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Die Inhalte seiner Reden waren vor allem durch die politischen Entwicklungen nach den Anschlägen vom 11. September bestimmt und drängten andere Themenschwerpunkte der bereits vor fünf Jahren geplante Reise in den Hintergrund. Im Januar 1996 hatte Chomsky Indien zuletzt besucht.
Noam Chomsky wurde am 7. Dezember 1928 in Philadelphia geboren. Er studierte an der University of Pennsylvania, wo er 1955 promovierte. Im gleichen Jahr begann er seine wissenschaftliche Karriere am MIT, zuerst als Assistenzprofessor und seit 1961 als ordentlicher Professor für Linguistik und Philosophie. Über das sprachwissenschaftlich interessierte Publikum hinaus wurde er als einer der bedeutendsten Kritiker der US-amerikanischen Außenpolitik, der weltpolitischen Entwicklungen und der Macht der Medien bekannt. Immer wieder beschrieben und kritisiert wird von ihm die realen Verhältnisse von ökonomischer Ausbeutung und wirtschaftlicher, sozialer und politischer Macht, die heute die internationale Ordnung und die gesellschaftliche Realität bestimmen. Sein besonderes Augenmerk gilt dabei der Funktion und Rolle der Medien und deren manipulative Methoden bei der Erzeugung eines öffentlichen politischen Konsens. Seine Vielseitigkeit, seine wissenschaftlichen und politischen Publikationen und Vorträge machen Chomsky zu einem der am meisten gelesenen und zitierten lebenden Publizisten.
In Indien war das öffentliche Interesse an Chomskys Vorträgen gewaltig. Die Kapazitäten der Veranstaltungsäle reichten oft nicht aus, um den Ansturm bewältigen zu können. Chomskys erste Vorlesung am 3. November am Institute of Social Sciences in New Delhi hatte das Thema "Peering into the Abyss of the Future" (sinngemäß: "Der forschende Blick in die Weiten der Zukunft"). In seiner Einführung sagte Chomsky, dass er die Hoffnung hatte, während seiner Reise vor allem die für Südasien wichtigen Schwerpunkte wie Menschenrechte sowie die soziale und ökonomische Entwicklung thematisieren zu können. Doch seit dem 11. September würden diese Probleme fast völlig vom "Kampf gegen den internationalen Terrorismus" verdrängt.
Auch seine zweistündige Rede über "Militarism, Democracy and the Right to Information" ("Militarismus, Demokratie und das Recht auf Informationen") am 5. November an der Delhi University war von diesem Thema geprägt. Diese Veranstaltung war von der National Campaign for the People's Right to Information (NCPRI) und Studierenden der Delhi University organisiert worden. Unter den Zuhörern befanden sich so namhafte Persönlichkeiten wie die Schriftstellerin Arundhati Roy und die Bürgerrechtlerin Aruna Roy. Aruna Roy ist eine der Führungsfiguren der NCPRI und Mitbegründerin des Mazdoor Kisan Shakti Sangathan, einer 1990 in Rajasthan ins Leben gerufenen Bewegung, die für die Transparenz öffentlicher Ausgaben eintritt.
Chomskys Vorträge in Chennai, Thiruvananthapuram und Kolkata thematisierten ausschließlich die weltpolitischen Entwicklungen nach den Anschlägen in den USA. In Chennai und Kolkata, wo Chomsky als offizieller Staatsgast des westbengalischen Ministerpräsidenten Buddhadeb Bhattacharjee von der Communist Party of India (Marxist) weilte, sprach er am 10. und 20. November zum Thema "September 11 and its Aftermath: Where is the World Heading?" ("Der 11. September und seine Konsequenzen: Wohin entwickelt sich die Welt?"). Darüber hinaus wurde ihm in Kolkata die Ehrendoktorwürde der University of Calcutta verliehen.
Chomskys Reden in Lahore und Islamabad hatten ähnliche Schwerpunkte. Und wie in Indien war auch in Pakistan das öffentliche Interesse riesig. Seiner Vorlesung am 24. November in Lahore, die mittels Videokonferenz auch in die südpakistanische Metropole Karachi übertragen wurde, folgten mehr als 3.000 Menschen. Ebenso viele Zuhörer füllten zwei Tage später das Convention Center von Islamabad.
Chomsky widerlegte in seinen Vorträgen immer wieder detailliert und faktenreich den von der US-Regierung gepflegten Mythos von der freiheitsliebenden, menschenfreundlichen und demokratischen Supermacht. Und vor allem in Südasien wurden diese Argumente wohlwollend aufgenommen. Der große Zuspruch reflektiert die Sorge vieler Akteure aus Gesellschaft, Wissenschaft und Politik in Indien und Pakistan, die der gegenwärtigen US-amerikanischen Außen- und Sicherheitspolitik und der Beteiligung ihrer Regierungen an der "Anti-Terror-Koalition" kritisch gegenüberstehen.
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