Beiträge willkommen: suedasien.info versteht sich als vorwiegend deutschsprachiges Informationsportal für die Region Südasien. Wir freuen uns über externe Beiträge zu allen Aspekten der Gesellschaft, Politik, Geschichte und Kultur des Subkontinents bzw. auf die gesamte Bandbreite des vielfältigen und vielschichtigen Lebens in der Region überhaupt. ... [mehr ...]
Call for Papers: Liebe Leserinnen und Leser, in loser Folge möchten wir Spezialisten vorstellen, die langjährig in der und über die Region gearbeitet haben - sowohl im akademischen als auch im nicht-akademischen Bereich - und daher fundierte Einblicke eröffnen können. Ziel ist es dabei entgegen den Trends einer oft schnelllebigen Mediengesellschaft das zumeist Jahre und Jahrzehnte umfassende Schaffen von Wissenschaftlern und Fachleuten in möglichst umfassender Bandbreite sichtbar zu machen, d.h. ein Werk durchaus mit unterschiedlichen Akzentsetzungen, Brüchen oder theoretischen Ansätzen vorzustellen. Die Redaktion freut sich wie immer auf Ihre Vorschläge, Ideen, Anregungen und Mitarbeit an dieser Reihe! ... [mehr ...]
M | D | M | D | F | S | S |
---|---|---|---|---|---|---|
1 | 2 | 3 | 4 | |||
5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 |
12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 17 | 18 |
19 | 20 | 21 | 22 | 23 | 24 | 25 |
26 | 27 | 28 | 29 | 30 | 31 |
Am schlimmsten ist der südindische Bundesstaat Andhra Pradesh betroffen, von dort werden die meisten Todesopfer gemeldet. Die lokalen Behörden appellierten vorsorglich an die Bevölkerung, möglichst in Räumen zu bleiben und viel Flüssigkeit aufzunehmen. Erstaunlicherweise stammen die meisten der über 1.000 Opfer aus dem Küstengebiet. Dort dämpfen normalerweise feuchte Meereswinde die hohen Sommertemperaturen. Meteorologen erklären das Phänomen mit den konstant trockenen Nordwest-Winden, die ein Aufkommen der frischen Meeresbrise aus dem Osten verhindern. Die Landesregierung von Andhra Pradesh sicherte den Familien der Hitzeopfer Kompensationszahlungen zu. Demnach werden den Angehörigen eines Opfers 10.000 Rupien ausgezahlt, was etwa 200 Euro entspricht. Man erhofft sich von den Niederschlägen des erwarten Monsuns eine Verbesserung der Lage, doch zeichnet sich eine Verspätung der Ankunft der Regenzeit ab. Bereits im Mai letzten Jahres kamen bei einer Hitzewelle und der damit zusammenhängenden Dürre in Andhra Pradesh mehr als 1.000 Menschen um.
Hitze und damit zusammenhängende Trockenheit sind eine jährlich wiederkehrende Erscheinung. Sie sind das Resultat des Anstiegs der Temperaturen über der indischen Landmasse, bevor die Winde über der Arabischen See sich mit Feuchtigkeit aufladen und in Wolkenbrüchen über dem Subkontinent abregnen können. Allerdings haben die immer häufiger werdenden Dürren der letzten Jahre zahlreiche Seen, Brunnen und andere Wasserstellen austrocknen lassen, was auch die üblichen Winterregen nicht ausgleichen konnten.
Mittlerweile kommen aus dem ganzen Land Meldungen über Vorbereitungen zur Rationierung von Trinkwasser. Der Osmansagar, ein See bei Hyderabad, der Hauptstadt von Andhra Pradesh ist inzwischen völlig ausgetrocknet. Die Ortschaft Kottagudem in Telengana, im Norden von Andhra Pradesh gilt als landesweiter Spitzenreiter: Wissenschaftler haben dort über eine Woche Temperaturen von mehr als 52° gemessen. Das Zentrum und der Süden Pakistans, der Punjab und Sindh, leiden ebenso unter hohen Temperaturen, die bisher 50 Leben forderten. In anderen Regionen Südasiens ist die klimatische Situation ähnlich.
In Bangladesch waren bis Ende Mai mindestens zehn Menschen aufgrund der Hitze gestorben. In Indien herrscht gleich in mehreren Bundesstaaten extreme Dürre – auch im Westen und Norden. Rajasthan, das bereits das vierte Jahr in Folge unter Trockenheit leidet, ist wieder einmal heftig betroffen. Alle 32 Distrikte wurde zu Dürre-Gebieten erklärt. Ähnliche Probleme hat der benachbarte Unionsstaat Gujarat. Dort sei die bereits seit zehn Jahren unter Wasserknappheit leidende Halbinsel Saurashtra gravierend betroffen. Die BBC zitierte einen Bewohner von Nawagam Ghed in Jamnagar, der resigniert berichtete, dass man dort absolut hilflos sei und es mittlerweile alltäglich sei, sich mit "stinkendem und verschmutzten Wasser zu waschen".
Aus Verzweiflung strömen überall Menschen in Tempeln zusammen, um die Götter um Mäßigung anzurufen. In Hyderabad versammelten sich am 2. Juni über 100.000 Muslime, um durch die Rezitation von Koran-Versen Regen zu beschwören. Allah oder Götter sind aber nicht ausschließlich Schuld an dieser Naturkatastrophe. Der Tod durch Austrocknung ist meist ein Resultat schwacher Konstitution, die durch Mangelernährung und schlechte medizinische Versorgung verursacht wird. Die Aufforderung mancher Behörden, das Haus in der Zeit der intensivsten Sonnenbestrahlung zwischen 10 und 17 Uhr nicht zu verlassen, muss daher vielen lebensfremd erscheinen. Die mehreren hundert Millionen Armen, die im informellen Sektor als Tagelöhner, Rikshafahrer, Bauarbeiter, Gemüseverkäufer und Holzsammler ihren knappen Lebensunterhalt verdienen, haben gar keine andere Wahl, als sich der prallen Sonne auszusetzen. Nur dieser dürftige Tagesverdienst hilft ihnen, das Überleben zu sichern - gerade dieses gefährden sie aber, indem sie im Freien arbeiten müssen.
Und so ist die Bevölkerung Südasiens gegenwärtig in ihrer Aufmerksamkeit gegenüber dem täglichen Wetterdienst vereint. Schließlich berichtet er über die näher kommenden Wolken vor der Malabar-Küste, wo der Monsun zuerst auf den Subkontinent trifft.
Zum Politikum wurden die Klima-Umstände letztendlich doch noch, als die Congress(I)-Landesregierung von Rajasthan die BJP-Bundesregierung in New Delhi anklagte, dem Wüstenstaat ungenügend Hilfe zukommen zu lassen. Chefminister Ashok Gehlot zufolge erhielten seine Behörden von den beantragten 1,5 Mrd. Euro bisher nur 130 Millionen Euro. New Delhi meint, bereits mehr als drei Millionen Tonnen Getreide geliefert zu haben. Gehlot zufolge hat davon bisher nichts die betroffenen Menschen erreicht.
Kommentare
Als registriertes Mitglied können Sie einen Kommentar zu diesem Beitrag verfassen.