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05. September 2013. Fotostrecken: Politik & Recht - Südasien Protestkultur in Südasien - Teil I

Protestkultur in Südasien - Teil I

Die Art und Weise, wie Menschen in Indien, Pakistan, Bangladesch, Afghanistan, Nepal, Sri Lanka und den Malediven sich für ihre Rechte und gegen bestehende Verhältnisse engagieren ist vielfältig. Ihre Protestkultur äußert sich nicht nur in Demonstrationen, sondern auch in Kunstaktionen, Streiks oder Straßentheater. Protest kann friedlich, gewaltsam, klein, groß und kreativ sein. Mit der zweiteiligen Fotostrecke zum Thema "Protestkultur in Südasien" möchten wir einen bildlichen Eindruck des Facettenreichtums an Themen, Formen und Konzepten von Protest in Südasien ermöglichen.

Protestkultur umfasst mehr, als die in den Mainstream-Medien zirkulierenden Bilder zu einzelnen Ereignissen suggerieren. Im Allgemeinen versuchen wir bewusst Informationen zu vermitteln, die sich von den gängigen und bekannten Fotoseiten privater Reisender, Reiseführer oder Tourismusveranstalter im weiteren Sinne ein wenig abheben. Keinesfalls soll ein "orientalistischer Blick" auf das Exotische und Andere entstehen. Vielmehr wird der Versuch unternommen, mit Hilfe der Fotos übliche Klischees zu zerstreuen.


Im ersten Teil unserer Fotostrecke streifen wir die Länder Indien, Nepal, Bangladesh und die Malediven, die Einblicke in die Vielfalt von Themen und Formen von Protest zeigen. Die thematische Bandbreite reicht von Aufmerksamkeitsaktionen gegen Umweltzerstörung und Gewalt gegen Demonstrant_innen bis hin zu antikapitalistischem Studierendenprotest oder künstlerischen Aktionen zum Thema HIV. Neben die klassische Straßendemonstration gesellen sich weitere Formen wie Kunst, Stände, Gesang – entweder als einmalige Aktionen oder als langanhaltende Protestbewegungen.

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Adivasi-Protest gegen Staudammprojekt

Protestkultur in Südasien - Teil I

Beschreibung: Bastar, Indien 1988. Angehörige der indigenen Gemeinschaft Madia-Gond bilden eine Menschenkette durch den Indravati-Fluss in der Provinz Bastar, um gegen ein geplantes Großstaudammprojekt zu protestieren. - Bilderinfos: Adivasi-Protest gegen Staudammprojekt

Solidarität mit Jagjit Kaur

Protestkultur in Südasien - Teil I

Beschreibung: Delhi, Indien 2013. Solidarischer Protest am Jantar Mantar in Delhi für Jagjit Kaur, die Senior Super Intendent of Police (SSP) Naunihal Singh aus Chandigarh bereits 2009 wegen Vergewaltigung angezeigt hat. Das Gericht hat ihre Anklage mehrmals aufgrund fehlender Beweise abgewiesen und angeblich laufen gegen die Anklägerin selbst Verfahren. Der Fall wird weiterhin kontrovers diskutiert. (Text: Fotoredaktion) - Bilderinfos: Solidarität mit Jagjit Kaur

Ich bin Anna Hazare

Protestkultur in Südasien - Teil I

Beschreibung: Pune, Indien 2012. In der Industriestadt Pune solidarisieren sich viele Bürger_innen mit dem Bauernsohn Anna Hazare, der in den Jahren 2011 und 2012 eine landesweite Protestbewegung gegen Korruption anführt. Auf den ortsüblichen weißen Cappies steht in Marathi: "Ich bin Anna Hazare". - Bilderinfos: Ich bin Anna Hazare

Shahbag-Protest in Dhaka I

Protestkultur in Südasien - Teil I

Beschreibung: Dhaka, Bangladesch 2013. Als in Bangladesch am 5. Februar diesen Jahres das zweite Urteil im laufenden Kriegsverbrecherprozess fiel, besetzen nur wenige Stunden später junge Menschen eine der wichtigsten Kreuzungen der Hauptstadt Dhaka. Dieser spontane über soziale Netzwerke im Internet organisierte Protest stieß generationenübergreifend auf breite Unterstützung und sollte in den nächsten Wochen unter dem Namen Shahbag, dem Stadtteil, in dem sich täglich tausende Demonstranten versammelten, zum Synonym einer neuen Protestbewegung werden. Während ähnliche von jungen Menschen initiierte Proteste in nahöstlichen Ländern große Aufmerksamkeit in internationalen Medien bekamen, wurde über die Proteste in Bangladesch nur marginal berichtet. Einer der Gründe mag in der Hauptforderung der Protestierenden liegen, mit der sich Zielgruppen 'westlicher' Medien nur schwer identifizieren können: die Todesstrafe für alle Kriegsverbrecher. Auftakt für die Proteste bildete nämlich der Umstand, das am 5. Februar der Kriegsverbrecher Abdul Quader Molla 'nur' zu einer lebenslangen Haft verurteilt wurde. (Foto: Gopal Das, Text: Carmen Brandt) - Bilderinfos: Shahbag-Protest in Dhaka I

