Beiträge willkommen: suedasien.info versteht sich als vorwiegend deutschsprachiges Informationsportal für die Region Südasien. Wir freuen uns über externe Beiträge zu allen Aspekten der Gesellschaft, Politik, Geschichte und Kultur des Subkontinents bzw. auf die gesamte Bandbreite des vielfältigen und vielschichtigen Lebens in der Region überhaupt. ... [mehr ...]
Call for Papers: Liebe Leserinnen und Leser, in loser Folge möchten wir Spezialisten vorstellen, die langjährig in der und über die Region gearbeitet haben - sowohl im akademischen als auch im nicht-akademischen Bereich - und daher fundierte Einblicke eröffnen können. Ziel ist es dabei entgegen den Trends einer oft schnelllebigen Mediengesellschaft das zumeist Jahre und Jahrzehnte umfassende Schaffen von Wissenschaftlern und Fachleuten in möglichst umfassender Bandbreite sichtbar zu machen, d.h. ein Werk durchaus mit unterschiedlichen Akzentsetzungen, Brüchen oder theoretischen Ansätzen vorzustellen. Die Redaktion freut sich wie immer auf Ihre Vorschläge, Ideen, Anregungen und Mitarbeit an dieser Reihe! ... [mehr ...]
M | D | M | D | F | S | S |
---|---|---|---|---|---|---|
1 | 2 | 3 | 4 | |||
5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 |
12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 17 | 18 |
19 | 20 | 21 | 22 | 23 | 24 | 25 |
26 | 27 | 28 | 29 | 30 | 31 |
Die Wahlen waren mehr als überfällig: Obwohl sie seit der Verfassungsänderung durch den Panchayati Raj Act von 1992 alle fünf Jahre stattfinden sollen, waren es die ersten Kommunalwahlen in Bihar seit 1978. Wie in anderen Unionsstaaten auch hatten Landesregierungen egal welcher Couleur seitdem die Stärkung der lokalen Selbstverwaltung blockiert und Neuwahlen verhindert. Neben den Vorgaben des Panchayati Raj Act war es der Druck der aufstrebenden Mittelkasten, der die Wahlen nun erzwungen hatte. Unzufrieden mit der Patronagepolitik der herrschenden Clique um Laloo Prasad Yadav und seine Ehefrau, Ministerpräsidentin Rabri Devi, hatten sie in der Vergangenheit immer lauter eine Teilhabe an der Macht gefordert.
Die Verfassungsänderung von 1992 hat die Kompetenzen der Panchayat-Institutionen erheblich erweitert. Ihnen wurde die Verantwortung für wichtige Bereiche wie Gesundheitsfürsorge, Landwirtschaft, öffentliche Brunnen und die Umsetzung von Landreformen übertragen und ihre finanzielle Ausstattung verbessert.
Da angesichts des Machtzuwachses der lokalen Selbstverwaltung ein heißer Wahlkampf im bitterarmen Bihar erwartet worden war, waren bereits im Vorfeld des Urnengangs 40.000 potentielle Störer festgenommen worden. Während der Wahlen waren 50.000 Landespolizisten mit Unterstützung von 57.000 Home Guards und Kräften der Central Reserve Police Force im Einsatz. Die Grenze zu Nepal wurde geschlossen, und aus benachbarten Unionsstaaten hatte sich die Landespolizei 15.000 Gewehre geliehen, um die Wahllokale zu sichern.
Trotz der massiven Sicherheitsvorkehrungen wurden die Wahlen überschattet von zahlreichen Manipulationen und Gewaltakten, die etwa 100 Menschenleben forderten. In mehreren Distrikten verhinderten lokale Mafiosi Gegenkandidaturen, und einflußreiche Landespolitiker versuchten, Familienangehörige zu protegieren: Im Distrikt Gopalganj ließ Ministerpräsidentin Rabri Devi ihren Vater als Dorfschulzen (Mukhia) kandidieren - unterstützt von einem ihrer Brüder mit seinen Schlägern und lokaler Polizei. Laloo Prasad Yadav, Chef der regierenden Rashtriya Janata Dal, schickte in seiner Heimat Phulwaria einen Neffen ins Rennen und seinen jüngeren Bruder Gulab Rai, der - nach einer umstrittenen Entscheidung des lokalen Wahlkommissars - erst in der dritten Stimmauszählung mit knappem Vorsprung einen Sitz im Blockrat gewann.
Insgesamt aber waren die Wahlen ein Votum für die Demokratie: Die Wahlbeteiligung war mit 65 Prozent für indische Verhältnisse hoch. Überraschend für das patriarchal geprägte Bihar war die rege Teilnahme der Frauen, von denen nach offiziellen Angaben etwa die Hälfte der abgegebenen Stimmen kam. Auch die Dalits machten von ihrem Wahlrecht in großer Zahl Gebrauch und einigen ihrer Kandidaten gelang es sogar, Stimmen von Oberkasten auf sich zu vereinigen. Selbst die maoistischen Naxaliten vermochten sich der Anziehungskraft der Wahlen nicht vollständig zu entziehen. Obwohl die militanten Guerillagruppen zum Boykott aufgerufen hatten, kandidierte im Gaya-Distrikt Gupta Yadav, ein Kader des Maoist Communist Centre, und aus anderen Gegenden wurde berichtet, daß führende Naxaliten, die Dorfbewohner vergeblich angefleht hatten, den Wahlen fernzubleiben.
Kommentare
Als registriertes Mitglied können Sie einen Kommentar zu diesem Beitrag verfassen.