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Die Flutkatastrophe lässt die Bürger dieser Welt zusammenrücken und zeigt die Notwendigkeit einer Weltinnenpolitik. Dabei erleichtert gerade die Tatsache, dass es eine Naturkatastrophe ist, die Zusammenarbeit. Denn für sie können zunächst einmal keine Regierungen und Politiker verantwortlich gemacht werden - auch wenn das Ausmaß hätte verringert werden können, wenn manche ihre Hausaufgaben gemacht hätten. Doch jetzt ist die Chance, gemeinsam aus dem Schaden klug zu werden. Wann, wenn nicht jetzt, ist die Einsicht da, dass auch der Indische Ozean ein internationales Tsunami-Warnsystem braucht und auch die internationalen Strukturen für Katastrophenhilfe und - vorbeugung gestärkt werden müssen?
Auch die UNO hat jetzt eine Chance zu zeigen, dass sie eben nicht zunehmend überflüssig wird, sondern vielmehr unverzichtbar ist und gestärkt werden muss. Vielleicht ist es daher hilfreich, dass die Katastrophe fernab der USA passierte, die ein gespaltenes Verhältnis zur internationalen Zusammenarbeit haben. Sie können sich jetzt zwar einbringen, sind aber eben kein dominanter Hauptakteur, der die Bedingungen diktieren kann. Es ist eine internationale Katastrophe, deren gemeinsame Bekämpfung Vertrauen schaffen und die globalen Strukturen der Zusammenarbeit stärken kann.
Das gilt auch auf bilateraler Ebene oder innerhalb einzelner Staaten. In der indonesischen Bürgerkriegsprovinz Aceh, die am schwersten von der Katastrophe betroffen wurde, hat die Katastrophe dazu geführt, dass Rebellen und Militär einen informellen Waffenstillstand erklärt haben; das Gebiet wurde erstmals wieder für ausländische Helfer und Journalisten geöffnet. Auch in Sri Lanka könnte der ins Stocken geratene Friedensprozess neue Impulse bekommen. Und dass Malaysia jetzt vorerst auf die Abschiebung von rund einer Million illegal eingewanderter Indonesier verzichtet, ist ebenfalls ein ermutigendes Signal. Wenn diese Entwicklungen über den Tag hinaus Bestand haben, dann war das tausendfache Leid vielleicht nicht ganz vergeblich.
Quelle: Der Text erschien am 30. Dezember 2004 in der "Tageszeitung" (taz).
Dieser Beitrag gehört zum Schwerpunkt: Der Tsunami im Indischen Ozean .
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