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Call for Papers: Liebe Leserinnen und Leser, in loser Folge möchten wir Spezialisten vorstellen, die langjährig in der und über die Region gearbeitet haben - sowohl im akademischen als auch im nicht-akademischen Bereich - und daher fundierte Einblicke eröffnen können. Ziel ist es dabei entgegen den Trends einer oft schnelllebigen Mediengesellschaft das zumeist Jahre und Jahrzehnte umfassende Schaffen von Wissenschaftlern und Fachleuten in möglichst umfassender Bandbreite sichtbar zu machen, d.h. ein Werk durchaus mit unterschiedlichen Akzentsetzungen, Brüchen oder theoretischen Ansätzen vorzustellen. Die Redaktion freut sich wie immer auf Ihre Vorschläge, Ideen, Anregungen und Mitarbeit an dieser Reihe! ... [mehr ...]
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Die Hindunationalisten wollten aus prinzipiellen Gründen eine zweite Amtszeit für K. R. Narayanan, wie von fast der gesamten Opposition vorgeschlagen, verhindern. Denn der untadelige Präsident demonstrierte ihnen trotz seiner durch die Verfassung eingeengten Möglichkeiten mehrmals die Grenzen ihres Tuns und machte seinen Dissens deutlich.
Darüber hinaus wollten die Hindunationalisten keinen Präsidenten, der mit der politischen Kultur der einst Jahrzehnte in Indien regierenden Kongress-Partei lebensgeschichtlich verbunden war. Vielleicht hoffen gerade auch die zunehmend radikalen Kräfte im extrem hindunationalistischen Umfeld der Bharatiya Janata Party (BJP), die ein "Reich der Hindus" und letztendlich eine andere Republik anstreben, den sich mit keiner politischen Partei identifizierenden neuen Präsidenten Abdul Kalam manipulieren zu können und mit ihm bei Kontroversen leichteres Spiel als mit seinem Amtsvorgänger zu haben.
Vielleicht wird der äußerst vitale Kalam, dessen fünfjährige Amtszeit nun begonnen hat, aber all diese Erwartungen Lügen strafen. Fast 90 Prozent des kompliziert zusammengesetzten Wahlgremiums stimmten für den Sohn eines muslimischen Fischers aus dem Südstaat Tamil Nadu. Seine einzige Gegenkandidatin, die von Indiens Kommunisten aufgestellte Lakhsmi Sehgal, kam über einen Achtungserfolg nicht hinaus.
Die 87-jährige Ärztin hat sich vor 60 Jahren einen Namen als Oberst des Rani-Jhansi-Frauenregiments in der Indischen Nationalarmee von Netaji Subash Chandra Bose gemacht, in dessen Azad-Hind-Exilregierung sie erste Ministerin war. Nach Erlangen der Unabhängigkeit gründete sie die Demokratische Frauenorganisation mit, engagierte sich in der kommunistischen Bewegung und eröffnete in Kanpur in Uttar Pradesh eine Arztpraxis. In den Slums dieser Stadt leistet sie noch heute Sozialarbeit. Sehgal zeigte von Anbeginn keine Illusionen über den Wahlausgang. "Doch ein Kampf bleibt ein Kampf", sagte sie.
Der 71-jährige Junggeselle Abdul Kalam verfüge politischen Beobachtern zufolge und trotz verbreiteter Skepsis über ein umfassende Vision für die über eine Milliarde Menschen zählende Indische Union. Vertrauen auf die eigene Kraft und ein darauf beruhender Selbstrespekt mit dem Ziel einer umfassenden wissenschaftlich-technologischen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung gehören neben einer optimistischen Weltsicht zu seinen Grundannahmen, die ein Team von Wissenschaftlern und Experten in mehreren Bänden ("India 2020: Vision for the Millenium.") unter seiner Leitung für die indische Regierung ausarbeitete. In einem Vortrag in Delhi kritisierte er jedoch, dass die junge Generation sich zu einseitig auf die Informationstechnologie stürze, denn das Land benötige auch noch dringend Ingenieure und Chemiker.
Es wird spannend sein zu beobachten, wie sich Dr. Abdul Kalam im politischen System der Indischen Union mit zahlreichen Einzelstaatswahlen 2003, den fälligen Unterhauswahlen 2004 und angesichts der weiterhin angespannten außenpolitischen Lage behaupten und bewähren wird.
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