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Nach seiner Verhaftung am 5. Mai 2005 wurde Abu Faraj von den Regierungen Pakistans und der USA zur "Nummer 3" der al-Qaida erhoben, er soll in der Kommandostruktur direkt unter Ussama bin Laden und Ayman al-Zawahiri gestanden haben. Das FBI zählte Abu Faraj jedoch nicht zu den 22 meistgesuchten islamistischen Terroristen.
Seine Beförderung zum dritten Mann in der al-Qaida-Hierarchie dürfte Abu Faraj dem Bedarf der USA und Pakistans an spektakulären Fahndungserfolgen zu verdanken haben. Obwohl die Regierungen beider Staaten davon ausgehen, dass sich die Führungsspitze in der Provinz Waziristan nahe der afghanischen Grenze aufhält und die pakistanische Armee in diesem Gebiet seit mehr als einem Jahr eine Militäroffensive durchführt, sind bin Laden und Zawahiri weiterhin auf freiem Fuß. Den pakistanischen Ermittlern gelang es nur, außerhalb dieses Gebiets einige bedeutende al-Qaida-Mitglieder zu fassen.
Einem dieser Fahndungserfolge verdankt Abu Faraj seinen Aufstieg. Er gilt als Nachfolger des im März 2003 verhafteten Khalid Sheikh Mohamed und leitete wahrscheinlich etwa ein Jahr lang terroristische Operationen in Pakistan. Die spektakulärsten Aktionen in dieser Zeit waren die beiden Anschläge auf den pakistanischen Präsidenten Pervez Musharraf im Dezember 2003. Es ist unwahrscheinlich, dass Abu Faraj die operative Führung behielt oder gar globale Leitungsfunktionen hatte, als er nach diesen Attentaten zu einem der meistgesuchten Männer Pakistans geworden war.
Für die Planung der Anschläge auf Musharraf war das Insiderwissen von Militär- oder Geheimdienstangehörigen erforderlich. Zwei Offiziere niederen Ranges wurden als Helfer der Attentäter verurteilt. Den Recherchen von Asia Times online zufolge sind in Attock Fort jedoch mehrere hundert Militärs und Zivilisten inhaftiert, die der Beteiligung an den Anschlägen verdächtigt werden. Unter ihnen sollen sich Mitarbeiter eines "Märtyrerfonds" befinden, den der pakistanische Geheimdienst ISI gegründet hat. Auch Abu Faraj ist ein alter Bekannter des ISI. Er arbeitete Ende der neunziger Jahre mit der "afghanischen Zelle" des Geheimdienstes bei der Unterstützung der Taliban zusammen.
Um außenpolitische Ziele zu erreichen, haben zivile Politiker und Militärs, unter ihnen auch Musharraf, in den achtziger und neunziger Jahren mit islamistischen Terroristen kooperiert. Musharraf hat nach seinem Putsch 1999 versucht, sich von diesen alten Verbündeten zu lösen und die Islamisten aus Machtpositionen im Staatsapparat zu verdrängen. Ihr Einfluss ist schwer abschätzbar, aber gemeinsam mit der Macht des islamistischen Parteienbündnisses MMA noch groß genug, um Musharraf zur Rücksicht zu zwingen. Die pakistanische Regierung weigert sich standhaft, offene militärische Hilfe der USA in Anspruch zu nehmen, um die Islamisten nicht zu provozieren.
Angesichts der blamablen Ergebnisse der Offensive in Waziristan ist es nicht ausgeschlossen, dass bin Laden eines Tages an Altersschwäche sterben wird. Dass Abu Faraj seinen Aufenthaltsort kennt, ist unwahrscheinlich. Er dürfte jedoch einiges über Militärs und Agenten wissen, die Musharrafs Kurswechsel nicht mitmachen wollen.
Quelle: Der Beitrag erschien am 11. Mai 2005 in der Wochenzeitung Jungle World.
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