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14. September 2008. Kommentare: Politik & Recht - Pakistan Die Rückkehr des Paten

Asif Ali Zardari ist der neue Präsident Pakistans

Asif Ali Zardari, der neue Präsident Pakistans, gilt als extrem korrupt. Doch er weiß sich vor Prozessen zu schützen.


"Demokratie ist die beste Rache", verkündete Benazir Bhutto bei ihrer Rückkehr nach Pakistan im Oktober vorigen Jahres. Am 27. Dezember wurde die populäre Politikerin der Pakistanischen Volkspartei (PPP) ermordet. Rund acht Monate nach dem Tod seiner Frau ist Asif Ali Zardari am Sonnabend vom Wahlgremium des Parlaments und der Provinzvertretungen mit 481 von 732 Stimmen zum neuen Präsidenten Pakistans gewählt worden. Seine zwei Konkurrenten ließ er weit hinter sich.

Zardari gelang in den vergangenen Monaten trotz eines denkbar schlechten Leumunds ein Aufstieg, den ihm kaum jemand zugetraut hätte. Der 53-jährige Zementfabrikant gilt als machtbesessen, korrupt und bereit, gewalttätige Mittel einzusetzen. Fast elf Jahre hat er in Gefängnissen und unter Hausarrest verbracht, was der Financial Times zufolge, die Einblick in mehrere medizinische Gutachten nehmen konnte, zu schweren psychischen Störungen führte.

Seine Lebensgeschichte könnte Vorbild für das Drehbuch eines Mafiafilms sein. Als Politiker und Ehemann der zweimaligen Premierministerin Bhutto hat Zardari sich so viele kleine Gefälligkeiten erweisen lassen, dass er seitdem den Spitznamen "Mister Ten Percent" trägt. In Bhutto zweiter Amtszeit ab 1993 wäre er gerne Finanzminister geworden, doch sie machte ihn auf Empfehlung ihrer Berater zum Umweltminister. Trotzdem wuchs sein Besitz in dieser Zeit exorbitant an, wovon auch seine Familie profitierte.

Die einst von ihren beiden Clans arrangierte Ehe war jedoch nicht ohne Spannungen, Zardari soll gelegentlich handgreiflich geworden sein. Ein Teil des Bhutto-Clans macht ihn auch für die Ermordung seines Schwagers Murtaza Bhutto im Jahr 1996 verantwortlich. Einem Geschäftspartner, der ihm Geld schuldete, ließ er 1990 eine Bombe mit Fernzündung umschnallen. Rechtskräftig verurteilt wurde Zardari jedoch nie. Dank einer vom damaligen Präsidenten Pervez Musharraf gewährten Amnestie, die Teil einer Vereinbarung vor der Rückkehr seiner Frau aus dem Exil war, ist es unwahrscheinlich, dass er belangt werden wird.

Erst kürzlich stellte die Genfer Staatsanwaltschaft aufgrund der Amnestie ihre Ermittlungen gegen Zardari ein und gab seine bis dahin gesperrten Konten wieder frei. Dass es dabei bleibt, dürfte ihm wichtig sein. Darum widersetzt sich Zardari vehement der Wiedereinsetzung der von Musharraf abgesetzten Richter, da diese die Amnestie aufheben könnten. Diese Weigerung hatte zum Bruch der Koalition mit der Muslimliga des ehemaligen Premierministers Nawaz Sharif geführt. Die Justiz ist in Zadaris Augen gleichwohl auch nützlich, solange sie sich instrumentalisieren lässt. Sharif könnte dies bald zu spüren bekommen. Dem Guardian zufolge wurden Ermittlungen gegen Sharif, ebenfalls einer der reichsten Männer Pakistans, wegen Korruptionsvorwürfen wieder aufgenommen.

Zardari steht vor enormen Herausforderungen. Der Staat ist nahezu pleite, das Wirtschaftswachstum der vergangenen Jahre ist vorbei, große Teile der Bevölkerung leiden unter Lebensmittel- sowie Energieknappheit, und die Jihadisten tragen ihren Terror in die pakistanischen Großstädte. Trotzdem könnte Zardari durchaus für Überraschungen gut sein, gerade weil nicht viel von ihm erwartet wird. Ein Demokrat wird er sicherlich nie, doch sein Geschäftssinn könnte sich als nützlich erweisen. Schließlich ließe sich in einem friedlicheren Pakistan noch mehr Gewinn abschöpfen.

 

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