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"Frauen haben mehr als andere gelitten", sagte Massuda Dschalal vor der Wahl in der Loya Jirga und deshalb solle eine Frau Präsidentin in Afghanistan werden. Nach dem langen und grausamen Bürgerkrieg stellen Frauen fast zwei Drittel der Bevölkerung. Es sei daher ihr Recht zu wählen und für die höchsten Ämter im Land zu kandidieren.
Die 35-jährige Kinderärztin aus Kabul schrieb Geschichte, denn sie war die erste Frau, die sich in Afghanistan für ein Präsidentenamt bewarb. Für ihre Kandidatur hatte sie zuvor 188 Unterschriften der 1600 Delegierten gesammelt, 38 mehr, als nötig gewesen wären. Dschalal, die seit Ende letzten Jahres für das Ernährungsprogramm der Vereinten Nationen in der afghanischen Hauptstadt arbeitet, ist verheiratet und hat während des jahrzehntelangen Krieges ihr Land nie verlassen. Ihre Kandidatur solle ein Zeichen des Protests, aber auch ein erster Schritt sein, die Rolle der afghanischen Frauen zu verändern, sagte eine Delegierte, die Dschalal unterstützte. Von der Vorbereitungskommission waren insgesamt 160 Sitze für Frauen in der Loya Jirga reserviert worden. Erstaunlicherweise kamen noch weitere 40 durch direkte Wahlen zu einem Mandat, allein 20 in Kabul. Mehr als erwartet, aber noch immer zu wenige.
Vor der Abstimmung hatte Verteidigungsminister Mohammed Fahim versucht, die 35-jährige Ärztin zum Rückzug zu bewegen. Die Kandidatur einer Frau sei "unislamisch", sagte der Mann von der mächtigen Nordallianz, dessen Kabinettskolleginnen, Frauenministerin Sima Samar und Gesundheitsministerin Suhaila Seddiqi, sicher nicht begeistert von dieser Aussage waren. Dschalal berichtete, für den Fall ihres Rückzuges sei ihr ein Kabinettsposten in Aussicht gestellt worden. Böse Zungen behaupten gar, Dschalal spekuliere mit ihrer Kandidatur auf einen Sitz im 111-köpfigen Übergangsparlament, das aus der Loya Jirga hervorgehen soll. Beweisen lässt sich der Vorwurf nicht.
"Ich hoffe, die weiblichen Delegierten der Loya Jirga werden mich unterstützen, da ich ein neues Kapitel der afghanischen Politik aufschlage", sagte sie vor der Abstimmung. Doch trotz ihres Aufrufs hatte Dschalal keinerlei Chance gegen Karzai, der sich am Ende mit 1295 der 1555 abgegebenen Stimmen durchsetzen konnte. Für Dschalal votierten 177 Delegierte. Allein ihre Kandidatur war aber schon ein Zeichen der Hoffnung in einem Land, in dem noch vor einem Jahr Frauen keinerlei Recht hatten, am öffentlichen Leben teilzunehmen.
Quelle: Der Text erschien am 15. Juni 2002 in der Tageszeitung "Neues Deutschland".
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