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Als die Sicherheitskräfte wenig später mit Verstärkung zurückkehrten, hatten sich die mutmaßlichen Terroristen bereits abgesetzt. Bei der Durchsuchung mehrerer Gebäude wurden zahlreiche Dokumente gefunden, die nach Polizeiangaben beweisen, dass sich die Mujahidin dem bewaffneten Kampf zur Errichtung eines theokratischen Staates verpflichtet fühlen und mehrere Trainingslager unterhielten. Abgesehen von den drei Waffen, die verschwunden sind, blieben die Sicherheitskräfte materielle Beweise für einen bewaffneten Kampf allerdings schuldig.
Bei den Polizeieinsätzen der folgenden Tage wurden insgesamt 23 mutmaßliche Mitglieder der Jama’atul Mujahidin festgenommen, darunter zwei Hauptverdächtige der Bombenexplosion im Dinajpur im Februar diesen Jahres. Damals war Munition in einem Anwesen in der Distriktstadt explodiert. Bei der folgenden Durchsuchung des Geländes waren zahlreiche Waffen und Dokumente gefunden worden. Anfang März wurden dann in einem Hostel in Chapainawabganj im Norden des Landes Bombenteile und Jihad-Propaganda gefunden und fünf mutmaßliche Militante inhaftiert. Schon seit Mai 2002 ist die Existenz militanter Islamisten bekannt, als acht Personen unter ähnlichen Umständen festgenommen worden waren.
Die Jama’atul Mujahidin soll Anfang der 1990er Jahre als Jugendorganisation der mittlerweile verbotenen Harquatul Jihad gegründet worden sein. Ihr werden zahlreiche Bombenanschläge der letzten Jahre zur Last gelegt. Gegen die jetzt Inhaftierten ermittelt die Polizei derzeit allein wegen der erbeuteten Waffen. "Sedition", die (versuchte) Aufwiegelung gegen die Regierung (ein Tatbestand des älteren anglo-amerikanischen Rechts unterhalb des Hochverrats), wird den Inhaftierten mittlerweile nicht mehr vorgeworfen. Derzeit gilt sogar als unklar, ob die Jama’atul Mujahidin tatsächlich als verbotene Vereinigung eingestuft ist - möglicherweise aufgrund politischer Intervention.
Das Haus, in dem sich am 14. August die Schießerei zutrug, gehört einem ehemaligen Führungsmitglied der Jama’at-e-Islami (JI). Die Partei ist neben der Islami Oikkya Jote (IOJ) eine der beiden religiösen Parteien in der Mitte-Rechts-Regierung unter Führung der Bangladesh Nationalist Party (BNP). Während sich die IOJ eher dem orthodoxen Flügel der Geistlichkeit verbunden fühlt, orientiert sich die JI an der von Maulana Maududi gegründeten Bewegung, die heute ihre Basis vor allem in Pakistan hat. Sie streitet für einen theokratischen Staat nach dem Vorbild einer als goldenes Zeitalter glorifizierten frühislamischen Blütezeit.
"Die Militanten verfügen nicht über ausreichend Waffen, um terroristische Anschläge zu verüben", beschwichtigte Innenminister Altaf Hossain Chowdhury unter Verweis auf die ausgebliebenen Waffenfunde am 23. August. Abdul Mannan, der Rechtsexperte der BNP, sekundierte: "Nur wenige Personen sind an diesen Ereignissen beteiligt, und sie haben keine Verbindung zu den etablierten islamischen Parteien."
Neben der Rücksicht auf die Koalitionspartner dürfte die Regierung auch der Blick auf die religiöse Rechte des Nachbarlandes zu diesen Äußerungen gedrängt haben. Anfang des Jahres hatte Indiens Vize-Premier und Innenminister L.K. Advani die anti-muslimischen Ressentiments seiner Klientel mit der Behauptung gefüttert, Bangladesch habe sich zu einem "sicheren Hafen" für internationale Terroristen entwickelt. Bangladeschs Regierung befürchtete damals, im Namen des "Anti-Terror-Kampfes" unter massiven Druck der Großmächte zu geraten, und leugnete jede Existenz einer bewaffneten islamistischen Bewegung.
Die Tatsache, dass über einhundert Islamisten aus dem ganzen Land angereist waren und gewaltsam die Polizei bekämpften, lässt freilich weniger auf verwirrte Einzelkämpfer als auf etablierte Untergrundstrukturen schließen. Vieles bleibt allerdings unklar. Über welche Ressourcen verfügen die Jama'atul Mujahidin? Handelt es sich um eine hierarchisch geführten Kampftruppe im Aufbau oder um ein Netzwerk autonomer Gruppen? Oder versuchen gar einzelne Politiker, durch Anrufung terroristischer Gefahren Ressourcen der Zentralmacht für ihre Position in örtlichen Machtkämpfen zu mobilisieren? Jede Bewertung der jüngsten Polizeieinsätze und der Gefahr, die von militanten Gruppen droht, die sich auf eine anti-pluralistische und normfixierte Interpretation des Islam berufen, muss berücksichtigen, dass die Verbrechensbekämpfung hoch politisiert ist. Beide großen Parteien haben zahlreichen Kriminellen parlamentarische Immunität verschafft, örtliche Potentaten und deren Schlägertrupps sind in die Beziehungsgeflechte der Parteien integriert und beeinflussen staatliche Institutionen.
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