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Mittelindien. Aufgrund der Reservierung beider Mandate für die sogenannten Scheduled Tribes ist die königliche Familie vom passiven Wahlrecht ausgeschlossen, aber dennoch als Unterstützer einzelner Kandidaten immer wieder aktiv geworden.
Die Wahlen kommen nicht unverhofft. Nach den Regionalwahlen in anderen Teilen Indiens hatte jeder mit einer Vorverlegung gerechnet und sich gleich danach dem Ränkespiel gewidmet. Man lässt sich freilich mit der Auflösung des Parlamentes etwas Zeit, denn so kann man den Verhaltenskodex während des Wahlkampfes ganz offiziell umgehen und noch schnell ein paar Grundsteine legen. Hier eine Brücke, dort eine Schule, ein paar Dämme oder ein Hospital – löbliche Projekte, auf Marmorplatten verewigt. Und die Wähler wissen, wie viele Luftschlösser darunter sind.
In unserem kleinen Königreich soll es eine Brücke sein. Der König selbst hatte sich lange für sie eingesetzt und wenigstens einen ersten Brückenpfeiler als Zeichen gefordert. Dafür reicht es nicht, aber immerhin fällt der Startschuss. Der Ministerpräsident und ein Minister der Zentralregierung, gleichzeitig der Parlamentsabgeordnete des Bundesparlaments, reisen an. Nur der König ist nicht geladen. Schlimmer noch, die Brücke soll plötzlich nicht mehr nach seiner kürzlich verstorbenen Frau, der Königin, benannt werden, was der Minister ihm einst versprochen hatte, sondern nach einem anderen Bewohner der Stadt: einem Brahmanen und langjährigen Congress-Politiker, der spät noch die Seiten wechselte und zu den Hindu-Nationalisten fand, einem rituellen Freund des jüngeren Bruders des Königs und Anwalt, dessen Nachfahren Unterschriften für ihn sammelten.
Der König fühlt sich brüskiert. Er hatte einst dem jetzigen Minister im Wahlkampf geholfen, als dieser Abgeordneter im Regionalparlament werden wollte und auch später bei seinem Einzug ins indische Parlament. Nun sieht er sich verraten und gibt sich kämpferisch. Er würde ihm eine Lehre erteilen. Ein Rajput vergisst, aber er verzeiht nie, donnert er. Sein Kampfwille erwacht und er beginnt über die Dörfer zu tingeln, besucht jedes religiöse Fest, jede Heirat, jede Beerdigung, zu der er geladen wird. Und der König wird viel eingeladen. Jedem, der es hören will, vertraut der König nun die Geschichte des undankbaren, ja wortbrüchigen Ministers an, der ihn, ihren König, verletzt und beleidigt habe.
Und der König sucht nach erfolgversprechenden Gegenkandidaten, die er nun unterstützen möchte. Viele hoffnungsvolle Kandidaten bemühen sich beim König, ehemalige Abgeordnete, die auf eine zweite Chance hoffen und neue, unverbrauchte Gesichter. Der König genießt es sichtlich, aber außer warmen Worten und ebensolchem Tee bietet er nichts, will sich nicht festlegen. Seine Karten sind dabei nicht schlecht. Der Congress-Politiker, der für die Region zuständig ist, stellt sich als entfernter Verwandter heraus, stammt ebenfalls aus einem Königshaus; mit einem anderen einflussreichen Congress-Politiker, der allerdings erst kürzlich zum Congress fand und dem man ebenso "moneypower" wie "musclepower" nachsagt, verbindet ihn schon lange ein fiktives Onkel-Neffe-Verhältnis.
Schließlich wird der König fündig: Der Vorsitzende des Distriktrates (Zilla Parishad), ein Congress-Politiker, ein Kisan, d.h. ein Stammesangehöriger, da der Wahlkreis für die Stämme reserviert ist, soll es mit seiner Unterstützung richten. Die Hilfe des Königs bekommt der potentielle Kandidat schriftlich, damit er auch sicher das Ticket erhalte und die Congress-Führung auch die mächtigen Unterstützer des Lokalpolitikers erkenne. So scheint der lokale Kampf klar. Der Raja unterstützt den hoffnungsvollen Congress-Kandidaten gegen die Hindu-Nationalisten, um sich am Minister zu rächen und möglichst seine Wiederwahl zu verhindern, denn das kleine Königtum fällt auch in den weit größeren Wahlkreis des Ministers. Und dies ist kein Geheimnis.
