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Call for Papers: Liebe Leserinnen und Leser, in loser Folge möchten wir Spezialisten vorstellen, die langjährig in der und über die Region gearbeitet haben - sowohl im akademischen als auch im nicht-akademischen Bereich - und daher fundierte Einblicke eröffnen können. Ziel ist es dabei entgegen den Trends einer oft schnelllebigen Mediengesellschaft das zumeist Jahre und Jahrzehnte umfassende Schaffen von Wissenschaftlern und Fachleuten in möglichst umfassender Bandbreite sichtbar zu machen, d.h. ein Werk durchaus mit unterschiedlichen Akzentsetzungen, Brüchen oder theoretischen Ansätzen vorzustellen. Die Redaktion freut sich wie immer auf Ihre Vorschläge, Ideen, Anregungen und Mitarbeit an dieser Reihe! ... [mehr ...]
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Während Laxmi aus einer Brahmanenfamilie stammt und ein Doppelleben zwischen Tanzlehrer und Prostituierte führt, träumt die mädchenhafte Rambha von der Heirat mit ihrem Freund. Unterdessen ertränkt Asha den Schmerz ihrer gescheiterten Liebe im Alkohol. Mit diesen drei so unterschiedlichen Persönlichkeiten vermittelt der Film eher erzählend als dokumentarisch einen Einblick in ein Dasein am Rande der Gesellschaft, das sich zugleich mitten in ihr abspielt. Die Menschen geben den "Hijras" zwar Almosen, aber mehr aus Furcht als aus Mildtätigkeit. Diskriminierung und Gewalt sind an der Tagesordnung, trotzdem besteht der Glaube an ihren Segen für neugeborene Kinder und viele Männer ziehen sie aus unterschiedlichsten Gründen weiblichen Prostituierten vor. Diese nicht immer einfache Koexistenz wird hauptsächlich aus der Perspektive der Hijras selbst dargestellt, sodass man als Zuschauer auch die einzigartige Möglichkeit bekommt, ihr familiäres Zusammenleben, ihre Hierarchien und Rituale kennen zu lernen.
Dieser intime Einblick wird nur möglich durch die Fotografin Anita, die sich schon seit zehn Jahren fotografisch, thematisch und persönlich mit den Hijras auseinandersetzt. Diese Schlüsselposition honoriert der Regisseur Thomas Wartmann durch die schwarz-weißen Standbilder, die sich durch den ganzen Film ziehen und ihm eine fotografische, manchmal auch leicht inszenierte Ästhetik verleihen. Anita wird zur Botschafterin zwischen dem Publikum und den "Hijras"; zwischen europäischem Blick und der Selbstwahrnehmung einer gleichermaßen traditionell verwurzelten wie gegenwärtigen Gemeinschaft.
Der Regisseur hätte gut daran getan, sich konsequent für Untertitel zu entscheiden und dem Zuschauer so die verwirrend deutsch-englischen Textüberlagerungen zu ersparen. Auch fehlt es der Filmhandlung anfangs etwas an Flüssigkeit, was an den pseudozufälligen Begegnungen und Dialogen liegen mag. Dies löst sich zum Glück mit voranschreitender Zeit auf und man kann sich durchaus in Anita hineinversetzen, vor allem als thematisch "vorbelastete" Zuschauerin. Wer sich allerdings noch nie mit dem Thema auseinander gesetzt hat, könnte hin und wieder Hintergrundinformation vermissen. Dieses Problem, wenn man es als solches begreifen möchte, entsteht sicher aus der sehr narrativen, bildhaften und einfühlsamen Herangehensweise. Emotionale Eindrücke und Gedanken der Charaktere werden einer unerreichbaren Objektivität vorgezogen. Die malerischen, aber in keiner Weise romantisierenden Filmsequenzen erleichtern den Zugang zu einer sonst verschlossenen, mitunter auch schmerzvollen Welt, ohne ins Oberflächliche und Klischeehafte abzudriften. Daher lohnt es sich auf jeden Fall, diesen Film anzuschauen und sich durch ihn vielleicht auch zu einer eingehenderen Beschäftigung mit dieser vielschichtigen Thematik anregen zu lassen.
Between the Lines - Indiens drittes Geschlecht
Deutschland/Indien, 2005, 94 min., Buch und Regie: Thomas Wartmann, Kamera und Schnitt: Thomas Riedelsheimer
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