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In Kamerun angekommen, frage ich mich, ob das auch für dieses zentralafrikanische Land gilt. Bedenkt man, dass in Kamerun überwiegend Französisch gesprochen wird, scheint es eher unwahrscheinlich, hier indische Landsleute anzutreffen. Wieso sollte ein Inder überhaupt nach Kamerun kommen? Nicht mal eine indische Botschaft gibt es hier, und die politischen Beziehungen zwischen Indien und Kamerun bestehen aus einem leeren Blatt Papier - man schaue sich nur die entsprechende Webseite des Indischen Außenministeriums an 1 .
Trotz Englisch als zweiter Amtssprache, ist es ohne Französischkenntnisse schwer, sich zurechtzufinden (außer im Westen des Landes). Um so verwunderlicher erscheint mir, in Yaoundé, der 1,2 Millionen Einwohner zählenden Hauptstadt im Landesinneren, einen Wegweiser zu finden, auf dem steht: "Taj Mahal - Restaurant Indien" Nach einer längeren Tour finde ich in der Tat das doch sehr noble, doch etwas abgelegene Restaurant. Davor unterhalten sich zwei Inder. Als sie mich erblicken, verstummen sie erstaunt. Sofort werde ich auf Englisch gegrüßt, die nächste Frage ist dann auf Hindi: "Aap Hindustani hai?" (Sind Sie Inder?). Ich bejahe diese Frage und erzähle, woher ich genau komme. Weiter geht es auf Punjabi.
Der Inhaber, Mr. Rajiv Kumar, bittet mich sofort nach innen und stellt sogleich klar, dass ich heute selbstverständlich auf Kosten des Hauses bewirtet werde (was nichts damit zu tun hatte, dass Indien heute in einer historischen Begegnung Pakistan im Kricket geschlagen hat, sondern reine Freundlichkeit ist). Da es Nachmittag ist, sind noch keine Gäste eingetroffen. Er erzählt mir, dass vorwiegend Geschäftsleute und Diplomaten hier verkehren, was angesichts der hohen Preise auch nicht verwunderlich ist. Neugierig erkundige ich mich, ob es in der Stadt auch eine indische Community gibt. Sogleich wird diese Frage bejaht: "In Yaoundé leben 60 Inder!" Weitere 150 gebe es in Douala, der am Atlantik gelegenen Wirtschaftsmetropole und zugleich größten Stadt Kameruns. Insgesamt belaufe sich die Anzahl der Inder in Kamerun auf 300.
Natürlich bin ich beeindruckt, dass es ein Little India auch im frankophonen Zentralafrika gibt. Mr. Kumar, selbst aus Lucknow, Hauptstadt des größten Indischen Unionsstaates Uttar¨Pradesh, erzählt, dass er mit 22 Jahren nach Kamerun gekommen ist, da er in Indien keinen Job fand und sich spontan die Möglichkeit ergeben hatte, in Kamerun Arbeit zu finden. Als er 1987 den Sprung wagte, konnte er noch kein Wort Französisch. Nach inzwischen 16 Jahren Kamerun betrachtet er die Sprache als dritte Muttersprache. In diesem Moment fängt er eine Konversation mit seinem Kellner auf Französisch an. Ganz seine Identität hat er nicht verloren. Der Retroflex-Akzent findet sich auch in seinem Französisch wieder.
Er erzählt weiter, dass es in der Tat die Sprache ist, weshalb sich wenige Inder im frankophonen Sprachraum Zentralafrikas niedergelassen haben. Die meisten Inder im französischsprachigen Westen Afrikas seien wohl in der Elfenbeinküste zu finden (knapp 2.000). Dagegen lebten im englischsprachige Nigeriawohl an die 100.000 Inder, die meisten in Lagos. Noch mehr Inder gebe es, so Kumar, in Ost- und vor allem Südafrika. Allein Nairobi beherberge 200.000 Inder, auch Städte wie Entebbe, Dar-Es-Salaam und Harare haben eigene indische Viertel. Am deutlichsten sei Indien aber im südafrikanischen Durban vertreten. Hier werde die Zahl der Inder nicht nur in Prozenten gemessen. Die indischstämmige Bevölkerung mache dort die absolute Mehrheit aus! Da kann Yaoundé nicht wirklich mithalten. Aber gerade deshalb fühlt man sich in diesem "Petit India" wie in einer "bara parivar" (Großfamilie).
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