Die lokalen Fronten scheinen geklärt. Doch alles kommt anders. Für das größere Gemeinwohl verbündet sich der Congress mit den Kommunisten und tritt ihnen das Königtum ab. Der so einflussreiche Neu-Congress-Politiker und fiktive Neffe, so sagt man, hat eigene Pläne. In der benachbarten Stahlstadt braucht er die Unterstützung der Kommunisten, um dem eigenen Kandidaten zum Sieg zu verhelfen und überlässt daher den Kommunisten gern das kleine Königtum, wo sich diese aufgrund vieler Eisenminen und Bergarbeiter auch Hoffnungen auf einen Sieg machen können. So werden die Pläne des Königs an höherer Stelle durchkreuzt. Der König, eben noch williger Unterstützer des Congress, kann sich für die Kommunisten nun so gar nicht begeistern. Gegen die Kommunisten war er schon immer. Königtum und Kommunismus passe halt schlecht zusammen.
Gleichzeitig streckt nun auch der Minister wieder seine Fühler zum König aus, versucht ihn friedlich zu stimmen oder wenigstens zu neutralisieren, denn im Wahlkampf ist er auf jede Stimme angewiesen. Der Minister ist beunruhigt, weil er nicht nur den Gegenwind seiner politischen Gegner spürt, sondern auch den aus der eigenen Partei. Diese entscheidet sich, den lokalen Abgeordneten auszutauschen und einen neuen Kandidaten ins Rennen zu schicken. Nach offizieller Version, weil er seine Arbeit als Abgeordneter schlecht gemacht habe, sich nicht habe sehen lassen in seinem Wahlkreis und die Entwicklung der Infrastruktur vernachlässigt habe. Er sei nicht populär, und ein neuer, unverbrauchter Kandidat habe viel bessere Chancen. Der so geschasste Abgeordnete und seine Anhänger sehen dies freilich ganz anders. Der Minister dulde keine anderen starken Kandidaten neben ihm, die ihn am Ende gar übertrumpfen könnten. Der Abgeordnete sei überaus beliebt und das werde man beweisen, indem man als unabhängiger Kandidat antrete.
So beginnt ein Dreikampf zwischen Kommunisten plus Congress, den regierenden Hindu-Nationalisten und dem mittlerweile wegen parteischädigenden Verhaltens aus der hindu-nationalistischen Partei ausgeschlossenen Ex-Abgeordneten – nun unabhängiger Kandidat. Man mutmaßt, letzterer erhalte auch Geld von der Kommunisten-Congress Fraktion oder vom Ministerpräsidenten des Bundesstaates, der zwar mit den Hindu-Nationalisten in einem Bündnis den Bundesstaat regiert, aber kein Freund des Ministers sei und diesem heimlich schaden wolle.
Der König genießt es derweil weiter, von allen Parteien umworben zu sein, die auf seiner Terrasse sprichwörtlich Schlange stehen. Er grollt noch eine Weile mit dem Minister und lässt sich dann schließlich doch von ihm überzeugen. Wohl nicht nur mit guten Worten. Die Brücke solle nun nach dem Vater des Königs benannt werden, der ja ein großer König war. Ein neues Schülerwohnheim für Mädchen der lokalen Oberschule, die bereits nach dem Vater des Königs benannt ist, werde nun den Namen seiner verstorbenen Frau tragen. Auch die Schule in einem benachbarten Dorf, die den Namen des früh verstorbenen Sohnes des Königs trägt, werde ausgebaut.
So überzeugt, macht der König die Kehrtwende, die er nun noch seinen Untertanen vermitteln muss. Demonstrativ nimmt er daran teil, als der Abgeordnete für das Regionalparlament seine Papiere im lokalen Gericht einreicht. Das "Filing of Nominations", einst ein unbedeutender formaler Akt, wird dabei immer mehr zum Großereignis – einer Machtdemonstration der Anhänger mit anschließender Großspeisung. Jeder der potentiellen Kandidaten möchte nicht nur seine prominenten Fürsprecher zeigen, sondern auch wie viele Leute er mobilisieren kann. Da macht es sich gut, dass der neue lokale Kandidat der Hindu-Nationalisten Besitzer vieler Trucks ist, mit denen er seine "Anhänger" herankarren kann. Die vermeintlichen Unterstützer werden freilich oft nur durch die kostenlose Mahlzeit gelockt und man geht gerne überall dorthin, wo es Essen gibt. Bei welcher Partei auch immer. So werden angeblich 5.000 Leute gespeist, aber man registriert auch, dass der unabhängige Widersacher fast genauso viele Leute auf die Beine bringt. Nur die Kommunisten hinken hinterher und viele Congress-Anhänger sind offenbar über die neue Allianz alles andere als glücklich.
