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Der Ausgang der indischen Parlamentswahlen überrascht viele, am meisten wohl die bisher regierende hindu-nationalistische BJP und ihre Verbündeten. Für sie ist das Ergebnis ein regelrechter Schock. Schließlich hatte die Regierungskoalition den Urnengang um sechs Monate vorgezogen, weil die Umfragen einen glänzenden Sieg versprachen. Stattdessen müssen die Hindu-Nationalisten und ihre Verbündeten jetzt in die Opposition.
In Indien hat sich im letzten Jahrzehnt eine kaufkräftige Mittelschicht herausgebildet, und die Softwareindustrie erlangte Weltruhm. Doch die Wahlen werden immer noch in den Dörfern entschieden, wo weiterhin die Bevölkerungsmehrheit lebt. Dort geht es weniger um die umstrittene Ideologie der als "Hindufaschisten" beschimpften BJP als vielmehr um die gerechte Teilhabe an den Früchten der Entwicklung. Die Landbevölkerung aber fühlt sich nicht nur vom Boom in den Städten abgekoppelt, sondern sieht sich auch als Opfer der Globalisierung. "India shining", der Wahlslogan der BJP, klingt für viele Not leidende Bauern wie Hohn.
Die BJP und ihre Verbündeten wurden jetzt Opfer ihrer Fixierung auf die städtischen Ober- und Mittelschichten; sie konzentrierten sich auf kaufkräftige Städter. Darin wurden sie von den großen urbanen Medien bestärkt, die ebenfalls die Situation auf dem Land vernachlässigten. Die überschuldeten Bauern etwa, die nur im Selbstmord noch einen Ausweg sehen, werden von ihnen gar nicht wahrgenommen. So ist eine verhängnisvolle Wechselseitigkeit von Fehlinformation und Fehlinformiertheit entstanden.
Doch die Protestwahl der Dörfer traf nicht nur die BJP, sondern auch einzelne Oppositionelle. Wer wie die Chefminister von Andhra Pradesh und Karnataka als Hightech-Guru für die Ansiedlung der IT-Industrien gesorgt und damit Hyderabad und Bangalore zu weltbekannten Boomtowns gemacht hat, zugleich aber die Bauern vernachlässigt, wurde in den Dörfern gnadenlos abgestraft. Die eigentliche Botschaft dieser Wahlen ist: Indiens Landbevölkerung verlangt Gehör. Computer sind nicht alles.
Quelle: Der Beitrag erschien am 14. Mai 2004 in der "Tageszeitung" (taz).
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