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02. September 2005. Indien Land

Die Indische Union ist mit einer Gesamtfläche von über drei Millionen Quadratkilometern (3.287.590 qkm) das siebtgrößte Land der Erde. Das ist ein nahezu neunmal so großes Areal wie das der Bundesrepublik Deutschland.

Das Territorium erstreckt sich vom 68. bis zum 98. östlichen Längengrad und vom achten bis zum 37. nördlichen Breitengrad. Maximal dehnt sich Indien von Süden nach Norden über 3.200 km und von Westen nach Osten über ca. 3.000 km aus. Obwohl das Land mit mehr als einer Milliarde Einwohnern fast ein Sechstel der Menschheit beheimatet, nimmt das Staatsgebiet nur etwa zwei Prozent aller weltweiten Landmassen ein.

Karte von Indien
Karte von Indien. Foto: Eric Töpfer

Indien grenzt an sechs Staaten. Von den über 14.000 km Außengrenzen sind ca. 7.000 km Küstenlinie. Nachbarländer sind (von Nordwesten im Uhrzeigersinn beginnend) Pakistan (2.912 km gemeinsame Grenze) und China (3.380 km gemeinsame Grenze), mit denen vor allem um die Gebirgsregion Kashmir nach wie vor konfrontative Gebietsansprüche bestehen. Im nördlichen Abschnitt umgrenzen vier Unionsstaaten den Himalaya-Staat Nepal (1.690 km gemeinsame Grenze), der zwischen der autonomen chinesischen Region Tibet und Indien eingekeilt liegt. Nahezu in gleicher Situation liegt das etwas weiter südöstlich gelegene Bhutan, das mit Indien eine über 600 km lange Grenze teilt. Die über 1.400 km lange Grenze mit Myanmar (Burma) im Nordosten führt an den östlichen Grenzabschnitt mit Bangladesch, das von drei Seiten indischen Territoriums umgeben ist (ca. 4.000 km gemeinsame Grenze).

Blick auf Kanyakumari
Kanyakumari ist die gleichnamige Stadt am südlichsten Punkt der indischen Halbinsel im Unionsstaat Tamil Nadu. Während der britischen Kolonialzeit wurde die Südspitze – vermutlich aufgrund der Unfähigkeit der europäischen Imperialisten lokale Namen fehlerfrei auszusprechen - als Kap Komorin bezeichnet. Der Name leitete sich von der hindumythologischen Lokal-Göttin Kanya Devi her, die als Inkarnation der Göttin Parvati betrachtet wird. Foto: Christoph S. Sprung

Die leicht abgerundete dreieckige Form der indischen Halbinsel ragt in den Indischen Ozean und vereint ihn am südlichsten Punkt mit dem westlich gelegenen Arabischen Meer und dem östlichen Golf von Bengalen. Kanyakumari als dieser südlichste Punkt des indischen Festlands ist durch den Golf von Mannar und der Palk Strait vom einige Kilometer östlich liegenden Sri Lanka getrennt.

Zur Indischen Union gehören weiterhin einige administrativ als Unionsterritorien zentral verwaltete Inselgruppen. Dazu zählen die Lakkadiven (Hindi: Lakshadweep, was 100.000 Inseln bedeutet) im Arabischen Meer und die Andamanen und Nikobaren, die vom Golf von Bengalen und der Andamanischen See umgeben sind.

Während der von Südwesten in nordöstlicher Richtung verlaufende Grenzabschnitt zu Pakistan (an der westlichen Flanke der indischen Unionsstaat Gujarat, Rajasthan und Punjab sowie Jammu & Kashmir) offenkundig einer politischen Grenzziehung unterlag, erscheinen sowohl die Grenzlinien in den Himalaya-Unionsstaaten Himachal Pradesh, Uttarakhand als auch Sikkim durch ihre oftmals an den Wasserscheiden der Berggletscher orientierten Barrieren als "natürlich".