Der König ist bei einem derartigen Massenspektakel nicht anzutreffen. Er hält eine kurze improvisierte Rede, beschwört die Gefahr der Kommunisten und der Spalter in den eigenen Reihen und zieht sich in den Palast zurück. Dort hatte er dem kommunistischen Kandidaten, der wie alle Kandidaten zum Palast kam, um den Segen des Königs zu erbitten und wohl auch seine Meinung zu sondieren, noch kurz zuvor bescheinigt, dass er vom Bildungsgrad und Auftreten der geeigneteste Kandidat wäre, nur leider, leider sei er in der völlig falschen Partei.
Die Situation bleibt unübersichtlich. Statistische Erhebungen gibt es nicht und man kann nur mutmaßen, welcher Kandidat welche Chancen hat. Den Kommunisten werden zwar gute Chancen bei den Bergarbeitern in den Eisenminen des Gebietes eingeräumt, aber nicht auf dem Land. Aber auch dort versuchen sie, reichlich zu plakatieren, mit alten reaktivierten Congress-Abgeordneten zu punkten und wenigstens eine Großveranstaltung mit kommunistischer Prominenz aus dem benachbarten Bengalen zu organisieren.
Der Ex-Abgeordnete setzt vor allem auf seine Stammesgruppe, die Kisan, deren Stolz er durch seine überraschende Absetzung verletzt sieht. Immerhin ist es der Bevölkerung nach die zweitgrößte Gruppe des Gebietes und keiner weiss, wie wichtig dieser Faktor sein wird. Das Gerücht geht um, heimlich unterstütze ihn gar jener hoffnungsvolle Vorsitzende des Distriktrates, den der König als potentiellen Congress-Kandidaten ausersehen hatte und der selbst ein Kisan ist. Wenig später tritt er aber mit den Kommunisten auf und – leicht gefallen sein dürfte es ihm nicht – preist den kommunistischen Kandidaten.
Zahlenmäßig stärker als die Kisan sind nur die Bhuyan, und die Hindu- Nationalisten haben wohl nicht zufällig einen Bhuyan-Kandidaten aufgestellt. Auch dieser kann mit seinen Trucks und seinem scheinbar florierenden Unternehmen sicherlich einiges in den Wahlkampf fließen lassen. Der einzige Makel, der ihm anzuheften scheint, und von seinen Kritikern immer wieder hervorgehoben wird, sei seine fehlende Bildung – schließlich habe er nur ein paar Schulklassen besucht. Dafür erhält er jedoch Hilfe von Kaderarbeitern der Partei, die als gute, hauptamtliche Redner über die Dörfer ziehen, häufig auch unterstützt von weiblichen Parteimitgliedern – leicht erkennbar an ihren Saris in den Parteifarben.
Und natürlich unterstützt ihn nun auch der König, der im Tross mehrerer Jeeps über die Dörfer zieht. Vorneweg ein Jeep mit Lautsprecheranlage und mehreren Jugendlichen, die "Raja Swagatam" – Grüßt den König – skandieren. Kurz darauf kommt dann im klimatisierten Wagen der König, wird meist respektvoll begrüßt, mit einer Fußwaschung und Blumenketten – sein Kommen wurde ja angekündigt - und hält kurze Reden wie etwa diese:
"Eure Ahnen haben meine Vorfahren auf den Thron gesetzt. So wie ich meine Rechte vom Thron ableite, so habt ihr das Recht, mich auf meine Fehler hinzuweisen. Die Zeit ist aber kurz bemessen. Ihr Jungen wisst nicht, welche Beziehung ich mit eurem Dorf habe. Nur die Leute in meinem Alter wissen dies. Früher gab es in diesem Dorf ein Dorfoberhaupt, mit dem wir eng verbunden waren. Auch hatte ich Land hier und kam von Zeit zu Zeit in euer Dorf oder mein Sohn sah nach dem Rechten. Bevor er mit erst 22 Jahren starb, ging er gern in den nahen Wäldern jagen und kehrte auch beim Dorfoberhaupt oder dem Dorfpriester ein. Wenn ich mich daran erinnere, fließen die Tränen wieder. Nach seinem Tod habt ihr mich um Land gebeten und habt darauf, mit dem aus dem Wald geholten Holz, eine Schule in seinem Namen errichtet. Damals gab es, abgesehen von der nach meinem Vater benannten Oberschule, kaum Schulen und für diese Schule werden ich und die Königin euch immer dankbar sein.