Shahbag-Protest in Dhaka II

Protestkultur in Südasien - Teil I

Beschreibung: Dhaka, Bangladesch 2013. Es war jedoch vor allem die Forderung nach der Todesstrafe, die auf breite Unterstützung in der bangladeschischen Bevölkerung stieß, auch wenn später andere, wie z.B. nach einem Verbot der islamistischen Partei Jamaat-e-Islami, der viele Kriegsverbrechen Bezichtigte angehören, hinzukamen. Dass ausgerechnet Vertreter der jungen Generation diese radikale Forderung formulierten, mag nicht verwundern, wenn man sich den Umgang mit der Entstehungsgeschichte Bangladeschs im Land selbst verdeutlicht. Die 1971 erlangte Unabhängigkeit des ehemaligen Ostpakistans von Westpakistan wurde durch einen der blutigsten Kriege in der jüngeren Geschichte entschieden und wird zu Recht als Genozid an der Bevölkerung Bangladeschs bezeichnet. Während das Grün der Flagge die üppige Landschaft symbolisiert, erinnert das Rot an eine aufsteigende Sonne, aber vor allem an das Blut, das während des Unabhängigkeitskampfes vergossen wurde. Auch wenn es nie eine offizielle Bestätigung gab, so ist die Zahl von drei Millionen Opfern sowie die Heldentaten der Freiheitskämpfer fest im kulturellen Gedächtnis vieler Bangladeschis verankert. (Foto: Gopal Das, Text: Carmen Brandt) - Bilderinfos: Shahbag-Protest in Dhaka II

Shahbag-Protest in Dhaka III

Protestkultur in Südasien - Teil I

Beschreibung: Dhaka, Bangladesch 2013. Trotz der jahrzehntelangen Konditionierung der Bevölkerung auf Märtyrertum und Patriotismus kam es aber nie zu einer ernsthaften Auseinandersetzung mit den Bangladeschis, die 1971 nicht für die Unabhängigkeit, sondern als Razakars, d.h. Freiwillige der westpakistanischen Armee, für die Einheit Pakistans kämpften. Obwohl sich schon früher Personen wie Jahanara Imam, deren Portrait auf der Shahbag-Kreuzung zu sehen war, für eine Bestrafung der Kriegsverbrecher einsetzten, erfolgten die ersten einschlägigen Anklagen erst 2010. Der Hauptgrund hierfür ist der politische Einfluss, den viele verurteilte Kriegsverbrecher haben, z.B. in der Jamaat-e-Islami, dem Koalitionspartner der letzten gewählten Regierung. Erst nach dem Regierungswechsel konnte ein Kriegsverbrechertribunal gebildet werden. Zu den Anklagepunkten gehörten unter anderem Entführung, Folter, Genozid und Vergewaltigung: Verbrechen, mit deren Bildern und Geschichten die junge Generation aufgewachsen ist. Dass die betroffenen Familien so lange auf die Bestrafung von Kriegsverbrechern warten mussten, schien schon ungerecht, aber dass dann trotz Verurteilung teilweise 'nur' hohe Haftstrafen ergingen, machte die jungen Menschen wütend. (Foto: Gopal Das, Text: Carmen Brandt) - Bilderinfos: Shahbag-Protest in Dhaka III

Shahbag-Protest in Dhaka IV

Protestkultur in Südasien - Teil I

Beschreibung: Dhaka, Bangladesch 2013. Diese Wut überraschte viele ältere Menschen in Bangladesch, die die junge Generation als unpolitisch deklariert hatten. In der Tat bezeichnen sich viele Shahbag-Aktivisten und Aktivistinnen selbst als unpolitisch, jedoch setzen viele den Begriff politisch mit parteipolitisch gleich. Von Anfang an wurde darauf geachtet, dass der Protest nicht von Parteien instrumentalisiert wird, und nicht selten sah man, wie Parteipolitikern das Mikrofon entrissen wurde, um es wieder an unbekannte, 'unpolitische' Personen zu reichen. Vor allem junge Frauen wie Lucky Akter wurden so zu Ikonen des Protests. Die anfängliche Euphorie ist jedoch mittlerweile verflogen, die Shahbag-Kreuzung wieder befahrbar, und nur bei der Bekanntmachung eines neuen Urteils wird sich dort versammelt, um entweder ein Todesurteil zu feiern oder gegen eine Haftstrafe zu protestieren. Dass die Proteste nicht von Blutdurst geleitet werden, sondern von der Angst, dass alle verurteilten Kriegsverbrecher spätestens nach dem nächsten Regierungswechsel wieder auf freiem Fuß sind, wird durch die Gewaltlosigkeit der Protestierenden deutlich, obwohl viele mittlerweile selbst Opfer von gewalttätigen Angriffen wurden. (Foto: Gopal Das, Text: Carmen Brandt) - Bilderinfos: Shahbag-Protest in Dhaka IV