Die ebenfalls an den Südhängen der Himalaya-Kette gelegenen Nachbar-Staaten Nepal und Bhutan, grenzen beide sowohl in den Bergen als auch in der Vorgebirgsebene (Terai bzw. Duar) an Indien und sind von jeweils drei Seiten indischen Territoriums umgeben. Die Grenzziehung im östlichen Abschnitt des Himalayas im Unionsstaat Arunanchal Pradesh zu China ist bisher nicht abschließend zwischen den beiden Staaten geklärt. 1 Sie verläuft von Bhutan in west-östlicher Richtung und dann weiter entlang eines unübersichtlichen Gebirgslands gen Süden und grenzt an ihrer östlichen Flanke an Myanmar (Birma). Dieser Abschnitt führt durch bewaldete Berglandschaften und separiert die Unionsstaaten Nagaland (entlang des Patkai Gebirges), Manipur und Mizoram von dem östlichen Nachbarn. Von Mirzoram ausgehend nordwärts über Tripura, Assam und dann entlang der Südgrenze von Meghalaya in westlicher Richtung und schließlich abermals gen Süden wird Bangladesch nahezu ganz von indischen Staatsgebiet umgrenzt. In ihrem westlichen Abschnitt entlang der ebenfalls im Flachland liegenden Unionsstaaten Assam und West-Bengalen mündet die Grenze in das südliche Flussdelta (Sundarbans) von Ganges und Brahmaputra.

Wenngleich fast 70 Prozent der Einwohner auf dem Land leben (in ca. 638.000 Dörfern), sind rund 5.100 Siedlungen als städtisch klassifiziert - also Siedlungen mit über 10.000 Einwohnern. Indien hat über 300 Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern. Die wichtigsten urbanen Zentren sind neben der Hauptstadt New Delhi (12,8 Mio. Einwohner), drei Hafenstädte: Das an der Westküste gelegene Mumbai (ehemals Bombay, 16,4 Mio.) und das in Bengalen gelegene Kolkata (13,2 Mio.), und das 6,4 Mio. Einwohner zählende Chennai (ehemals Madras) im südöstlichen Unionsstaat Tamil Nadu. Daneben zählen die beiden Dekkan-Metopolen Bengaluru (Bangalore) (ca. 5,7 Mio.) und Hyderabad (ca. 5,5 Mio. Einwohner) zu den größten Städten Indiens. Darüber hinaus gibt es über das gesamte Land verteilt mit Ahmedabad, Pune, Patna, Kanpur, Lucknow, Varanasi, Jaipur u.a. 35 so genannte Urban Areas mit mehr als einer Millionen Einwohner (Census of India 2001).

Topographie

Als größter der südasiatischen Staaten dominiert das Territorium der Indischen Union den überwiegenden Teil des Subkontinentes. Ihre Fläche erstreckt sich vom Himalaya im Norden über die nordindische Tiefebene, durch die u.a. der Ganges fließt, bis zum südlichen Hochland des Dekkan, das fast bis an die Südspitze der Halbinsel am Indischen Ozean reicht. Einige mehr oder weniger benachbarte Inseln gehören ebenfalls zur Indischen Union.

Der Himalaya

Die nördliche Grenze bildet der Himalaya (vermutlich zusammengesetzt aus den Sanskritworten hima: Schnee, und alaya: Bleibe/Ort), das höchste Gebirge der Erde. In den geologisch als jung bezeichneten Gebirgszügen, die im Tertiär während der letzten 65 Millionen Jahre entstanden sind, kommt es – durch einen ständigen Druck, mit der die Subkontinentale Platte sich unter die Eurasische Platte schiebt - häufig zu Erdbeben und Erdrutschen.

100 indische Rupien
Während der Kanchenjunga an der Grenze zwischen Sikkim und Nepal mit 8.586 Metern Indiens höchster und weltweit der dritt höchste Berg ist, ist der Nanda Devi in Uttarakhand mit 7.816 Metern der höchste Berg der vollkommen auf indischen Boden steht. Sein (erhabenes) Antlitz ist hier auf der 100 Rupien-Note abgebildet. Foto: Christoph S. Sprung

Das Gebirge wird in den Äußeren Himalaya (insbesondere das Shivalik Gebirge), den Niederen (oder Vorderen) und den meist von Gletschern bedeckten Großen Himalaya unterteilt.