Wie ihr wisst sind innerhalb der letzten zwei Jahre eure Königin und auch mein jüngerer Bruder von uns gegangen. In dieser schwierigen Zeit gab Gott mir die Kraft, zu euch zu kommen. Fünf bis sieben Dörfer besuche ich so täglich in den nächsten drei Tagen. Später wird es auch noch ein großes Treffen geben und alles, was ich zu sagen habe, werde ich dort sagen.
Im Jahr 1990 entschied der Congress das Mandat für diesen Wahlkreis den Kommunisten zu überlassen. Damals besuchten die Königin und ich alle Dörfer und baten unsere Freunde vom Congress, die Dorfoberhäupter, nicht die Kommunisten an die Macht kommen zu lassen. Und man antwortete uns hier: 'König, wir sind zwar für den Congress, aber wir werden nicht die Kommunisten unterstützen'. Auch heute ist hier kein Platz für Kommunisten. Es gibt viele gut Ausgebildete in diesem Dorf, und ihr wisst, dass der Kommunismus langsam von der Landkarte verschwindet. In China hat die Regierung 80.000 Menschen mit Maschinengewehren umgebracht, aber selbst in China versucht die Regierung nun eine Demokratisierung. Ich kritisiere nicht die lokalen Vertreter des Congress für diese Entscheidung. Ich selbst habe einen Congress-Kandidaten, einen Kisan, unterstützt und schlug vor, den Congress-Kandidaten für das Regionalparlament zu wählen, aber den Minister für das gesamtindische Parlament. Nun hat der Congress den Wahlkreis wieder den Kommunisten überlassen. Dabei hat der Congress den Kommunisten keine Wahlkreise an der Küste überlassen, sondern nur hier in den alten Königtümern im bergigen Hinterland. Heutzutage sind die Kommunisten so gefährlich wie Krebs. Bitte erinnert euch immer daran. Meine Bitte an alle Einwohner, an alle Gruppen ist, lasst euch nicht spalten. Gemeinsam müssen wir die Kommunisten verjagen. Bitte erinnert euch daran.
Ich werde bald 80. Die Königin ist von uns gegangen, mein ältester Sohn ebenso wie meine älteste Tochter sind verstorben und auch meine Zeit ist gekommen. Ich weiss nicht, wann auch ich gehen muss. Mein Vater hat mir genug hinterlassen, um glücklich leben zu können und auch mein Sohn und Enkel können glücklich davon leben. Wenn ich meine Zeit in Kalkutta, Raipur oder Bombay verbringe, wird meine verbliebene Zeit schnell verrinnen. Aber wenn wir, bewusst oder unbewusst, den Kommunisten gestatten, sich hier festzusetzen, dann wird dieses Krebsgeschwür unsere Heimat verändern und Schwierigkeiten in der Zukunft bringen. Heute werden sie 'Zindabad' – Sieg – rufen, morgen 'Gherao' – Schlagt sie – und dann die Beamten schlagen und den Bauern alles nehmen. Das ist ihr Prinzip. Die Leute in meinem Alter werden bald sterben, so wie ich auch, aber unsere Söhne, Töchter und Enkelkinder werden leiden unter der kommunistischen Herrschaft. Bitte behaltet dies in Erinnerung.
Heute sollte auch der Ex-Abgeordnete, der jetzt als unabhängiger Kandidat antritt, hier sein und drei Fragen von mir beantworten. Er war Ingenieur. Er hätte nur noch sechs Jahre bis zur Pensionierung gehabt, aber gab seine Arbeit auf, ging in Frührente, um Abgeordneter zu werden. Die letzten vier Jahre war er Abgeordneter, aber was hat er für seinen Wahlkreis getan? Wie vielen Brüdern hat er eine Arbeit verschafft? Käme er hierher, könnte ich ihn bloß stellen, seines leeren Geredes überführen. Er bekam ein gutes Gehalt und hatte viele zusätzliche Einkünfte. Man hat viel über den Minister gesagt, gutes und auch schlechtes, aber jeder hat ihn gesehen. Überall war er präsent im Wahlkreis, aber wo war unser lokaler Abgeordneter?
