenden Dichter Tagore bilden den Schwerpunkt dieses 1973 im englischen Original erschienenen, in der deutschen Version aktualisierten und überarbeiteten Bandes. Mehr noch als eine Forschungsarbeit des damaligen Humboldt-Stipendiaten lässt sich das Bändchen als Liebeserklärung an Goethe und Tagore verstehen.
Seit der sensationellen Wirkung der Übersetzung von Kalidasas Drama "Shakuntala" 1789 durch William Jones wuchs das Interesse an indischen Epen, Hymnen und Schauspielen. Dabei tat es der Indien-Begeisterung der Romantiker keinen Abbruch, wenn sprachliche Nuancen ignoriert, sogar Passagen weggelassen wurden, "die (...) für den europäischen Geschmack zu gewagt erscheinen" (S.31). Die unterschiedlichen Spektren der Schriftsteller wurden demzufolge nicht beachtet, und die Europa fremde Literatur allzusehr durch die Brille der eigenen Voraussetzungen wahrgenommen. Nach einer frühen Phase von glühendem Enthusiasmus für indische Literatur wandte sich Goethe mehr und mehr den persischen Großmeistern zu, was sich dann insbesondere im "West-östlichen Diwan" niederschlug. Am Ende seines Lebens wandte sich Goethe von seiner Vision der Weltliteratur zunehmend ab und ersetzte sie durch das Konzept einer europäischen Literatur.
Auf der anderen Seite erkannte Tagore dagegen schon früh, dass "das Fundament der modernen bengalischen Literatur europäisch ist" (S.88). Doch darin ist kein Schade, Literatur ist nicht auf eine Nation und ihre kulturellen Wurzeln beschränkt, sondern soll als eine "bunte Kreation" (S.89) angesehen werden. Auch Tagore stellte eine schwer vermittelbare Diskrepanz zwischen moderner europäischer und indischer Literatur fest und distanzierte sich von der Vision einer Weltliteratur, die ihre kulturellen und sprachlichen Voraussetzungen transzendiert.
Dasgupta spricht viele Aspekte an, die er mit verschiedenen Quellen belegt. Ohne literarisches Hintergrundwissen ist dieses Sachbuch jedoch nicht zum Schmöckern geeignet.
Alokeranjan Dasgupta: Goethe und Tagore. Eine vergleichende Studie. Draupadi Verlag, Heidelberg 2008, 160 Seiten. ISBN: 978-3-937603-23-0, 15,80 Euro.
Diese Rezension erschien in der Zeitschrift Südasien, 28. Jahrgang, Nr. 3/2008, S.98.
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