Beiträge willkommen: suedasien.info versteht sich als vorwiegend deutschsprachiges Informationsportal für die Region Südasien. Wir freuen uns über externe Beiträge zu allen Aspekten der Gesellschaft, Politik, Geschichte und Kultur des Subkontinents bzw. auf die gesamte Bandbreite des vielfältigen und vielschichtigen Lebens in der Region überhaupt. ... [mehr ...]
Call for Papers: Liebe Leserinnen und Leser, in loser Folge möchten wir Spezialisten vorstellen, die langjährig in der und über die Region gearbeitet haben - sowohl im akademischen als auch im nicht-akademischen Bereich - und daher fundierte Einblicke eröffnen können. Ziel ist es dabei entgegen den Trends einer oft schnelllebigen Mediengesellschaft das zumeist Jahre und Jahrzehnte umfassende Schaffen von Wissenschaftlern und Fachleuten in möglichst umfassender Bandbreite sichtbar zu machen, d.h. ein Werk durchaus mit unterschiedlichen Akzentsetzungen, Brüchen oder theoretischen Ansätzen vorzustellen. Die Redaktion freut sich wie immer auf Ihre Vorschläge, Ideen, Anregungen und Mitarbeit an dieser Reihe! ... [mehr ...]
M | D | M | D | F | S | S |
---|---|---|---|---|---|---|
1 | 2 | 3 | 4 | |||
5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 |
12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 17 | 18 |
19 | 20 | 21 | 22 | 23 | 24 | 25 |
26 | 27 | 28 | 29 | 30 | 31 |
Die USA, der Verbündete Pakistans seit den fünfziger Jahren bis zum Rückzug der Sowjets aus Afghanistan, ging nun sichtlich auf Distanz zum Militärregime in Islamabad und entdeckte die positiven Seiten der Demokratie, Wirtschaft und wachsenden internationalen Bedeutung Indiens (s. auch: Neue US-Regierung plant Überprüfung ihrer Südasienpolitik). Doch das militärstrategisch erforderliche Zugehen Washingtons auf Islamabad nach den Ereignissen vom 11. September 2001 schien die gewachsene Bedeutung Indiens für die USA erneut zu korrigieren und, mindestens vorübergehend, zu neutralisieren.
Jayram Ramesh, in der Parteihierarchie des oppositionellen Congress (I) als Parteisekretär rechte Hand von Dr. Manmohan Singh, des Initiators der indischen Wirtschaftsliberalisierung, brachte im Rahmen seines Vortrags "US Role in South Asia: Al-Qaeda and Beyond" am 7. Januar 2002 im India International Centre in New Delhi einige innovative Überlegungen in die indische Debatte zu einer Zeit, da Innenminister L. K. Advani und Verteidigungsminister George Fernandes, beide begleitet von hochrangigen, operativ auf wechselseitige Zusammenarbeit angelegten Delegationen, zu ausführlichen Konsultationen, u. a. wegen der fortdauernden Krisensituation zwischen Indien und Pakistan, in die USA reisten.
Jayram Ramesh, Absolvent des Massachusetts Institute of Technology, Kolumnist in der führenden Wochenzeitschrift India Today und Verfasser einer Streitschrift "Yankee go home, but take me with You" am Vorabend des Clinton-Besuchs, sieht eine langfristige Rolle der USA in Süd- und Zentralasien voraus:
Das langfristige Engagement beim Wiederaufbau Afghanistans mit einem dem Marshall-Plan ähnlichen Ansatz und die Annahme, dass die amerikanische Präsenz in diesem Teil der Welt nach den Ereignissen des 11. September 2001 nicht innenpolitischen Faktoren zum Opfer fallen werde, zwinge Indien sich mit dieser neuen Realität auseinander zusetzen. Eine minimale US-Rolle in der Region diene Indiens Interessen besser. Die indische Politik, die noch zu sehr in eingefahrenen Stereotypen sowohl im Lager der Regierung als auch der Opposition befangen sei, müsse eine Tagesordnung für die Rolle der USA entwerfen, die am Besten den indischen Interessen dienen würde:
Ramesh, der zur jüngeren Garde aufstrebender Congress (I)-Politiker gehört, verwies ausdrücklich darauf, dass seine Überlegungen nicht die Meinungen seiner Partei widerspiegelten und dies seine privaten Gedanken seien. Der an ihn gerichteten Kritik, er trete für eine vermittelnde Rolle der USA zwischen Indien und Pakistan ein, begegnete er mit dem Argument, dass Indien und Pakistan sich zu einem bilateralen Konfliktaustrag als unfähig erwiesen hätten. Außerdem sei ein subtiler Wandel in den Beziehungen zwischen China und Pakistan zu beobachten und es sei unwahrscheinlich, dass die USA Beziehungen zwischen Pakistan und China auf dem bisherigen Niveau zulassen würden. Allerdings bestehe kein indisches Interesse daran, sich als Bollwerk vor den Karren einer Eindämmung Chinas durch die USA spannen zu lassen: "China has finished India in economic terms." Falls Indien gegen diese asiatische Supermacht wettrüsten wolle, dann drohe dem Land das Schicksal der ehemaligen Sowjetunion, so Ramesh.
Indien müsse die Geister der Vergangenheit vertreiben und genau prüfen, ob die USA bereit seien, sich in der Region nachhaltig zu engagieren. Gemeinsam mit den USA, habe auch Indien ein genuines Interesse an der Energieversorgung aus Zentralasien, an der Kontrolle des Terrorismus und sei außerdem ein verlässlicher Verbündeter im Kampf gegen den Fundamentalismus. Es gelte zunächst, die für den Oktober 2002 geplanten Wahlen in Jammu & Kashmir absolut fairen und freien Wahlen zu organisieren. Ramesh sprach sich entschieden für eine internationale Wahlbeobachtung in diesem Dauerunruheherd der Indischen Union aus, allerdings werde es für diesen Vorschlag unter den etablierten Parteien keine Zustimmung geben.
Das indische Parlament müsse jedoch unbedingt seine Resolution aus dem Jahre 1994 zurücknehmen, wonach das ganze Kashmir, also einschließlich des pakistanisch besetzten Kashmir, Teil der Indischen Union sei. Eine neue Geisteshaltung in der Kashmir-Frage setze ein Anerkennen der internationalen Grenze bzw. der Line of Control zwischen den beiden Teilen voraus.
Es bleibt abzuwarten, inwieweit diese Überlegungen von Jayram Ramesh über das Presseecho hinaus auch Eingang in den politischen Diskurs zur Kashmir-Thematik und der Außenpolitik finden. Unter den vielen Zuhörern, darunter auch ehemalige Angehörige des diplomatischen Dienstes und des Militärs Indiens, kam es zu keinen grundsätzlichen Einwänden gegen die vorgetragenen Überlegungen.
Kommentare
Als registriertes Mitglied können Sie einen Kommentar zu diesem Beitrag verfassen.