Welt-Aids-Tag in Kathmandu

Protestkultur in Südasien - Teil I

Beschreibung: Kathmandu, Nepal 2010. Während des Welt-Aids-Tages 2010 in Kathmandu protestiert eine Gruppe von HIV-/Aids-Aktivisten ("Wo sind die 30 Mio. USD der Weltbank für HIV?"), während sich das offizielle Programm auf der Hauptbühne (nicht im Bild) "abspielt". - Bilderinfos: Welt-Aids-Tag in Kathmandu

Videokunst zum Welt-Aids-Tag

Protestkultur in Südasien - Teil I

Beschreibung: Kathmandu, Nepal. Ein_e Transsexuelle_r hat sich bereit erklärt, an einer Videokunst-Installation mitzuwirken, für die es nötig ist, komplett nackt zu sein - ein absolutes Tabu im mehrheitlich hinduistisch-buddhistischen Nepal. Demzufolge besteht die Person auf ihre Anonymität. Anlässlich des Welt-Aids-Tages wird das Video als Teil einer Ausstellung zusammen mit Akt-Malerei gezeigt, alle Modelle sind HIV/Aids infiziert. - Bilderinfos: Videokunst zum Welt-Aids-Tag

Muslim_innen fordern Quoten

Protestkultur in Südasien - Teil I

Beschreibung: Delhi, Indien 2013. Indische Muslim_innen fordern Quoten als "Scheduled Castes". Unter dieser Kategorie werden Angehörige sozial und ökonomisch diskriminierter Kastengruppen gefasst, die dadurch ein Recht auf Quoten im Bildungssektor und in der Einstellung an staatlichen Institutionen erhalten. Die Protestierenden fordern gemäß Artikel 341 der indischen Verfassung eine solche Quotenregelung für Muslim_innen. Auf ihren Postern drohen sie: "Fechtet den Obersten Gerichtshof an oder ihr werdet von uns keine Wahlstimmen erhalten!". (Text: Fotoredaktion) - Bilderinfos: Muslim_innen fordern Quoten

Plakate gegen Umweltzerstörung in Bandhavgarh

Protestkultur in Südasien - Teil I

Beschreibung: Bandhav Utsav Tala, 11.-15. Februar 2010 in Bandhavgarh (Madhya Pradesh), Indien. Bandhavgarh ist seit 1968 ein Nationalpark, der aufgrund seiner hohen Biodiversität und des Artenreichtums als besonders schützenswert gilt. Er ist auch eines der wenigen verbleibenden Lebensräume freilebender Tiger in Indien und wird daher immer stärker touristisch geprägt. Im Rahmen des fünftägigen Festivals "Bandhav Utsav" im Dorf Tala machten zahlreiche lokale NGOs auf die Bedrohung der Umwelt sowie der Kulturen der verschiedenen indigenen Bevölkerungsgruppen in der Region aufmerksam. Neben Ständen mit lokalen "fairen" Produkten, politischen Reden und kulturellen Darbietungen, wurden vor allem Plakate gestaltet, um visuell über die bestehenden Problematiken zu informieren. - Bilderinfos: Plakate gegen Umweltzerstörung in Bandhavgarh

Take back the night!

Protestkultur in Südasien - Teil I

Beschreibung: Delhi, Indien 2013. Protestmarsch zum Internationalen Frauentag am 8. März. Frauen tanzen und singen am India Gate unter dem Motto "take back the night". - Bilderinfos: Take back the night!