Zusammen erstrecken sich die Gebirgsketten über eine Länge von mehr als 2.500 km und ereichen eine Breite zwischen 200 und 400 Kilometern. Die Bergketten grenzen den Subkontinent vom nördlich gelegenen Hochplateau von Tibet ab. Bis auf Ladakh im Unionsstaat Jammu & Kashmir gehört kein Gebiet jenseits der Himalaya-Gebirgszüge zum indischen Staatsgebiet.

Mit dem Himalaya verbundene Gebirge

Darüber hinaus verlaufen verschiedene regionale Gebirgsketten parallel zum Himalaya, insbesondere im Nordwesten des Landes, wo die Berge von Zanskar, Ladakh und dem Karakorum in Jammu & Kashmir nordöstlich zum Großen Himalaya verlaufen. Durch den südlichen Teil des Unionsstaates verläuft auch die Pir Panjal Range, die als südwestliche Verlängerung des Großen Himalayas, die westliche und südliche Flanke des Hochtals von Kashmir bildet.

Katra
Abenddämmerung über dem Pilgerort Katra im Pir Panjal Gebrige im südlichen Teil des Unionsstaates Jammu & Kashmir. Foto: Christoph S. Sprung

Am östlichen Ende des Himalayas verlaufen mehrere kleinere Gebirge, die von Nordosten nach Süden verlaufen. Dazu gehören die stark bewaldeten Gebirge Patkai, Naga und Mizo. Diese folgen der indo-burmesischen Grenze und begrenzen den südöstlichen Landstreifen Bangladeschs. Von den Naga Hills und dem schilfigen Logtak See im Manipur Flusstal gehen nahezu alle Berge der Region aus. So führen in ostwestlicher Richtung die Mikir Berge und nach Westen die Jaintia, Khasi und Garo Berge. Letztere verlaufen parallel der Grenze zu Bangladesch. Zusammengefasst werden diese Berge auch als Plateau von Shillong (oder Meghalaya) bezeichnet.

Die nördliche Tiefebene

Die fruchtbare und dicht besiedelten nordindische Tiefebene – zu der oftmals die weitgehend in Pakistan liegende Indusebene zugezählt wird – gilt als weitere charakteristische und strukturelle Komponente der Topographie und Landschaftszonen des Subkontinents. Sie gliedert sich in die zwischen dem Himalaya und dem Dekkan liegende Gangesebene bzw. die ebenfalls südlich des Himalaya liegende Ebene des Brahmaputra, der vor allem das Tiefland von Assam und das Tiefland von Bangladesch prägt.

Gangesebene

Etwas westlich von Delhi verläuft die Wasserscheide, die das Ganges- vom Indussystem trennt. Als ehemaliger Meeresgrund wird die Gangesebene vor allem von den Flüssen aus dem Himalaya mit Sedimenten aufgefüllt, die zum Teil bis zu 2.000 Meter tief sind. Zusammen mit den Ausläufern der Indusebene reicht sie von den pakistanischen Provinzen Punjab und Sindh im Westen ostwärts über die indischen Unionsstaaten Punjab und Haryana (mit Delhi) bis zum Golf von Bengalen. Das Gangesbecken. hauptsächlich in den Unionsstaaten Uttar Pradesh und Bihar bildet den zentralen Teil der Ebene. Im östlichen Abschnitt bildet sich das Delta aus den Flüssen Ganges und Brahmaputra. Es mündet teilweise im Unionsstaat West Bengalen – aber hauptsächlich in Bangladesch - in den Golf von Bengalen. Das Land im Delta wird während des Monsuns regelmäßig von Überschwemmungen heimgesucht.

Die Große Indische Wüste (auch Wüste Thar) bildet eine wichtige Verlängerung der indischen Tiefebene bzw. ihre westliche Begrenzung. Die Wüste liegt zwar hauptsächlich im Unionsstaat Rajasthan, aber ihre Ausläufer reichen auch nach Pakistan. Das leicht hüglige Terrain ist von Sanddünen und zahlreichen isolierten Bergen geprägt.

