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"Es ist noch keine Krise, aber das wirtschaftliche Gesamtbild Pakistans sieht nicht gut aus", sagte Praful Patel. Dabei bezog sich der Vizepräsident der Weltbank auf das international stetig wachsende Preisniveau bestimmter Güter, das sich jedoch aufgrund regulierter Preise bislang nicht im Land niedergeschlagen hat. Sowohl Nahrungsmittel- als auch Energiepreise werden bislang innerhalb Pakistans reguliert. Die derzeit in Washington tagenden Finanzexperten der Weltbank haben trotzdem Pakistan auf eine Liste von 36 Staaten gesetzt, die durch Unruhen aufgrund von Lebensmittelknappheit bedroht werden können. In den letzten Jahren hat es dort ein stabiles Wirtschaftswachstum und wichtige Erfolge bei der Armutsbekämpfung gegeben. Damit verfügt Pakistan über eine solide ökonomische Basis für weiteres Wirtschaftswachstum, die aber nur dann ihre Wirkung entfalten kann, wenn sich das Land weiter an die globalen Gegebenheiten anpasst, welche hohe Preise für Erdöl, Rohstoffe allgemein und Nahrungsmittel wie Weizen beinhalten.
Während ausländische Direktinvestitionen (2007 etwa 4 Milliarden US-Dollar im Gegensatz zu 2003 mit unter 1 Milliarde US-Dollar) sowie Auslandstransfers (etwa 4 Milliarden US-Dollar pro Jahr) sich dem Rahmen entsprechend entwickelt haben und der Aktienmarkt Gewinne verzeichnen konnte, werden bei der Staatsverschuldung, der Inflation, der Leistungsbilanz und den Devisenreserven die gesetzten Ziele verfehlt. Pakistans Finanzminister Ishaq Dar will in den nächsten Wochen die zwingend erforderlichen Schritte zur Eindämmung der bereits auf über 522 Milliarden Rupien angewachsenen Staatsausgaben durchsetzen, um das Defizit am Ende des Fiskaljahres im Juni wenigstens auf 6 statt der angestrebten 4 Prozent zu begrenzen. Ohne Maßnahmen wäre die Staatsverschuldung dann nicht mehr zu managen, so Dar. Die Inflation erreichte im März dieses Jahres einen Höchststand von über 14 Prozent. Die Preissteigerungen für Lebensmittel betrugen sogar über 20 Prozent, im Vergleich zu 16 Prozent im Vormonat. Patel traf auf das von Finanzstaatssekretär Wagar Masood angeführte ökonomische Beraterteam, um die aktuelle wirtschaftliche Situation und speziell die Möglichkeiten zu diskutieren, die Armen vor heimischen Preisanpassungen zu schützen. Bei Treffen mit dem Vizevorsitzenden der Pakistan Peoples Party, Asif Zardari, und Repräsentanten von Ministerpräsident Yousaf Gilanis Beraterteam, diskutierte das Weltbankteam angemessene Anpassungsmöglichkeiten - speziell zu Ölimporten, Steuerreformen, Bedeutsamkeit der Haushaltsdisziplin und sozialen Sicherungsnetzen zum Schutz der Ärmsten. Patel bot technische Unterstützung durch die Weltbank basierend auf internationalen Erfahrungen als Reaktion auf die gegenwärtige Situation an.
Allein die auf den Weltmärkten emporschnellenden Rohölpreise von teils über 100 US-Dollar pro Barrel, haben in den ersten sechs Monaten des laufenden Fiskaljahres einen Verlust von 8 Milliarden US-Dollar hervorgerufen. Schätzungen zufolge wird der auf diese Weise entstehende Verlust für das bis Ende Juni 2008 laufende Fiskaljahr etwa 20 Milliarden US-Dollar ausmachen. Neben hohen Kosten für importierte Inputfaktoren bewirken auch die hohen Energiekosten im Land sowie die besonders für diesen Sommer erwartete Abnahme der Versorgungssicherheit im Elektrizitätsbereich eine Verringerung der Wettbewerbsfähigkeit pakistanischer Unternehmen auf den Weltmärkten. Das bisher beeindruckende Wachstum der Exporte könnte demzufolge gebremst werden und das Leistungsbilanzdefizit weiter erhöhen. So beträgt nach Angaben der pakistanischen Zentralbank das Leistungsbilanzdefizit für das seit Juli laufende Fiskaljahr bereits 8,42 Milliarden US-Dollar im Vergleich zu 5,85 Milliarden US-Dollar in der Vorjahresperiode.