Kundgebung zur Gruppenvergewaltigung in Delhi

Protestkultur in Südasien - Teil I

Beschreibung: Delhi, Indien 2012. Protest gegen die Gruppenvergewaltigung einer Studentin in Neu-Delhi am 16. Dezember, nachdem das Opfer in einem Krankenhaus in Singapur verstorben ist. Der Protest findet auf einem sehr populären und beinahe Delhis einzigem legalem Protestort statt, in einer kleinen Straße in der Nähe der Parliament Street, dem Janter Manter und Connaught Place. In diesem Fall versammelten sich verschiedenste kleinere und größere Protestgruppen wochenlang, nachdem heftige Zusammenstöße zwischen Demonstrant_innen und Polizeikräften in der Nähe des India Gate stattgefunden hatten. Das Foto zeigt ein Plakat, auf dem in Hindi steht "Towards making stringent laws against rape, to perform our duty towards society- against police and governmental autocracy. Save Democracy, Student-youth resolve/Resolution Rally", organisiert von der Student-Youth Revolution/Struggle Samiti. Daneben, doch auf dem Foto nicht sichtbar, befindet sich eine Stätte, wo mit Blumen und Feuerritualen Damini (Pseudonym für das Vergewaltigungsopfer) gedacht wird. - Bilderinfos: Kundgebung zur Gruppenvergewaltigung in Delhi

Protestcamp in Male

Protestkultur in Südasien - Teil I

Beschreibung: Male, Malediven 2012. Im Februar 2012 richteten MDP-Unterstützer ein dauerhaftes Protestcamp auf einem der wenigen öffentlichen Plätze in der Hauptstadt Male ein. Nicht wenige legten ihre Arbeit nieder, um eine ununterbrochene Mahnwache abzuhalten. Besonders in den Abendstunden versammelten sich größere Menschenmassen, um Politiker, Künstler und engagierte Bürger, die auf der Bühne ihren Unmut ausdrückten, zu hören. Diese Dauerversammlung hatte zuweilen einen Festivalcharakter, bei der auch verschiedene Bands spielten, Künstler ihre Werke ausstellten und ganze Familien vorbeischauten. Das Foto vom 19.02.2012 zeigt Soldaten und Polizisten auf der Bühne, die ihren Dienst nach dem Machttransfer quittiert hatten. - Bilderinfos: Protestcamp in Male

Demonstration gegen undemokratischen Machtwechsel

Protestkultur in Südasien - Teil I

Beschreibung: Male, Malediven 2012. Die genauen Teilnehmerzahlen bei den Protesten sind nur schwer ermittelbar. Sicher ist, dass es am Abend des 26.02.2012 mehr als 20.000 auf die Straße zog. In einer Stadt wie Male, die zirka 100.000 Einwohner hat, ist das eine überwältigende Größenordnung. Die Demonstranten, die hier die Haupteinkaufsstraße entlang marschieren, trugen Schilder auf denen sowohl auf Englisch als auch auf Dhivehi, der Amtssprache der Malediven, zu lesen war: "Wo ist meine Wahlstimme?" Mit diesem Spruch zeigten sie, dass sie die Übernahme der präsidialen Amtsgeschäfte durch den ehemaligen Vizepräsidenten Waheed und seinem neuen Bündnis aus Wahlverlierern von 2008 als undemokratisch erachteten. - Bilderinfos: Demonstration gegen undemokratischen Machtwechsel

Polizeigewalt gegen Demonstranten auf den Malediven

Protestkultur in Südasien - Teil I

Beschreibung: Male, Malediven 2012. Im August 2012 stellte die Maledivische Demokratische Partei (MDP) eine Sammlung von Fotos aus. Die Bilder dokumentieren, mit welcher Härte Polizeikräfte gegen Demonstranten am 8. Februar 2012 vorgegangen waren. Anlass für die Demonstration war der Rücktritt des damals amtierenden Präsidenten Mohamed Nasheed (MDP), nachdem Teile der Polizei und des Militärs gegen ihn revoltiert hatten. Der Machttransfer wurde kontrovers diskutiert. Im Kern ging es um die Frage, ob es sich dabei um einen Putsch handelte oder nicht. Die nun regierende Koalition aus ehemaligen Oppositionsparteien unter der Regie von Präsident Mohammed Waheed Hassan Manik war von ihrer Legitimität überzeugt. Weil Nasheeds Anhänger dies jedoch anders sahen, initiierten sie die bis Dato größte und längste Protestreihe der maledivischen Geschichte. - Bilderinfos: Polizeigewalt gegen Demonstranten auf den Malediven

Antikapitalistisches Poster der AISA

Protestkultur in Südasien - Teil I

Beschreibung: Delhi, Indien 2013. "Erkenne das Gesicht von Gewalt ohne Kugeln! Die Gewalt des Superprofits für einige wenige... Hunger und Not für den unzähligen Rest...". Antikapitalistisches Plakat der radikalen linken Studentenorganisation AISA (All India Students' Association) auf dem Campus der Jawaharlal-Nehru-Universität in Delhi. AISA ist der studentische Flügel der kommunistischen Partei Indiens (Marxistisch-Leninistisch). (Text: Fotoredaktion) - Bilderinfos: Antikapitalistisches Poster der AISA

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