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Der Prozess gegen die acht ausländischen Helfer begann am 4. September, bisher unter Ausschluss von Beobachtern, obwohl Taliban-Außenministers Wakil Ahmad Mutawakil am 2. September angekündigt hatte, dass er öffentlich sein werde. Unterdessen wurden am 31. August die Büros zweier weiterer Hilfsorganisationen, International Assistance Mission (IAM) und Serve geschlossen und ihre ausländischen Leiter des Landes verwiesen.
Im Fall einer Verurteilung droht den Inhaftierten von Shelter Now die Todesstrafe. Ein Anfang des Jahres erlassenes Dekret sieht jedoch für Ausländer lediglich eine kurze Haftstrafe und anschließende Ausweisung vor. Ob es in dem geplanten Prozess zur Anwendung kommt, ist aber nicht sicher. Fest steht bisher nur, dass die afghanischen Mitarbeiter in einem getrennten Prozess abgeurteilt werden sollen.
Nachdem Angehörige und diplomatische Vertreter Deutschlands, Australiens und der USA zunächst erfolglos um Besuchsrecht gebeten hatten, gestatteten die Behörden am 26. August einer Delegation des Internationalen Roten Kreuzes, die ausländischen Inhaftierten zu besuchen. Wenige Tage später erhielten sie erneut Zutritt. Über den Zustand der afghanischen Inhaftierten gibt es bisher keinerlei Auskünfte. Unlängst wandten sich ihre Angehörigen mit der Bitte an die internationale Presse, über die (auch in Deutschland intensive) Berichterstattung zu den westlichen Inhaftierten die afghanischen Mitarbeiter nicht völlig zu vergessen.
Kurz nach der Festnahme der Shelter Now-Mitarbeiter und der Schließung einer von ihnen betriebenen Schule hatte am 8. August Salim Haqqani, Kabuler Chef der berüchtigten "Tugend-Polizei", Videokassetten und Disketten christlichen Inhalts sowie Bibeln, übersetzt in die afghanische Sprache Dari, präsentiert. Tausende solcher Dokumente seien gefunden worden. Eine unabhängige Bestätigung dieser Behauptung war bisher nicht möglich. Laut BBC vom 9. August erklärte Shelter Now jedoch, die Bibeln seien nur zum persönlichen Gebrauch bestimmt. Shelter Now sei eine ganz normale Hilfsorganisation, keine spezifisch christliche.
Shelter Now hat sich auf die Herstellung preiswerter Dachmaterialien zur Unterstützung des Wiederaufbaus in dem von über 20 Jahren Bürgerkrieg verwüsteten Land spezialisiert. Ihre Mitarbeiter arbeiten zum Teil seit drei Jahren in Afghanistan. Auf ihrer Website finden sich keine Anhaltspunkte für eine Propagierung des Christentums. Die Berliner Zeitung berichtete am 9. August allerdings, der Projektleiter sei schon in Peshawar, wo er mit seiner Familie bis vor drei Jahren lebte, vom pakistanischen Geheimdienst der Missionierung beschuldigt worden. Auch in Afghanistan hätten die damals gegen die sowjetische Besatzung kämpfenden Mujaheddin schon in den 1980er Jahren ein Zentrum von Shelter Now zerstört. Weiter berichtet die Zeitung, dass die deutsche Abteilung von Shelter Now ihren Sitz im Braunschweiger Christuszentrum, einer konservativ ausgerichteten Freikirche habe, wo ihr Leiter hauptberuflich als Diakon beschäftigt sei. Ob die Organisation tatsächlich missioniert hat, lässt sich daraus natürlich nicht schließen. Aber auf ein mangelndes Gespür für die gefährliche politische Situation unter den Taliban schon. Das dürfte ihren afghanischen Mitarbeitern jetzt das Leben kosten.
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