Brahmaputra-Tiefebene

Der 2.900 km lange Brahmaputra, der damit über 200 km länger ist als der Ganges, durchquert ausgehend von seiner Quelle bereits 1.500 km tibetisches Gebiet, wo er als Tsang-Po bekannt ist. Durch seinen in südlicher Richtung verlaufenden Durchbruch bei den Dihangschluchten erreicht er indisches Gebiet und durchfließt die Unionsstaaten Arunanchal Pradesh und Assam von wo aus er weiter nach Bangladesch fließt und sich als Yamuna mit dem Ganges (dort Padma) vereint.

Der Fluss ist trotz zahlreicher technischer Maßnahmen schwer zu „zähmen“ und somit für die kommerzielle Flussschifffahrt kaum zu nutzen. Häufige Überschwemmungen verursachen großen wirtschaftlichen Schaden. Die Breite des Flussbettes erreicht auch ohne Hochwasser teilweise mehr als einen Kilometer.

Das Dekkan-Plateau

Süd-Karnataka
Dekkan-Landschaft im südlichen Karnataka, nördlich des Kaveri-Flusses. Foto: Christoph S. Sprung

Ein bedeutender Teil Indiens liegt zwischen dem Arabischen Meer im Westen und dem Golf von Bengalen im Osten. Das Vindhya-Gebirge im Norden wird allgemein als Trennlinie zwischen Hindustan (Nordindien) und dem Plateau des Dekkan (abgeleitet vom Sanskritwort dakshina: Süden) betrachtet, das mit etwa 1.4 Millionen qkm den Großteil der Halbinsel ausmacht. Einst Teil des Urkontinents Gondwanaland gilt dieses Land geologisch als ältester Teil Indiens. Das Plateau liegt durchschnittlich zwischen 300 und 1.000 Metern ü.d.M., fällt in östlicher Richtung ab und wird von den großen Flüssen Narmada, Mahanadi, Godavari und Krishna durchzogen. Eine ganze Reihe erodierter Bergketten sind Zeugnis der geologischen Vergangenheit dieser Gegend.

Die Westlichen Ghats

An der westlichen Flanke des Dekkan erstrecken sich die so genannten Westlichen oder West Ghats (auch Sahyadri), die mancherorts Höhen von über 2.500 m. ü. d. M. erreichen. Sie bestehen aus einer Reihe von Bergketten die abrupt von den Küstenebenen aufsteigen.

Diese Bergketten ereicht im Süden größere Höhen (bei den Nilgiri, Anaimalai, Palni und Cardamom Bergen; der Anai Peak in Kerala ist mit 2.695 m der höchste Berg). Die West Ghats reichen bis an die Südspitze Indiens.

Große Niederschlagsmengen begünstigen eine abwechslungsreiche und artenreiche Flora und Fauna. Zudem haben mit dem Godavari, Krishna und Kaveri (Cauvery) einige große Flüsse hier ihre Quellen.

Die Östlichen Ghats

Die Östlichen oder Ost Ghats sind eine Serie von unregelmäßigen und eher niedrigeren Bergketten, die sich vom Süden parallel zur Küstenlinie des Golfs von Bengalen in nordöstlicher Richtung bis in den Unionsstaat Orissa erstrecken. Der größte zusammenhängende Teil liegt in der Dandakaranya-Region zwischen den Flüssen Mahanadi und Godavari. In diesem Abschnitt steigen die Berge auch zum höchsten Punkt an der Ostseite auf: dem mit fast 2.000 Metern ü.d.M. hohen Arma Konda in Andhra Pradesh.

Südlich des Krishna-Flusses. setzen sich die Ost Ghats als einige niedrigere Bergketten fort. Dazu zählen die Erramala, Nallamala, Velikonda und Palkonda-Berge. Südlich von Chennai (in Tamil Nadu) setzen sich die Ost Ghats als Javadi und Shevaroy Berge fort und vereinen sich letztendlich mit den West Ghats.