Ein Leistungsbilanzdefizit dieser Größenordnung lässt sich auf Dauer nur schwer bewältigen, denn es übt verstärkt Druck auf die Zahlungsbilanz aus und reduziert außerdem den fiskalischen Spielraum der Regierung. Eine erhöhte Kreditaufnahme im In- und Ausland ist die Folge, wodurch die finanzielle Handlungsfähigkeit aufgrund der durch Schuldendienst anfallenden Kosten weiter sinkt. Der Anstieg des Zahlungsbilanzdefizits erhöht grundsätzlich die Abhängigkeit von ausländischen Krediten. Angesichts der Hypothekenkrise sei es derzeit jedoch schwierig, auf den internationalen Finanzmärkten zu Krediten zu gelangen. Bislang entwickeln sich die Kosten für den Schuldendienst, gemessen an dem Prozentanteil der gesamten Einkünfte aus Devisengeschäften, zufriedenstellend, da sie von über 40 Prozent in den 1990er Jahren auf unter 10 Prozent im Jahr 2005-2006 gesunken sind.
Ein Devisenzufluss kann auf verschiedenen Wegen erreicht werden: Anstieg ausländischer Investitionen, steigende Geldtransfers aus dem Ausland, finanzielle Entwicklungshilfe oder Kredite aus dem Ausland oder Exportwachstum. Langfristig wirkende Auslandsinvestitionen werden nur dann in ausreichendem Maße getätigt werden, wenn das inländische politische Klima sowie die rechtlichen Rahmenbedingungen stabil sind und keine Engpässe in wichtigen Infrastrukturgütern bestehen. Die zweite Lösungsmöglichkeit besteht in der Aufstockung ausländischer Währungsreserven in Pakistan; damit ist die Zunahme in den letzten Jahren zu erklären:
Allerdings handelt es sich dabei im Fiskaljahr 2005-2006 um eine absolute Größe von 13 Milliarden US-Dollar. Sofern sich der Trend beim Leistungsbilanzdefizit fortsetzt, steht dieser möglicherweise einsetzbaren Größe an Devisenreserven im gleichen Jahr ein Defizit von alleine 8,2 Milliarden US-Dollar entgegen, so dass ein Großteil der Reserven alleine für ein Fiskaljahr verbraucht werden würde.
Zusammenfassend kann demnach festgehalten werden, dass das derzeitig hohe Importniveau als nicht nachhaltig bezeichnet werden kann. Eine Verschärfung der Fiskal- und Geldpolitik kann bei der Reduktion der Nachfrage nach Importen durch die Verringerung des Aggregats Nachfrage helfen, um auf diese Weise der Inflationsspirale zu entgehen. Einen Ansatzpunkt für eine mögliche Importreduktion der pakistanischen Wirtschaft können Rohölprodukte darstellen, die - nach Angaben des Federal Bureau of Statistics - im Juli 2007 mit 20,4 Milliarden Rupien und einer Steigerungsrate von 6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr den größten Einzelposten importierter Rohstoffe ausmachen. Da zunächst nicht von sinkenden Ölpreisen auszugehen ist, könnte ein wesentlicher Schwerpunkt der neuen pakistanischen Regierung die Ausweitung substitutiver Verwendungen von Energiealternativen sowie die Steigerung der Energieeffizienz - vor allem im Verarbeitenden Gewerbe und der Energieübertragung - darstellen.
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