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Als "SC" und "ST" werden die Angehörigen der in Anhängen zur Verfassung gelisteten unterprivilegierten Kasten und Gruppen der Ureinwohner bezeichnet. Die religiöse Legitimierung des Kastenwesens im brahmanischen Hinduismus sorgt dafür, dass ihnen auch über 50 Jahre nach der formalrechtlichen Gleichstellung elementarste Grundrechte im Alltag vorenthalten werden. Dazu zählen die Verweigerung des Zugangs zu örtlichen Brunnen, Kantinen und Tempeln, des Umgangs mit "Höherkastigen" und des Zutritts zu deren Wohnvierteln. Bis heute sind so 25% der indischen Bevölkerung, die den Kastenhindus als unrein gelten, von der Macht im Lande fast völlig ausgeschlossen.
Mit der öffentlichen Konvertierung wollten Dalits - so die Selbstbezeichnung vieler Kastenloser - jetzt darauf aufmerksam machen, dass Kastenordnung und Hinduismus so eng miteinander verknüpft sind, dass eine Befreiung von den Fesseln der Kastenunterdrückung nicht innerhalb des hinduistischen Glaubenssystem möglich sei.
Die Initiatoren hatten ursprünglich mit weit mehr Teilnehmern gerechnet, aber vielen anreisenden Gruppen war der Zugang in die Stadt verwehrt worden. Mehrere zehntausend Teilnehmer seien von der Polizei an Bahnhöfen und an den Stadtgrenze aufgehalten worden, berichtete Udit Raj, der Vorsitzende des Lord Buddha Club.
Nach Ansicht indischer Medien geht die massive Behinderung der Zeremonie sowohl auf die Bahujan Samaj Party (BSP) als auch den Vishwa Hindu Parishad (VHP) zurück. Die nahenden Wahlen im benachbarten Bundesstaat Uttar Pradesh hätten zu dieser seltsame Allianz zwischen der BSP, der dort führenden Unterkastenpartei, und dem fundamentalistischen Arm der Hindurechten geführt. Der von Oberkasten dominierte VHP propagiert ein Indien als "Hindu-Nation" und hat insofern ein klares Motiv. Bezüglich der BSP wird vermutet, dass sie die Konvertierung blockierte, da sie eigene politische Ambitionen des Vorsitzenden des Buddha Clubs, Udit Raj, befürchte. Diese könnten die BSP-Wählerschaft spalten und so die Chancen der Partei - die 1995 selbst vor einer Zusammenarbeit mit der BJP nicht zurückschreckte - bei den Landtagswahlen im Herbst gefährden.
Schon Bhim Rao Ambedkar, der charismatische Vater der Dalit-Bewegung und Architekt der indischen Verfassung, war am Ende seines Lebens zu dem Schluss gekommen, dass ohne Religionswechsel keine Befreiung der Dalits möglich sei. Resigniert hatte er festgestellt, dass innerhalb des Hinduismus keine Gleichheit möglich sei. Weder die paternalistische Sorge eines Mahatma Gandhi um die "Kinder Gottes" (Harijans) bei gleichzeitigem Festhalten an der Varna-Einteilung und der Karma-Lehre (die Taten des vorangegangenen Lebens bestimmen die Einordnung in die vier (Berufs-) Gruppen in diesem Leben) noch die Klassenkampflyrik der indischen Kommunisten stelle die Dominanz der Oberkasten innerhalb des Hinduismus und in der indischen Öffentlichkeit ernsthaft in Frage. Wenige Monate vor seinem Tod trat er mit tausenden Anhängern zum Buddhismus über, der einzigen indischen Religion, die die Gleichheit der Menschen wirklich achte.
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