Das Innenland

Die nördlichen Teile des Dekkan Plateaus bilden in gewisser Weise das Halbinselvorland. Diese großen, ungenau zu bestimmenden Gebiete liegen zwischen der Halbinsel im Süden, der Gangesebene und der Großen Indischen Wüste im Norden.

Das Aravalli-Gebirge verläuft von einem Hochland nahe Ahmedabad in Gujarat von Südwesten in nordöstlicher Richtung nach Delhi. Das geographisch sehr alte Gebirge ist in mehrere Abschnitte unterteilt. Der höchste Gipfel ist der Guru Sikhar (fast 2.000 m ü.d.M.) bei Mount Abu im südlichen Rajasthan.

Das Gebirge leitet die westwärts fließenden Flüsse nach Süden in die Wüste oder den Rann of Kachchh (Kutch) ab. Der Chambal und seine Nebenflüsse verlaufen allerdings nordwärts in die Ebene, wo sie sich mit dem Yamuna-Fluss vereinen.

Zwischen dem Aravalli- und dem Vindhya-Gebrige liegt das fruchtbare Malwa Plateau. Es erstreckt sich südwärts bis zu den Vindhya-Bergen, die durch das Narmada-Tal von den Satpura-Bergen getrennt werden. Das Narmada-Tal bildet den westlichen und eigentlichen Teil des 1.200 km langen Narmada-Son-Tals, das von Osten nach Westen verläuft, wo nahe der Stadt Surat (in Gujarat) der Fluss in den Golf von Khambhat mündet.

Im östlichen Abschnitt des Halbinselvorlandes liegt die mineralienreiche Region des Plateaus von Chota Nagpur, das sich über Teile der Unionsstaaten Chhattisgarh, Jharkhand und Orissa erstreckt. Es ist ein Gebiet zahlreicher Steilhänge, welche die Geröll-Gebiete unterteilen. Im Südwesten des hügligen Chota Nagpurs schließt sich die Ebene von Chhattisgarh an, die sich am Oberlauf des Mahanadi-Flusses befindet.

Die meisten Gebiete des Hinterlandes südlich des Halbinselvorlandes und Chota Nagpurs sind durch das Geröll eines bergigen und wenig abwechslungsreichen Terrains gekennzeichnet.

Der überwiegende Teil des nordwestlichen Abschnitts der Halbinsel (in den Unionsstaaten Maharashtra und angrenzenden Regionen von Madhya Pradesh, Andhra Pradesh und Karnataka) bildet das eigentliche Lava-Plateau des Dekkan.

Küstengebiete und Inseln

Ein Großteil der indischen Küstengebiete wird von den Ghats begrenzt. Das gilt nicht für die Halbinseln am nordwestlichen Küstenabschnitt, der die Halbinseln der Salzsümpfe von Kathiawar (Saurashtra) und Kachchh und die Gebiete um den Golf von Khambhat (Cambay) im Unionsstaat Gujarat umfasst.

Konkan-Küste
Die Konkan-Küste in Maharashtra (Sindhudurg-Distrikt). Foto: Christoph S. Sprung

Die Sümpfe des Großen Rann of Kachchh entlang der Grenze zu Pakistan und der Kleine Rann of Kachchh sind Gebiete, die von den Gezeiten geprägt werden. Diese verwandeln während der Regenzeit die Halbinsel Kachchh für mehrere Monate in eine Insel.

Der Küstenstreifen weiter südlich (von Gujarat über Maharashtra nach Goa) ist als Konkan–Küste bekannt. Sie ist von zahlreichen Flusstälern und Ebenen entlang der Flussufer geprägt, die weit landeinwärts reichen.

Die Küste von Goa über die Unionsstaaten Karnataka und Kerala bis zur Südspitze des Subkontinentes in Tamil Nadu ist als Malabar-Küste bekannt. Diese Küstenebene, die eine Breite von 20 bis 100 km erreicht, entstand durch angespülte Sedimente. Sie ist von zahlreichen Lagunen, Brackwassern und besonders in Kerala von dem schiffbaren Kanalsystem, der sogenannten Backwaters, geprägt.