Während das Zeichen des Krebsgeschwürs Hammer und Sichel ist, kämpft unser Ex-Abgeordneter nun im Zeichen der Axt. Er war angetreten, der Bevölkerung zu dienen, aber was hat er in Wirklichkeit getan? Er verehrte unsere Göttin Basuli und versprach ihr viel – etwa eine neue Plattform für die Verehrung auf ihrem Festival. Doch wie feiern wir das Festival? Wir sammeln Geld in der Öffentlichkeit, wisst ihr das? Keines seines Versprechen ist erfüllt, und unsere Muttergöttin wird ihn nie wieder segnen. Man hat gehört, das unser Ex-Abgeordneter Geld vom Congress und den Kommunisten erhalten habe, aber sicher wird er wieder nur einen Bruchteil davon im Wahlkampf ausgeben und den Rest für sich behalten. So dient er dem Lande. Glaubt ihr, Mutter Basuli wird ihm helfen, zu gewinnen?
Wir werden gewinnen. Unser Kandidat, den wir unterstützen, muss gewinnen. Die Zeit ist kurz. Ich bete zu Gott, dass ihr und eure Familien glücklich leben werdet. Um die Kommunisten zu vertreiben, werden wir für den lokalen Abgeordneten das Lotus-Symbol wählen, so wie auch den Minister für das indische Parlament. Als Minister kann er Geld in seinen Wahlkreis bringen, so wie ich es ihm gesagt hatte. Die Fehler, die er beim letzten Mal begangen hat, wird er jetzt korrigieren. Dies hat er mir versprochen. Wenn nicht, werde ich ihn schlagen. Ich fürchte keinen Minister. Was ist schon ein Minister im Vergleich zu uns?
Als ich Vorsitzender des Distriktrates war, besuchte ich alle Teile des Distrikts. Niemand sprach mich je als Distriktsratsvorsitzenden an, sondern immer nur als König. Die Könige hatten goldene Throne, aber mit einer Unterschrift wurden die Staaten aufgelöst und ich bekam einen hölzernen Stuhl. Heute bin ich hier, morgen vielleicht nicht mehr. Heute haben wir Demokratie und in fünf Jahren bei der nächsten Wahl bin ich vielleicht nicht mehr am Leben oder bin nicht mehr in der Lage, zu euch zu kommen. Das bedeutet, dies ist meine letzte Bitte. Ich bitte, ja bettele um eure Stimme und hoffe, dass ihr mir einen glücklichen Abschied von dieser Welt bereitet. Liebe Brüder und Schwestern, die ihr wahlberechtigt seid, ich bitte euch, den Minister und unseren Kandidaten für das Regionalparlament, beide malen das Lotussymbol (der Hindunationalisten) zu wählen. Wenn ihr dies tut, werde ich hier sterben, so wie ich auch hier geboren wurde und gleichzeitig werden mein Sohn, meine Tochter und die Königin alle euren Segen erhalten."
So erinnert der König an die gemeinsame Geschichte, die Bande zwischen ihnen; drückt auf die Tränendrüsen und wird kalkuliert emotional; appelliert an Loyalitäten; malt den Teufel namens Kommunismus an die Wand; bringt die allmächtigen Götter ins Spiel, zu denen der König seit jeher die engste Bindung hatte; bezichtigt der Korruption und bettelt um Stimmen.
Anschließende Diskussionen sind nicht erwünscht, die Kontrolle über das Mikrophon ist wichtig. Und der Treck zieht weiter in Dörfer, zu denen nicht mal schlechte Straßen führen und in denen sich weder unter der einen noch der anderen Partei je etwas entscheidend änderte. Und die Leute wissen es. Trotzdem kommen sie, bringen ihre unterernährten Kinder mit und hören zu, wenn man ihnen mal wieder verspricht, dass der neue Abgeordnete alles besser machen wird.
Mit rund 40% der Stimmen gewannen die Kommunisten den lokalen Wahlkreis ganz knapp vor den Hindu-Nationalisten. Deren ehemaliger Abgeordneter, jetzt unabhängiger Kandidat, vereinte ca. 20% der Stimmen auf sich und dürfte damit entscheidend zur Niederlage seiner Partei beigetragen haben. Der König konnte Trost aus der Tatsache ziehen, dass der Minister als Abgeordneter des Bundesparlaments wiedergewählt wurde, auch wenn er durch den Regierungswechsel sein Ministeramt verlor.
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