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23. Januar 2006. Analysen: Wirtschaft & Soziales - Indien Das Amritsar Couple

Ein Fallbeispiel

Immer wieder berichten die indischen Medien über lesbische Paare. Die Themen sind in der Regel entweder, dass sie von zu Hause weggelaufen sind und geheiratet haben, oder das sie gemeinsam Selbstmord begangen haben. Das erste berühmte Lesbenpaar wurden Leela und Urmila, die 1988 geheiratet haben und deswegen aus dem Polizeidienst entlassen wurden.

Im Dezember 2004 war es das "Amritsar Couple", dass durch die Medien geisterte. Raju (25 Jahre) und Mala (18 Jahre) aus Amritsar waren nach eigener Auskunft nach Delhi in einen Tempel gegangen, hatten sich als Mann und Frau ausgegeben und dann die Hochzeitszeremonie durchlaufen. Danach waren sie in ihre Heimatstadt zurückgekehrt, da sie dort offen als verheiratetes Paar leben wollten.

Rajus Mutter erklärte öffentlich, dass das Verhalten ihrer Tochter eine Schande für sie sei. Die Nachbarn erklärten, dass sie einen sozialen Boykott gegen die beiden ausrufen wollten. Beide Väter verlangten juristische Konsequenzen und die Verhaftung der beiden. So wurden Raju und Mala zur Polizei gebracht. Diese erklärte, dass nach indischem Recht die Hochzeit nicht gültig sei, da eine Ehe nur zwischen Mann und Frau geschlossen werden könne. Sie erfüllte aber die Wünsche der Väter nicht, da erwachsene Frauen selber entscheiden könnten, mit wem sie leben wollen. Die Section 377 des Strafgesetzbuches wurde nicht angewandt. Raju und Mala reichte dies aber nicht: Sie wollten nicht nur unbehelligt zusammen leben, sie forderten die Anerkennung ihrer Ehe.

Die BJP-Politikerin Laxmi Kanta Chawla bezeichnete das Verhalten der beiden als abnormal und machte den Film "Girlfriend" für ihr Verhalten verantwortlich. Sie warf der Zensur vor, diesen Film erlaubt zu haben, obwohl er das indische Wertesystem zerstöre. Ein anderer Lokalpolitiker war pragmatischer in seiner Ablehnung. Er wies auf das ungleiche Geschlechterverhältnis und den daraus resultierenden Frauenmangel im Punjab hin und fragte, was es für die Zukunft bedeuten würde, wenn nun auch noch Frauen Frauen heiraten dürften.

Der sozial engagierte Brij Bedi nahm die Gegenposition ein und bezeichnete es als ein Grundrecht der beiden, selber zu entscheiden, wie sie leben wollen. Dies unterstütze auch die queere Aktivistin Pramada von der Frauenrechtsorganisation CREA. Sie warf den Medien vor, nur aus Sensationsgier über lesbische Hochzeiten zu berichten und forderte ein Ende der Diskriminierung auf Basis sexueller Orientierung. Sie bezweifelte aber, dass es in absehbarer Zeit dazu kommen würde, da die Ehe einer Frau mit einer Frau eine Gefahr für die patriarachale Gesellschaft darstellen würde.

Bericht über ein anderes Paar

Nair, J. Rajasekhaan (2004): "We want to live together till our death: Sheela & Sree Nandu", in: Savy, February, S. 12-22.

Dieser Beitrag gehört zum Schwerpunkt: Queer South Asia .

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