Die Ostküste besteht überwiegend aus Sedimenten und ist wesentlich breiter als die westliche. Die Mündungen vom Kaveri, Krishna-Godavari, Mahanadi und vor allem das über 350 km breite Delta vom Ganges und Brahmaputra prägen die Ostküste maßgeblich. Auch an dieser Küste gibt es einige Lagunen, die durch angespülte Sedimente entstanden. Beispielsweise gehört der Chilika See in Orissa dazu, der als größte Lagune Asiens gilt.

Darüber hinaus gehören verschiedene Archipele im Indischen Ozean politisch ebenfalls zu Indien. Dazu zählt das Unionsgebiet der Lakkadiven-Inseln. Sie sind eine Gruppe kleinerer Korallen-Atolle im Arabischen Meer westlich der Malabar-Küste.

Mehrere tausend Kilometer von der Ostküste entfernt, zwischen dem Golf von Bengalen und der Andamanischen See liegt das Unionsgebiet der Andamanen und Nikobaren. Die etwas größeren Inseln der Andamanen befinden sich näher an der Küste zu Myanmar und die Nikobaren näher zu Indonesien als zum indischen Festland.

Klima

In einer Region mit solch extremen Höhenunterschieden gibt es eine enorme klimatische Spannbreite: So zählen die Gletschergebiete der hohen Gebirgszüge im Himalaya zu den kältesten Orten der Erde, während auf der südlichen Halbinsel tropisches Klima vorherrscht.

Das Monsun-Klima in Indien (und den meisten Teilen des Subkontinentes) gilt als ausgeprägtes Beispiel dieses alljährlichen wiederkehrenden Wetterschauspiels. Die Trocken- und Feucht-Zeit des Monsun-Systems und die jahreszeitlichen Temperaturschwankungen sorgen in den meisten Landesteilen für drei klimatische Perioden: (1.) Die heiße und trockene Zeit beginnt von März bis Mitte Juni (während der sich in den höheren Atmosphärenschichten allmählich immer mehr Feuchtigkeit ansammelt), die dann in der (2.) heißen und feuchten Monsun-Zeit von ca. Mitte Juni bis Ende September die ersehnten Regengüsse beschert (in der üblicherweise über drei Viertel der gesamten jährlichen Regenmenge fällt) und der (3.) ein kühleres und trockenes Wetter von Anfang Oktober bis Mitte Februar folgt.

Die tatsächlichen Jahreszeitenwechsel können sich um mehrere Wochen verschieben und variieren so nicht nur zwischen einem Landesteil und einem anderen, sondern auch von Jahr zu Jahr. Regionale Unterschiede, die oftmals beträchtlich sind, resultieren aus einer Reihe von geografischen Aspekten, wie etwa unterschiedlichen Höhenlagen oder der Nähe zu Gewässern. Die oftmals vollkommen von den Monsun-Güssen abhängige Landwirtschaft ist darauf angewiesen, dass es ausreichend - aber auch nicht zuviel - regnet, da Überschwemmungen ebenfalls verheerend sind.

Im Zusammenhang mit der Vor-Monsun-Zeit und der Nach-Regenperiode kommt es häufig zu tropischen Zyklonen, die sich sowohl über dem Arabischen Meer als auch dem Golf von Bengalen entwickeln. Mit Geschwindigkeiten von über 160 Stundenkilometern verursachen sie enorme Regengüsse, extreme Winde und Flutwellen an den Küsten. Vor allem die Küstengebiete der Unionsstaaten Andhra Pradesh, Orissa und West Bengalen werden regelmäßig von Zyklonen heimgesucht.

Der landesweit meiste Regen ergießt sich in dem Dorf Cherrapunji, das ca. 50 km südwestlich von Shillong liegt, der Hauptstadt des nordöstlichen Unionsstaates Meghalaya. Mit einer durchschnittlichen jährlichen Niederschlagsmenge über 10.000 mm gilt Cherrapunji als zweitregenreichster Ort der Erde. In einigen Distrikten Rajasthans, im Aravalli-Gebirge, gibt es hingegen manchmal über Jahre hinweg überhaupt keinen Niederschlag.

