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23. Januar 2006. Analysen: Wirtschaft & Soziales - Südasien Queeres Südasien

In ganz Südasien wird Sexualität stark tabuisiert und fast jede Abweichung von der heterosexuellen Norm stigmatisiert. In allen Ländern des indischen Subkontinents (außer Nepal) ist gleichgeschlechtliche Sexualität kriminalisiert (siehe z.B. zu Indien).

In Indien gibt es allerdings, insbesondere in den Metropolen eine Reihe von queeren Organisationen, etliche Publikationen wurden veröffentlicht und so eine gewisse Öffentlichkeit geschaffen. Auch in Sri Lanka und Nepal gibt es queere Organisationen, die öffentlich auftreten. In Pakistan scheint dies so gut wie gar nicht der Fall zu sein. Diese unterschiedlichen Grade öffentlicher Diskurse spiegeln sich auch in den Beiträgen für den Schwerpunkt Queer South Asia wieder. Zu Indien und der Diaspora gingen eine große Zahl von Artikel ein, zu den anderen Ländern kaum. Daher versuche ich hier einen kleinen Überblick über die anderen südasiatischen Länder zu geben.

Bangladesch

Nepal

In Nepal wurde 2001 mit der Blue Diamond Foundation eine Organisation für Homosexuelle und andere sexuelle Minderheiten ins Leben gerufen, die in den letzten Jahren mit Demonstrationen und einem wöchentlichen Magazin an die Öffentlichkeit geht.

Pakistan

"To a large extent the issues of sexuality and the rights of marginalised sexualities have been raised even less in Pakistan over the last decade than it had been in earlier periods", sagt die Frauenrechtlerin Nighat Said Khan in einem Interview mit der Zeitschrift Combat Law (Mahajan 2003, 29). Homosexualität ist ein solches Tabu, dass noch nicht einmal Frauenrechtsgruppen und Feministinnen die Stimme für Lesben erheben. Sie befürchten dadurch ihren eigenen Status zu gefährden. Denn insbesondere seit der zunehmenden Islamisierung des Landes seit 1977 ist es nicht nur der Staat, der Homosexualität kriminalisiert, sondern sind es auch islamistische Kräfte, die gesellschaftspolitisch für eine Verfolgung sorgen. Dies gelte so Nighat Said Khan noch stärker für Lesben als für Schwule, da die Sexualität von Frauen stärker tabuisiert ist.

Gleichwohl gibt es natürlich auch in Pakistan queere Menschen. Wie in Indien haben auch hier Hijras traditionell ihre Nische, in der sie zwar marginalisiert aber gesellschaftlich akzeptiert sind. Auf BBC Online berichtet ein schwuler Pakistani, dass er in Pakistan als Schwuler freier leben könne als im Westen, und führt damit zu einer erhitzten Diskussion. Es scheint so, als ob es durchaus im Verborgenen gut möglich ist, queer zu leben. Öffentlich für seine Rechte einzutreten, ist hingegen ein gefährlicher Schritt. Die Kurzgeschichte "The Quilt" von Ismat Chughtai, die eine lesbische Beziehung andeutet (und diese - wie so häufig - als Reaktion auf eine unerfüllte Ehe darstellt), soll in Pakistan auf massiven Widerstand gestoßen sein und wurde dort nicht veröffentlicht.

Es gibt private Websites queerer pakistanischer Menschen, die einen virtuellen Raum zum Austausch anbieten. Es gibt Orte an denen sie sich treffen, in die Öffentlichkeit treten sie aber kaum. So will auch eine mit mir befreundete junge Schriftstellerin, keinen Text in diesem Schwerpunkt veröffentlichen, da sie nicht 'out' ist, und dies mit all seinen Konsequenzen vorerst auch nicht wagen möchte.

Sri Lanka

Wie in Indien - und im Gegensatz zu Pakistan - unterstützen auch in Sri Lanka langsam Menschenrechts- und Frauengruppen queere Anliegen. Die Menschenrechtlerin Sunila Abeysekhara sieht dies bisher allerdings eher als Lippenbekenntnis, aus dem noch keine eigenen Aktionen - vergleichbar etwa mit dem Bündnis Voices against 377 in Indien - folgen.

In Sri Lanka ist es die Section 365, die unnatürlichen Sex kriminalisiert. Die generelle Überarbeitung des Penal Codes 1995, bei der Frauenrechtsorganisationen eine gender neutrale Formulierung der Gesetze erreicht hatten, führte dazu, dass nun auch lesbischer Sex explizit verboten ist. Abeysekhara sagt hierzu, "It was a major slip up on our part! I think it serves as a good experience for all of us who work for legal and policy reform unless we are very vigilant, across the board application of principles of gender justice may be counter-productive." (Mahajan 2003, 26)

Die Organisation Companions on a Journey tritt für die Rechte von Homosexuellen in Sri Lanka ein. Gerade im Bereich HIV/AIDS konnte sie - trotz großen Widerstands - für Öffentlichkeit sorgen. Dabei sind es vor allem die VertreterInnen aus der urbanenen, englischsprechenden Mittelschicht, die das öffentliche Gesicht der Bewegung prägen. Abeysekhara betont aber, dass hinter ihnen auch viele Aktivistinnen aus dem ländlichen, nicht-englischsprachigen Arbeitermillieu stehen. Klassenunterschiede seien aber trotzdem ein Problem der Bewegung.

In seinem Roman "Funny Boy" beschreibt Shyam Selvadurai das Aufwachsen des schwulen Arjie in Sri Lanka.

Dieser Beitrag gehört zum Schwerpunkt: Queer South Asia .

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