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23. Januar 2006. Analysen: Wirtschaft & Soziales - Indien Section 377 des Indian Penal Code

Die Section 377 des Indian Penal Code geht auf koloniale Zeiten zurück. Das britische Empire hatte den Offences Against the Person Act (1861) nicht nur in England sondern auch in allen Kolonien eingeführt. Er kriminalisiert alle "unnatürlichen" Formen sexuellen Verkehrs.

In der heutigen indischen Fassung heißt es:

Whoever voluntarily has carnal intercourse against the order of nature with any man, woman or animal, shall be punished with imprisonment for life, or with imprisonment of either description for a term which may extend to 10 years and shall also be liable to fine.
Explanation: Penetration is sufficient to constitute the carnal intercourse necessary to the offence described in this section.

Die Section 377 ist damit nicht explizit ein Gesetz gegen Homosexualität, da jegliche Form der nicht prokreativen Sexualiät kriminalisiert wird, zum Beispiel auch der einvernehmliche Oralverkehr in einer heterosexuellen Ehe. Er kriminalisiert auch nicht die homosexuelle Orientierung an sich, sondern nur den tatsächlichen Geschlechtsverkehr. Da in der Erklärung spezifiziert wird, dass es zur Penetration kommen muss, ist unklar, ob auch lesbische Sexualität durch die Section 377 krminalisiert wird.

Seit der Einführung des Gesetzes in britischer Zeit kamen nur sehr wenige Verfahren unter Section 377 vor höhere Gerichte. Der Kampf gegen dieses Gesetz, der unter anderem von Voices against 377 geführt wird, basiert daher nicht so sehr auf der tatsächlichen Gefahr der Verurteilung Homosexueller sondern viel mehr auf der Verfolgung und Benachteiligung Homosexueller auf der Grundlage der Section 377.

Im Sommer 2001 wurden mehrere Mitarbeiter der Nichtregierungsorganisation Bharosa unter Section 377 festgenommen. Bharosa ist eine Lucknower Organisation, die HIV/AIDS-Prävention mit MSM (men having sex with men) macht. Ihre Verhaftung wurde mit der Förderung von Homosexualität begründet. Dieser Fall bekam indienweite Presseöffentlichkeit und war einer der Auslöser zur Gründung von PRISM in Delhi und damit indirekt auch von Voices against 377. Dieser Vorfall zeigte, dass durch Section 377 auch die AIDS-Prävention in Indien gefährdet ist.

Im Januar 2006 kam es wieder zu einer Verhaftung von vier schwulen Männern in Lucknow. Ein Team von AktivistInnen aus der queeren und auch der Menschenrechtsbewegung hat einen Untersuchungsbericht angefertigt.

Wie in Indien ist gleichgeschlechtliche Sexualität in Bangladesch, Pakistan und Sri Lanka kriminalisiert. In Nepal scheint dies nicht der Fall zu sein.

Dieser Beitrag gehört zum Schwerpunkt: Queer South Asia .

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