Die wärmsten Temperaturen werden im Mai oder Juni gemessen (in der so genannten Vor-Monsun-Hitze), die vom Südwest-Monsuns mit seinen üblicherweise konstanten Schauern wieder gesenkt werden. Doch auch die Übergangszeit nach dem Abzug der Wolken im September oder Oktober kann mancherorts noch für extreme Hitze sorgen. In den letzten Jahren wurden nicht selten bei Hitzewellen in verschiedenen Unionsstaaten Temperaturen um 50 Grad Celsius gemessen – im Kontrast zu Meldungen aus Nordindien wo im Winter sogar Temperaturen um den Gefrierpunkt herrschen.

Wolkenhimmel im Himalaya
Wolken aus der Ebene schaffen es meist nur in die Vorgebirge des Himalaya einzudringen und regnen sich dort bereits aus. Foto: Christoph S. Sprung

Weniger kontrastreich bezüglich Temperaturschwankungen ist der tiefe indische Süden; So gibt es in Keralas Hauptstadt Thiruvananthapuram (Trivandrum), kaum mehr als zweieinhalb Grad Unterschied - bei einer durchschnittlichen Temperatur von 27 Grad Celsius. Das steht beispielsweise im krassen Gegensatz zu Ambala (im nördlichen Unionsstaat Haryana), wo im Winter durchschnittlich 13 Grad Celsius gemessen während das Thermometer im Juni kaum unter 33 Grad anzeigt.

Da das Berg-Klima besonders an den Südhängen des Himalayas relativ moderat ist, suchen in den Sommermonaten etliche vermögende Menschen - gerade aus den benachbarten Unionsstaaten, wo die Temperaturen mit oftmals über 40 Grad geradezu bedrückend werden können – die so genannten "Hill Stations" auf der Suche nach Abkühlung auf. 2 Aber auch in den Western Ghats existieren aus den gleichen Gründen zahlreiche "Hill Stations" wie z.B. Ooty oder Kodaikanal (beide in Tamil Nadu).

In den höheren Lagen der Bergwelten des Himalayas gelten vollkommen andere klimatische Bedingungen, die zudem auch von Tal zu Tal unterschiedlich ausfallen können. Die schneereichen Pässe von Himachal Pradesh nach Ladakh sind oft nur wenige Wochen (meist von Anfang Juli bis Ende September) befahrbar. Die höheren Orte in Uttaranchal sind ebenfalls nur vorübergehend zu erreichen (von Anfang Mai bis Mitte Oktober), während sie in Sikkim und Arunanchal Pradesh meist das Ganze Jahr über zu erreichen sind.

Anmerkungen

[ 1 ] Die Rede ist hier von der so genannten McMahon-Linie. Diese fast 900 km (550 Meilen) lange Demarkationslinie, die 1914 vom damaligen Verwaltungschef Sir Henry McMahon als Pufferzone geplant wurde, sollte das britische Einflussgebiet in Südasien an der nordöstlichen Flanke umgrenzen. Allerdings stimmten dieser Grenzziehung während einer Konferenz im nordindischen Shimla im selben Jahre nur tibetische Vertreter zu, die ebenfalls anwesende chinesische Seite zeigte sich nicht einverstanden. Wie umstritten diese Grenzlinie zwischen China und Indien nach dem Abzug der Kolonialmacht blieb, offenbarte sich bereits Ende der 1950er Jahre und letztendlich 1962 als es zum Krieg zwischen den beiden Nachbarländern kam. Die von Bhutan bis Myanmar (Birma) verlaufende Line of Actual Control, die zugleich die nördliche Flanke des 1987 gegründeten indischen Unionsstaates Arunanchal Pradesh ist, wird bis heute von der VR China nicht anerkannt und große Teile des Gebiets beansprucht.

[ 2 ] Diesem Brauch als Überbleibsel der englischen Kolonialherren verdanken u.a. Manali, Shimla, Dalhousie (in Himalchal Pradesh), Darjeeling (in West Bengalen), Mussoorie und Nainital (in Uttarakhand) ihre Berühmtheit.

Quellen

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