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02. März 2009. Rezensionen: Indien - Wirtschaft & Soziales Buchbesprechung: "Portraits einfacher Frauen aus Indien"

Neeti Badwe, Germanistin an der University of Pune, hat eine Reihe von Adivasi-Frauen im indischen Bundesstaat Maharashtra in ihren z.T. weit abgelegenen Siedlungen aufgesucht, interviewt und ein Buch über ihre Schicksale, Erfolge und Rückschläge im Kampf um soziale Emanzipation geschrieben.

In sechs Fallbeispielen portraitiert die Autorin bemerkenswert starke Frauen, die trotz ihrer ungünstigen Startchancen (Armut, schwierige Ehe- und Familienverhältnisse, rückständige soziale Umgebung usw.) das Leben für sich selbst gut meistern und für andere hilfreich werden. Meist leitet Neeti Badwe die Portraits mit einer anschaulichen Schilderung des Umfeldes, der Wohnverhältnisse und Lebensbedingungen ein und lässt dann die Frauen mit ihren eigenen Worten erzählen. So entstehen menschlich und auch sprachlich eindrucksvolle Selbstzeugnisse.

Die portraitierten Frauen haben oft gegen den Widerstand ihrer traditionsverhafteten Umgebung Schulen besucht, bzw. als Erwachsene Schulabschlüsse nachgeholt und so eine der Grundvoraussetzungen für ihre soziale Arbeit erworben: die Fähigkeit, ihre Rechte und Möglichkeiten überhaupt kennen zu lernen. Gemeinsam ist den meisten von ihnen auch, dass sie ihre beruflich-praktische Ausbildung und den damit verbundenen sozialen Aufstieg mit der Unterstützung regionaler Nichtregierungsorganisationen geschafft haben, für die sie dann in vielen Fällen auch vollzeitig tätig geworden sind.

Zwei der Frauen helfen den meist illiteraten Adivasis, überhaupt als existente Personen behördlich registriert zu werden. Nur unter dieser Voraussetzung bekommen sie eine 'ration card' für subventionierte Lebensmittel und Kerosin zum Kochen. Nur so können sie die gesetzliche Privilegien für Angehörige der 'Scheduled Tribes' in Anspruch nehmen und Ansprüche auf das von ihnen bebaute Ackerland gerichtlich durchsetzen und es als ihren Besitz in die Grundbücher eintragen lassen.

Rajashritai, Angehörige des nomadischen Wadar-Stammes, hat sogar im Fernstudium einen College-Abschluss erworben. Sie hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, die Kinder von Wanderarbeitern in slum-artigen Siedlungen am Rand von Pune mit außerschulischem Unterricht zu versorgen, wobei ihre erste mühsame Aufgabe ist, deren Mütter vom Nutzen des Lernens zu überzeugen. Inzwischen hat sie viele Lehrerinnen ausgebildet.

Nagini, eine jung verwitwete Mutter von zwei kleinen Kindern, absolvierte die von einer NGO angebotene Ausbildung in erster Hilfe und elementarer medizinischer Versorgung. Nach anfänglicher Skepsis sind die Bewohner ihres Dorfes fernab der nächsten staatlichen Ambulanz jetzt froh über diese Grundversorgung, und Nagini hat für sich und ihre Kinder ein Auskommen. Außerdem organisiert sie Spar- und Selbsthilfegruppen für Frauen. Schon wer regelmäßig 25 Rupien pro Monat einzahlt, kann ein zinsgünstiges Darlehen von 500 bis 5.000 Rupien zum Beispiel für die Gründung eines kleinen Betriebs bekommen.

So gründete etwa Subhadrabai, die zwar nicht lesen und schreiben, aber sehr anschaulich erzählen kann, mit Hilfe eines solchen Kredits einen Kleinbetrieb und entwickelte ihn zusammen mit ihrem Mann mit Fleiß und Courage zu einem erfolgreichen Familienunternehmen, das unter anderem eine Öl- und eine Getreidemühle betreibt. Zu deren Energieversorgung wurde eine eigene Biogas-Anlage aufgebaut.

Mehrere der porträtierten Frauen leisten außerdem erfolgreich Widerstand gegen dörfliche Schwarzbrennereien, deren billige Schnäpse viele Adivasi-Männer in Sucht und asoziales Verhalten geführt haben.

Das Buch gibt lebendigen Einblick in Verhältnisse, von denen man nur vage Vorstellungen hatte. Es bleibt nicht bei der Darstellung sozialen Elends stehen, sondern vermittelt die ermutigende Erkenntnis, dass durch persönlichen Einsatz, mit Fleiß, Mut und Unterstützung durch NGOs durchaus Einiges zur Verbesserung der Lage der Adivasis erreichbar ist.

Nicht sehr glücklich gewählt, scheint der Titel. Er lässt nicht erkennen, dass das Buch sich personell und geographisch auf einen kleinen Ausschnitt aus der genannten Gruppe beschränkt. Auch hat der Begriff 'einfache Frauen', sicherlich unbeabsichtigt, einen etwas herablassenden Beigeschmack.

Ein Anhang informiert über die beteiligten NGOs, deren Aktivitäten und Kontaktadressen. Karten von Maharashtra und den Bezirken Raigad und Osmanabad, in denen die Interviews geführt wurden, helfen bei der geographischen Einordnung des Berichteten.

Die Fotos auf dem Bucheinband und den Umschlaglappen zeigen die portraitierten Frauen und einige typische Szenen aus den Adivasi-Siedlungen.

Das Buch ist bei Akshar Sahitya in Pune erschienen und kann über die Autorin bezogen werden. Email: neeti_badwe@yahoo.co.in

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