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14. April 2005. Nachrichten: Wirtschaft & Soziales - Indien Kashmir by Rail

Erste Teilstrecke der Eisenbahn von Jammu nach Srinagar eröffnet

Am 13. April 2005 eröffnete Premierminister Manmohan Singh unter starken Sicherheitsvorkehrungen einen neuen Eisenbahnabschnitt von Jammu ins nördlich gelegene Udhampur. Dies wird allgemein als weiterer Schritt im Dialog um Frieden in dem teilweise umkämpften Unionsstaat Jammu und Kashmir angesehen. Die neue Strecke ist Teil eines ehrgeizigen Projekts, das Hochtal von Kashmir an das indische Eisenbahnnetz anzuschließen.

Im Beisein des Ministerpräsidenten Mufti Mohammad Syeed, Eisenbahnminister Laloo Prasad Yadav und anderer hochrangiger Politiker wurde die 53 km lange Strecke für den Uttar Sampark Kranti Express freigegeben. Die indische Regierung, so erklärte Premier Singh, will damit über eine weiteren Friedensinitative in Jammu & Kashmir hinaus auch wirtschaftliche Anreize geben, die möglichst einen Aufschwung in Gang setzen und zu mehr Wohlstand führen soll. Die Streckeneröffnung fand weniger als eine Woche nach der historischen Jungfernfahrt der neuen Busverbindung zwischen Srinagar im indisch kontrollierten Kashmirtal und Muzaffarabad im von Pakistan kontrollierten Teil der umstrittenen Region statt.

Die Idee einer Anbindung des Hochtals von Kashmir an das nordindische Eisenbahnnetz hatte einem Bericht des Telegraph zufolge der Dogra-König Partap Singh bereits 1898. Allerdings dauerte es weitere 85 Jahre bis 1983 die damalige Premierministerin Indira Gandhi den Grundstein für das Vorhaben legte. Die Verwirklichung dieses ersten Streckenteils, der über 28 Brücken und durch 21 Tunnel führt, kostete 515 Crore Rupien (etwa 88 Millionen Euro). Einer der Tunnel, der unter der Pri Panjal Gebirgskette hindurchführt, ist mit einer Länge von über zehn Kilometern fortan der längste Indiens. Der Landweg von Jammu nach Srinagar wird durch die zu 20 Prozent aus Tunneln bestehende Bahnlinie von 294 auf 228 km verkürzt.

Angesichts der begründeten Gefahr von Anschlägen durch militante Separatisten gab Premier Singh kampfeslustig bekannt, dass die Fertigstellung der Trasse über die Städte Katra (in der Nähe des Vaishno-Devi-Schreins), Reasi, Qazigund und Srinagar bis ins davon 55 km westlich gelegene Baramulla im Jahr 2007 abgeschlossen sein wird. Die ingenieurstechnische Meisterleistung wird dann insgesamt 90 Tunnel umfassen sowie eine eineinhalb Kilometer lange und 400 m hohe Brücke über den Chenab-Fluss. Die geschätzten Gesamtkosten belaufen sich auf 7.000 Crore Rupien (etwa 1,2 Milliarden Euro).

New Delhis Politiker, aber auch die Landesregierung Sayeeds hoffen, dass die Zugverbindung wirtschaftliche Prosperität ins Hochtal von Kashmir bringt und auf diesem Weg Frieden im seit Jahrzehnten von bürgerkriegsähnlichen Verhältnissen erschütterten Tal gefördert wird. Dazu, so forderte es der indische Premierminister, müssten aber "die Zentralregierung, die Landesregierung [von Jammu & Kashmir] und die Einwohner gemeinsam an der Verwirklichung des Projekts arbeiten". In diesem Zusammenhang gab er den Umbau des bisher nur eingleisigen Schienenssystems zwischen Jalandhar (im Punjab) und Jammu im Rahmen eines nationalen Plans bekannt.

Eisenbahnminister Yadav erklärte, dass neben dem Ausbau der Infrastruktur des nördlichsten Unionsstaates die Kashmiris auch anderweitig profitieren würden. So gab er den Ausbau von Wartungs- und Versorgungseinrichtungen in Kathua und Manwal bekannt und versprach je einem Mitglied der landenteigneten Familien eine Anstellung bei der Eisenbahn. Zudem würden lokale Händler bevorzugt werden, Läden in den neuen Bahnhöfen zu eröffnen.

Neben einer besseren Versorgungsmöglichkeit - die Region erlebte erst im vergangenen Winter einen Nahrungsmittelengpass in Folge wochenlanger Schneefälle - wird künftig auch die Tourismusindustrie von der neuen Verbindung profitieren. Während es vorab aber weiterhin zehn Stunden dauern wird von Jammu mit dem Bus nach Srinagar zu gelangen, verkehrt der Uttar Sampark Kranti Express zwischen New Delhi und Udhampur künftig wöchentlich dienstags, donnerstags und samstags.

Quellen

  • Binoo Joshi: "Train at the end of Jammu tunnel", in: The Telegraph (Kolkata), 14.4.2005, S.7
  • Aatri Tikoo: "PM lays tracks of peace to Valley", in: The Times of India (Ranchi/Patna), 14.4.2005, S.10

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