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31. Oktober 2003. Nachrichten: Politik & Recht - Afghanistan Attacken auf Mädchenschulen in Afghanistan

Radikal-islamische Kräfte versuchten mit Angriffen auf Bildungseinrichtungen Mädchen und junge Frauen vom Schulbesuch abzuhalten. In der südwestlich von Kabul liegenden Provinz Wardak sind Ende Oktober vier Schulen Ziele von Attacken gewesen.

Zwei der Schulen wurden durch Raketenbeschuss erheblich beschädigt, die anderen zwei wurden durch Brandstiftungen teilweise zerstört. Aus der Naswane Amar Baba Schule in Charaka wurden Unterrichtstafeln und Matten entwendet und auf dem Grundstück der örtlichen Moschee verbrannt. Laut einem Bericht der New York Times seien nach den Anschlägen in Nähe der Bildungseinrichtungen Flugblätter mit identischem Inhalt aufgetaucht. In diesen nächtlich verteilten Flugblättern, die mit der Wendung "Die heldenhaften Mudschaheddin von Afghanistan" unterzeichnet seien, würden die Schulen beschuldigt, heimlich das Christentum zu verbreiten. Außerdem würde der Regierung Karsai vorgeworfen, sie hätte mit ihrer Politik die afghanischen Frauen entehrt: "Wir rufen alle Landsleute auf, ihre reinen Schwestern und Töchter vom Netz der Ungläubigen fernzuhalten. Hört auf, die Pläne der Amerikaner auszuführen, oder ihr werdet tödliche Anschläge erleben." Außerdem warnen die Flugblätter Frauen vor dem Auftreten in der Öffentlichkeit ohne die Burka, jenem nur mit einem vergitterten Sehschlitz ausgestatteten Ganzkörperüberwurf, dessen Tragen unter dem Taliban-Regime für jede Afghanin Pflicht war. Während der Herrschaft der radikal-islamischen Taliban war Mädchen der Schulbesuch verboten. Lehrerinnen durften ihren Beruf nicht praktizieren. Wer trotzdem heimlich seine Töchter zu einer der illegalen Schulen schickte, riskierte harte Strafen. Nach dem Machtantritt der Regierung Karsai Anfang 2002 kehrten viele Mädchen an die Schulen zurück. Junge Frauen versuchen nun, die ihnen einst verwehrten Abschlüsse nachzuholen. Seit Jahresanfang wurden hunderte Schulen wieder eröffnet und auch viele Schulen mit ausländischer Hilfe aufgebaut – etliche sogar für beide Geschlechter, wobei die Schüler aber meistens separiert unterrichtet werden. Die Nachfrage kann allerdings vielerorts nicht gedeckt werden. In entlegenen Regionen fehlen insbesondere die Dorfschulen. Nur wenige Familien können es sich leisten, die Arbeitskraft ihrer Kinder zu entbehren und sie für die Schulmonate in die nächste Kleinstadt zu schicken, beziehungsweise für ihre dortige Versorgung Geld aufbringen.

Die Angriffe reihen sich offenbar in eine Anschlagserie ein. Seit dem Frühjahr 2002 gab es insbesondere im von Paschtunen dominierten Süden Afghanistans, der streng traditionell orientiert ist, gewalttätigen Widerstand gegen die Mädchenschulen. Zuletzt ist ein Lehrer im September bei einem Bombenanschlag leicht verletzt worden. Ende September gab es einen Übergriff in der nordafghanischen Stadt Sar-i-Pul. Brandstifter zündeten die Zelte einer provisorischen Mädchenschule an.

Die zeitgleichen Anschläge in der Provinz Wardak und das Auftauchen von identischen Pamphleten legen einen Rückschluss auf ein koordiniertes Vorgehen nahe. Die afghanische Ministerin für Frauenangelegenheiten, Habiba Sarabi, sieht darin einen Angriff auf die Frauenrechte. Gegenüber der BBC betonte sie, dass jedes Kind in Afghanistan ein Recht auf Schulbildung habe. Auch das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen UNICEF verurteilte die Anschläge. Edward Carwardine, Bildungsbeauftragter im Dienste der UNICEF, betonte, dass die meisten Afghanen ihre Kinder in den Schulen ausbilden lassen wollen. Vorort hätten die Familien ihre Kinder unmittelbar nach den Anschlägen trotz der Drohungen wieder in die Schulen geschickt.

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