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Bereits zwei Tage nach dem Mord am 25. Juli 2001 soll Sher Singh Rana die Tat gestanden haben. Nach Polizeiangaben habe er damals ausgesagt, die Tat in der Hoffnung begangen zu haben, dass sie ihm eine politische Karriere eröffne. Möglichen Ermittlungen, ob einflussreiche Politiker und Kriminelle den Verdächtigten unmittelbar angestiftet hatten, bereitete die Staatsanwaltschaft jedoch schnell ein Ende, als sie im Oktober 2001 Anklage erhob. Ungeklärt blieb auch die Rolle ihres Ehemanns, der eigene politische Ambitionen hatte. Phoolan Devi hatte sich kurz zuvor von ihm getrennt.
Nach der Anklageerhebung wurde der Gang des Verfahrens gemächlicher: Fast ein Jahr brauchte ein Delhier Gericht bis zur Eröffnung des Verfahrens im September 2002. Zum Zeitpunkt seiner Flucht aus dem Tihar-Hochsicherheitsgefängnis sollte Sher Singh Rana einem Richter in Uttaranchal vorgeführt werden, wo er vor seiner Inhaftierung gelebt hatte. Seine Befreier kamen wenige Stunden bevor die echte Polizei erschien, um ihn abzuholen.
Phoolan Devi entstammte einer Fischerkaste vom untersten Ende der brahmanischen Gesellschaftshierarchie. Mit elf Jahren wurde sie von einem Cousin, den sie des Diebstahls von Familienland bezichtigte, an einen weit älteren Mann verheiratet. Nachdem sie zurück zu ihren Eltern geflohen war, wurde sie immer wieder Opfer massiver Gewalt durch Höherkastige und die Polizei. Noch keine 20, schloss sie sich einer Bande in den entlegenen Flusstälern des Chambal an der Grenze von Madhya und Uttar Pradesh an, deren Führung sie nach der Ermordung des Anführers übernahm. Als sie sich 1983 den Behörden stellte, wurde ihr in über 40 Fällen Raub und Mord vorgeworfen. Dazu zählt die Beteiligung an der Ermordung von 22 Männern eines Thakur-Dorfes, die sie Jahre zuvor tagelang missbraucht haben sollen.
Als "Bandit Queen" wurde Phoolan Devi 1994 auch international bekannt. Ihr Widerspruch gegen die verzerrte Darstellung des mit seiner "Wahrhaftigkeit" beworbenen Films – Rache für die erlittenen Vergewaltigungen als alleiniger Antrieb – blieb ungehört. Als sie im selben Jahr nach elf Jahren Haft ohne Gerichtsverfahren freikam, nutzte sie ihre Bekanntheit jedoch für einen Einstieg in die Politik und schloss sich Mulayam Singhs Samajwadi Party an. Zweimal erkämpfte sie ein Parlamentsmandat, und genoss dadurch nicht nur Immunität, sondern trat mit all ihrem Charisma gegen die andauernde Unterdrückung der sogenannten Backward Castes ein.
Unmittelbar vor ihrer Ermordung schienen sich die Streitigkeiten zwischen Phoolan Devi, ihren Schwestern und dem Noch-Ehemann sowie einzelnen Gefolgsleuten verschärft zu haben. Mit wessen Hilfe der Hauptverdächtige geflohen ist, könnte Aufschluss darüber geben, ob ihr Mord allein kriminelle oder auch politische Hintergründe hatte.
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