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30. Juni 2002. Nachrichten: Politik & Recht - Pakistan Bombenattentat auf US-Konsulat in Karachi

Bei einem Autobombenanschlag vor dem US-amerikanischen Konsulat in der südpakistanischen Hafenstadt Karachi sind am 14. Juni 2002 zwölf Menschen getötet und weitere 40 zum Teil schwer verletzt worden.

Unter den Opfern befanden unter anderem fünf Frauen, aber auch vier Polizisten, die das Gebäude sicherten. Weder Ausländer noch Konsulatsmitarbeiter kamen ums Leben.
US-Konsulate in Karachi

Das Attentat fand einen Tag nach dem Besuch des US-amerikanischen Verteidigungsministers Donald Rumsfeld statt. Dieser war zu Gesprächen in Islamabad mit dem pakistanischen Diktator Pervez Musharraf zusammengetroffen - um unter anderen über Extremismus in der Region beraten.

Die bislang unbekannte Organisation Al-Qanoon (Das Recht) bekannte sich in einem Schreiben zu dem Anschlag. Er sei der "Beginn eines Heiligen Kriegs". Die USA, seine Alliierten und "seine Sklaven in der pakistanischen Führung" sollten sich auf weitere Angriffe gefasst machen.

Als Reaktion auf die Tat wurden die US-amerikanische Botschaft, die Konsulate in Lahore und Peshawar sowie das American Center in Islamabad vorübergehend geschlossen. Präsident George W. Bush bekräftigte nach dem Anschlag, dass sich die USA nicht einschüchtern ließen und drohte den Urherbern mit Konsequenzen.

Unterdessen wurden mindestens zwei Duzend Mitarbeiter des amerikanischen Federal Bureau of Investigation (FBI) zur Unterstützung der pakistanischen Polizei in ihren Ermittlungen in das südasiatische Land beordert.

Die Ermittlungsbehörden sehen mittlerweile genug Gründe Mitglieder der extremistischen, seit Januar verbotenen Lashkar-e-Jhangvi (LJ) bei dem Attentat, sowie dem Selbstmordanschlag vom Mai in Karachi der Mittäterschaft zu verdächtigen. Einige Namen, Fotographien und andere Details von Verdächtigen wurden Ende Juni landesweit in den Medien veröffentlicht. Auf Hinweise, die zur Ergreifung der Verdächtigen führen, wurde eine Belohnung von ca. 20 Mio. Rupees (etwa 320,000 US-Dollar) ausgesetzt.

Wie die Tageszeitung Dawn am 25. Juni berichtete, wurden in Zusammenarbeit zwischen den Provinzpolizeien von Sindh und Punjab, sowie des FBI über 100 Verdächtige aus dem Umfeld der Jihadi-Gruppen - zumeist der LJ und der ebenfalls verbotenen Sipah-i-Sehaba Pakistan (SSP) - verhaftet.

Die Lashkar-e-Jhangvi ist bekannt für ihre Militanz. Bisher aber war sie als extremistisch-sunnitische Organisation aufgetreten, die die Minorität der schiitischen Muslime zum Ziel gewalttätiger Anschläge hatte. Durch ihre neue Fixierung auf Ausländer und ihre Kontakte nach Afghanistan, viele Mitglieder der LJ erhielten ihre militärische Grundausbildung in dem nordwestlichen Nachbarland unter den Taliban, bezeichnen einige Medien die Gruppe bereits als pakistanischen Flügel der Al-Qaida von Osama Bin Laden.

Der Sprecher der Militärregierung, General Rashid Qureshi vermutete, dass die Anschläge dazu beitragen sollen, Ausländer zum Verlassen des Landes zu bewegen, was den Druck auf die Regierung Musharraf erhöhe. Es mehrten sich Berichte über eine gewisse Angst unter ausländischen - zumeist westlichen - Menschen, die Pakistan verließen. Die Militärregierung vergaß nicht, einen Verdacht gegen den indischen Geheimdienst zu erwähnen - der bei derartigen Taten obligatorisch auf der Liste der vermeintlichen Täter steht.

Nach dem Anschlag auf einen Bus in Karachi im Vormonat, dem Granatenanschlag auf eine christliche Kirche Mitte März in Islamabad und dem Mord an dem amerikanischen Journalisten Daniel Pearl handelt sich jetzt bereits um das vierte anti-westliche Attentat in Pakistan in diesem Jahr. Die Sicherheitsbehörden haben als Konsequenz ihren Schutz vor ausländischen Vertretungen intensiviert.

Quellen

  • Pakistan 'identifies' Karachi bombers, in: BBC World Service, 23.6.2002.
  • Over 100 activists of banned outfits held - FBI supervises crackdown in Punjab, in: Dawn, 25.6.2002.
  • Pakistan names 'Karachi bombers', in: BBC World Service, 29.6.2002.
  • Zaffar Abbas: Pakistani militants' new targets, in: BBC World Service, 29.6.2002.

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