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12. November 2001. Nachrichten: Politik & Recht - Indien Militante Hindunationalisten randalieren im Taj Mahal und Ayodhya

Am 14. Oktober 2001 randalierten Anhänger des Bharatiya Janata Yuva Morcha (BJYM), der Jugendorganisation der hindunationalistischen Bharatiya Janata Party (BJP), auf dem Gelände des weltberühmten Taj Mahal im nordindischen Agra. Im Anschluss an eine zweitägige Veranstaltung zum 50jährigen Bestehen der BJP stürmten mehrere hundert Hindunationalisten das muslimische Grabmal und zerstörten Teile der Parkanlagen.

Darüber hinaus beschädigten sie die Marmorfassade des zum Weltkulturerbe der UNESCO zählenden Monuments und attackierten in- und ausländische Besucher. Die Sicherheitskräfte konnten angesichts der großen Zahl von Randalierern die Situation erst nach einiger Zeit unter Kontrolle bringen.

Drei Tage später, am 17. Oktober 2001, überwanden führende Mitglieder des der BJP nahestehenden Vishwa Hindu Parishad (VHP / Weltrat der Hindus), darunter Vorsitzender Ashok Singhal und Generalsekretär Praveen Bhai Togadia, die Absperrungen am Ram Janmabhoomi im nordindischen Ayodhya und drangen bis ins Innere des nur unter bestimmten Bedingungen zugänglichen Geländes vor.

Das Ram Janmabhoomi ist ein Schrein zu Ehren des Gott-Königs Ram, der auf den Ruinen der Babri-Moschee errichtet wurde, die fanatische Hindus unter Führung des VHP am 6. Dezember 1992 niedergerissen hatten. Die Zerstörung der Moschee hatte eine Welle kommunalistischer Gewalt in vielen Teilen Indiens, in Pakistan und Bangladesch ausgelöst, bei der mehr als 2.000 Menschen, vorwiegend Muslime, den Tod fanden. Mit der neuerlichen Aktion, die von den Sicherheitskräften erst nach drei Stunden beendet wurde, wollte der VHP sein Anliegen bekräftigen, einen Ram-Tempel in Ayodhya zu errichten, mit dessen Bau im März 2002 begonnen werden soll.

Die Ereignisse von Agra und Ayodhya stehen in Zusammenhang mit den für Anfang 2002 angekündigten Regionalwahlen im Unionsstaat Uttar Pradesh. Vor allem die Forderung nach dem Bau des Ram-Tempels wird trotz anders lautender Aussagen des gemäßigten BJP-Flügels um Premierminister Atal Behari Vajpayee von den Hindunationalisten als ein zentrales Thema im Wahlkampf angesehen. "Der Bau des Ram-Tempels in Ayodhya ist der Wunsch eines jeden BJP-Anhängers", sagte der Parteivorsitzende Jana Krishnamurthy auf der BJYM-Veranstaltung in Agra. Darüber hinaus wird vom radikalen Flügel der BJP auch die Ablehnung des Islam im Wahlkampf instrumentalisiert. Bezogen auf die sogenannten "Anti-Terror-Maßnahmen" der US-amerikanischen Regierung in Afghanistan donnerte die Partei-Hardlinerin Uma Bharati, Ministerin für Jugend und Sport im Kabinett von Vajpayee, vor den BJYM-Anhängern: "Die USA wollen gegen alle vorgehen, die Terroristen beherbergen. Ich sage aber, dass die Religion (der Islam), die diesen Terrorismus hervorbringt, zerstört werden muss." Die neuerlichen Übergriffe und die Aussagen von führenden BJP-Mitgliedern unterstreichen einmal mehr, welch kommunalistisches und gewaltbereites Potential in der hindunationalistischen Bewegung Indiens zu finden ist.

Quellen

  • Purnima S. Tripathi: A political play, in: Frontline, 27.10.-9.11.2001.
  • V. Venkatesan: Hindutva aggression, in: Frontline, 27.10.-9.11.2001.
  • Bhavdeep Kang: R(andom) A(ccess) M(emory), in: Outlook, 5.11.2001.

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