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10. August 2008. Interviews: Bangladesch - Geschichte & Religion Interview mit Basanti Murmu

Basanti Murmu ist eine Santal-Aktivistin, die 2005 mit Freundinnen die Organisation "Adivasi Nari Kalyan Sanstha" gegründet hat, die sich für die Rechte aller Adivasi-Frauen Bangladeschs einsetzt. In ihrem Heimatdorf beobachtet sie kritisch Aktivitäten der Siebenten-Tags-Adventisten.

In Ihrem Dorf wurde eine Schule von Mitgliedern der Siebenten-Tags-Adventisten-Kirche gegründet. Wann sind sie in ihr Dorf gekommen und wie haben sie sich vorgestellt?
Ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern. Sie kauften das Land, bauten eine Schule darauf und begannen langsam ihr Schulprogramm. Zwar sind auch Santals unter den Lehrern, aber niemand aus dem Dorf kannte jemanden von den Adventisten. Eine offizielle Vorstellung gab es zu keinem Zeitpunkt.
Wie brachten sie die Eltern dazu, ihre Kinder in die Schule zu schicken?
Nachdem sie die Schule gebaut hatten, baten sie die Eltern, ihre Kinder auf die Schule zu schicken. Neben Bildung versprachen sie ihnen auch Schulspeisung und zwei Schuluniformen für jedes Kind.
Basanti Murmu
Santal-Aktivistin Basanti Murmu Foto: Nasimul Ahsan

Wie reagierten die Dorfbewohner, als sie  herausfanden, dass die Missionare nicht nur Bildung, sondern auch das Christentum in die Gemeinde brachten?
Dass sie unsere Kinder im Namen der Bildung in die Schule baten, jedoch einen Schwerpunkt auf den Bibelunterricht legten, bemerkten wir recht schnell. Da die Dorfbewohner jedoch so arm sind und keine Alternativen haben, schicken sie ihre Kinder weiterhin in diese Schule.
Was sind ihre Hauptkritikpunkte an dieser Schule der Siebenten-Tags-Adventisten?
Die Betreiber der Schule versprachen z.B. den Eltern, die vollen oder in manchen Fällen die Hälfte der Schulkosten zu übernehmen. Nach ein oder zwei Jahren fingen sie aber an, in einigen Fällen die vollen Kosten zu verlangen. Sie schickten einfach Rechnungen an die Eltern. Betroffen von den Rechnungen sind allerdings nur die Eltern, deren Kinder noch nicht getauft wurden. Und wenn die Rechnungen nicht bezahlt werden können, dürfen die Kinder nicht mehr am Unterricht teilnehmen. Bei vielen Taufen werden die Eltern aber erst gar nicht einbezogen. Manchmal werden Kinder im Alter von fünf bis acht einfach in die lokale Kirche oder sogar in andere Gegenden gebracht und getauft, ohne dass die Eltern informiert werden. Die Kinder selbst verstehen auch kaum, was mit ihnen gemacht wird und erwähnen dieses Ereignis nur nebenbei gegenüber den Eltern.
Ihre Organisation setzt sich für den Erhalt von traditionellen Festen und Bräuchen der Santals ein. Gab es deshalb schon Konflikte mit den Missionaren?
Wir selbst hatten noch keinen direkten Konflikt mit den Missionaren. Allerdings wissen wir, dass den Kindern geraten wird, sich nicht an kulturellen und religiösen Aktivitäten unserer Gemeinde zu beteiligen. Und wenn sie z.B. doch an einer Puja teilnehmen und den Lehrern davon erzählen, werden sie normalerweise von ihnen geschlagen. Betroffene Kinder haben mir selbst davon berichtet.
Würden Sie es begrüßen, wenn die Missionare das Dorf wieder verließen, auch wenn das bedeuten würde, dass die Kinder wieder ohne Bildungsmöglichkeiten wären?
Nein. Wenn sie das Dorf verließen, wäre die einzige Bildungsmöglichkeit für die Kinder verschwunden. Ich glaube, sie müssten sich eher für die Entwicklung der Adivasi-Gemeinde einsetzen. Aber im Namen von Entwicklung zwingen die Missionare der Adivasi-Gemeinde ihren Glauben und ihre Gedanken auf. Was kann ich jedoch sonst vorschlagen? Wir selbst haben nur eine sehr kleine Organisation und können keine Alternativen anbieten.

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