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Die "Frankfurter Allgemeine" nannte ihn den "heimlichen König" von Afghanistan. Und tatsächlich scheint Zalmay Khalilzad, der seit 31. Dezember letzten Jahres Sonderbeauftragter der USA-Regierung ist, die Fäden am Hindukusch zu ziehen. Erst kürzlich hieß es aus dem Umfeld Zahir Schahs, Khalilzad habe den ehemaligen Monarchen zum Verzicht auf das Präsidentenamt zu Gunsten des USA-treuen Hamid Karzai gezwungen. Er habe ihm mit der Einstellung der Wiederaufbauhilfe gedroht und ihn gefragt, ob er für den "Hungertod afghanischer Kinder" verantwortlich sein wolle.
Der heute 50-jährige Khalilzad wurde in Mazar-i Sharif geboren. Seine Kindheit verbrachte der Paschtune in Kabul, wo er die Eliteschule Ghazi Lycée besuchte. Bereits 1971 verließ er seine Heimat. Über die American University in Beirut ging er nach Chicago. Dort studierte er politische Wissenschaften und wurde Staatsbürger der USA. Ende der 70er Jahre lernte er seine Frau, die Schriftstellerin Cheryl Benard, kennen, mit der er zwei Kinder hat.
Unter Präsident Ronald Reagan war Khalilzad in den 80er Jahren Sonderberater im Außenministerium. Nach dem Einmarsch der Sowjetarmee in Afghanistan fungierte er vor allem als Verbindungsmann zu den oppositionellen Mujaheddin, wobei er sich auch für die Lieferung von Stinger-Raketen eingesetzt haben soll. Aber auch seine Kenntnisse über Iran und Irak – er gilt als eingefleischter Gegner Saddam Husseins – wurden von der republikanischen Regierung geschätzt. Während des Golfkrieges ernannte ihn George Bush sen. zum Staatssekretär im Verteidigungsministerium.
Unter Bill Clinton hatte Khalilzad kein politisches Amt inne, pflegte jedoch seine Afghanistan-Kontakte als Berater für verschiedene Ölfirmen in der Region. Nach seiner Wahl holte ihn George W. Bush zurück ins Boot. Zunächst leitete er das Übergangsteam des Verteidigungsministeriums, schließlich wurde er als Experte für Zentralasien und den Persischen Golf in den Nationalen Sicherheitsrat berufen. In seiner Funktion als Sonderbeauftragter soll er nun die Verhältnisse in Afghanistan neu ordnen. Dabei kommen ihm seine Beziehungen zu politischen Akteuren, aber auch zu den Kriegsherren zu Gute. Freilich sind nicht alle Afghanen mit seinem Tun einverstanden. Doch die Ereignisse um die Loya Jirga zeigen, mit welcher Macht Khalilzad ausgestattet ist, die Dinge im Sinne der USA zu beeinflussen.
Quelle: Der Text erschien am 19. Juni 2002 in der Tageszeitung "Neues Deutschland".
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