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Auch mehrere andere Gemeinden der rund 5.000 in Deutschland lebenden Sikhs - die Männer, erkennbar an ihrem Turban tragen gewöhnlich den Nachnamen Singh ("Löwe") und die Frauen den Namen Kaur ("Prinzessin") - schickten Abgesandte. Weltweit werden 23 Millionen Sikhs gezählt. Rund 80 Prozent von ihnen leben in Indien und hier wiederum vor allem im Unionsstaat Punjab, Nicht wenige haben aber nach der Teilung Britisch-Indiens, die auch eine Teilung der alten Provinz Punjab mit sich brachte, oder während des Aufstands junger Sikh-Rebellen, die in den 70er und 80er Jahren der indischen Regierung einen Separatstaat Khalistan abtrotzen wollten, ihre alte südasiatische Heimat verlassen. Die größten Sikh-Diaspora-Gemeinden existieren in den USA und Kanada.
Der Berliner Gurdwara, ein ehemaliges backsteinernes Fabrikgebäude in der Reinickendorfer Kögelstraße, entbehrt zwar den äußeren Glanz des Goldenen Tempels von Amritsar und vieler anderer indischer Sikh-Stätten, hält aber für die etwa 200 in der deutschen Kapitale lebenden Anhänger des Religionsgründers Guru Nanak (1469 bis 1539) einen stattlichen Gebetsraum und einen Saal für die Einnahme des Mahles Langar bereit. Gemeindesprecher Amarjeet Singh jedenfalls zeigte sich sehr zufrieden, dass die seit 25 Jahren in der Stadt existierende Sikh-Gemeinde endlich einen festen Stammsitz gefunden hat und sich nun in der aufgeregten Zeit nach dem 11. September - auch Sikhs seien unter "Terrorverdacht" gefallen - besser in der Öffentlichkeit präsentieren kann. Das will Amarjeet Singh auch konkret verstanden wissen: "Es gibt in der ganzen Welt keinen Sikh-Tempel, in dem Angehörige anderer Religionen nicht willkommen wären. Das gilt natürlich auch für den unsrigen, den 12. seiner Art in Deutschland."
Einen lebhaften Eindruck von der Gegenwärtigkeit der Sikhreligion vermittelte der Gelehrte Prof. Darshan Singh mit seiner Auslegung einer Schrift des fünften Guru Arjan Dev, der wegen seines Glaubens auf Befehl des Moghulkaisers Jahangir zu Tode gefoltert wurde. Danach gelte es, den Dschungel, in dem das Recht des Stärkeren herrsche und die kleineren Nationen leicht Schaden nehmen, zu überwinden und stattdessen einen Garten des Friedens zu schaffen, in dem auch die kleinsten Pflanzen gedeihen.
Wie viele andere Gäste war auch die Berliner Ausländerbeauftragte Barbara John voll des Lobes für "die anerkannte, für friedliches Miteinander stehende kleine Glaubensgemeinschaft". Wer ein solches Haus begründe, setze auf Berlin als Heimat. In den vielen in der Hauptstadt existierenden Glaubensrichtungen sah sie "einen Schatz - nicht erst seit einigen Monaten wichtig für einen Dialog der Kulturen und Religionen". Für die evangelische Pfarrerin Annemarie Werner ist die Errichtung des Gurdwara ein mutiges Zeichen in einer Zeit, in der Fremdenfeindlichkeit zunehme und populistische Politiker es an jedem Gespür für den Glauben anderer vermissen ließen.
Dialog der Kulturen und Religionen - die zweistündige Feier vermochte auch diesen Anspruch zu erfüllen. Ob Abgesandte der Gemeinschaften der Hindus und Moslems oder Religionswissenschaftler verschiedener Sparten - sie alle suchten und fanden im Sikhismus Botschaften des Friedens und der Gleichheit der Menschen, die mehr oder minder allen großen Religionen gemeinsam seien.
Wiederholt zitiert wurde die von Guru Nanak, der die Vorzüge von Hinduismus und Islam verbinden wollte, geprägte Formel: "Kein Hindu, kein Moslem - nur Menschen". Immer wieder hervorgehoben auch die starke soziale Komponente des Sikhismus, der u.a. auch zur Überwindung des Kastenwesens angetreten war. Symbol dieser Gleichheit ist nicht zuletzt das nach den Gebeten gemeinsam eingenommene Mal Langar, das stets aus gleichen Töpfen (universelle Bruderschaft) eingenommen wird - wie es denn auch an diesem Tag geschah.
Gurdwara Sri Guru Singh Sabha Berlin e.V.
Kögelstr. 6
13403 Berlin
Tel.: 030 - 404 50 64
Quelle: Dieser Artikel erschien am 18. Juni 2002 in der Tageszeitung "Neues Deutschland".
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