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10. März 2009. Rezensionen: Reise & Freizeit - Indien Manfred Uesseler: Erlebtes Indien

Momentaufnahmen eines Außenseiters zu Beginn des 21. Jahrhunderts

Das vorliegende Buch bietet einen guten Zugang zu Indien. Der Autor, Manfred Uesseler, hat das Land mehrmals bereist. Angeregt durch Bitten von Besuchern seiner Vorträge in Deutschland, brachte er nun Reiseerlebnisse aufs Papier.

Herausgekommen ist ein Buch, das als unkonventionell gelten kann. Es ist kein Reiseführer, kein Erlebnisroman, aber auch keine wissenschaftliche Abhandlung. Jedoch stellt es viele relevante Beobachtungen genau dar und zeichnet so ein anschauliches Bild vom öffentlichen Leben im Land. Ausgestattet mit einem Reiseführer des "Lonely Planet", geht Uesseler auf die Reise und teilt mit uns seine Erfahrungen. Das Buch lässt über eigene Erlebnisse nachdenken,  und motiviert zum Reisen.

Manfred Uesselers Leidenschaft für Indien nahm vor 20 Jahren durch seine Vorlesungen der Soziolinguistik an Universitäten Indiens seinen Anfang. Diese Reisen erweiterten sich und erfassen inzwischen nahezu das ganze Land - von Punjab bis Kerala sowie von Sikkim bis Gujarat. Bereits in seinen einleitenden Bemerkungen (S. 9-17) offenbart er eine kritische Beobachtungsgabe, die sich sowohl von den faszinierenden Reizen Indiens gefangen nehmen ließ, als auch dessen Realitäten des Landes wahrnahm (siehe auch: S. 57-63). Uesseler hatte für seine Reisen auch einen gedanklichen Zugang zu Indien genommen. Drei Persönlichkeiten Indiens waren in diesem Zusammenhang für ihn bedeutsam: Rabindranath Tagore (S. 22-30), Mahatma Gandhi (S. 25, 90, 117-128) und Vivekananda (S. 81-83, 89-96). Uesseler stellt sowohl wichtige Orte ihres Wirkens als auch einige ihrer Ideen vor. Darüber hinaus würdigt der Autor während seines Aufenthalts in Auroville die Wirkung von Aurobindo (S. 255-258). Auch der im indischen Exil lebende Dalai Lama ist für Uesseler inspirierend (S. 245-247).

Das Buch lebt sowohl von den Beschreibungen vieler Sehenswürdigkeiten wie Tempelanlagen, als auch von unmittelbaren Erlebnissen während der Reisen. Khajuraho (S. 30-39), Puri und Konark in Orissa (S. 65-75), Dwarka und Junagarh (Gujarat, S. 136-152) sowie Hospet, Badami, Hampi in Karnataka (S. 191-209) als auch Jaipur, Udaipur und Jaisalmer (Rajasthan, S. 162-190) können hervorgehoben werden. Die Schilderungen der ehemaligen kolonialen Enklaven Portugals in Diu (S. 155-162) und Frankreichs in Pondicherry (S. 247-254) dürften ebenfalls auf das Interesse von anderen Indienreisenden stoßen. Auch die teilweise abenteuerlichen Fahrten, die überfüllten oder ramponierten Transportmittel (S. 49, 133-136, 124-126), als auch ein Stranden auf offener Landstraße (S. 156), schreckten Uesseler nicht ab, sondern dienten ihm als "zusätzliches Erlebnis" (S. 157). In diesem Zusammenhang finden sich auch viele hilfreiche praktische Tipps für Reisen in Indien (S. 78, 105-106, 115-118, 248-249).
Reisen bilden und können keine Theorien ersetzen. Uesseler musste erfahren, dass der englischen Sprache in der Kommunikation in Indien Grenzen gesetzt sind (S. 262). Eine weitere interessante Beobachtung, die einem Jeden nach der Lektüre dieses Buches mitgeteilt werden sollte.

Manfred Uesseler (2009): Erlebtes Indien. Momentaufnahmen eines Außenseiters zu Beginn des 21. Jahrhunderts, Berlin: trafoverlag, ISBN: 978-3-89626-804-4.

 

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