Beiträge willkommen: suedasien.info versteht sich als vorwiegend deutschsprachiges Informationsportal für die Region Südasien. Wir freuen uns über externe Beiträge zu allen Aspekten der Gesellschaft, Politik, Geschichte und Kultur des Subkontinents bzw. auf die gesamte Bandbreite des vielfältigen und vielschichtigen Lebens in der Region überhaupt. ... [mehr ...]
Call for Papers: Liebe Leserinnen und Leser, in loser Folge möchten wir Spezialisten vorstellen, die langjährig in der und über die Region gearbeitet haben - sowohl im akademischen als auch im nicht-akademischen Bereich - und daher fundierte Einblicke eröffnen können. Ziel ist es dabei entgegen den Trends einer oft schnelllebigen Mediengesellschaft das zumeist Jahre und Jahrzehnte umfassende Schaffen von Wissenschaftlern und Fachleuten in möglichst umfassender Bandbreite sichtbar zu machen, d.h. ein Werk durchaus mit unterschiedlichen Akzentsetzungen, Brüchen oder theoretischen Ansätzen vorzustellen. Die Redaktion freut sich wie immer auf Ihre Vorschläge, Ideen, Anregungen und Mitarbeit an dieser Reihe! ... [mehr ...]
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So viele Menschen werden ermordet, fällt dann ein Mensch noch ins Gewicht?" So lautete der Kommentar des sri-lankischen Verteidigungsministers Gotabhaya Rajapakse im Interview (3.2.2009) zur Ermordung des bekannten Journalisten Lasantha Wickrematunge (vgl. SÜDASIEN 2-2009) am 17. Januar dieses Jahres. "Ich kenne nur zwei Arten von Menschen: Die Terroristen und die, die gegen die Terroristen kämpfen." Kritik, die versuche, das Land zu spalten, sei Verrat, erklärte er weiterhin dem BBC-Journalisten Christopher Morris. Dass die Menschen Angst vor ihm hätten, sei reine Propaganda.
Kritische Journalisten und Dissidenten aller Art leben in Sri Lanka gefährlich. Sie stehen unter Generalverdacht, den Terrorismus zu unterstützen und die Spaltung des Landes zu betreiben. Selbst ein leidenschaftliches Bekenntnis zu Gewaltfreiheit kommt in der aufgeheizten politischen Atmosphäre der Inselrepublik nicht an, wie die Verhaftung von Shantha Fernando am 27. März dieses Jahres zeigt. Der bekannte zivilgesellschaftliche Aktivist wurde zunächst einmal für 30 Tage unter dem Antiterrorismusgesetz festgehalten. Proteste unter anderem auch von namhaften Vertretern der Kirchen, die sonst überwiegend auf ein unauffälliges Profil bedacht sind, brachten nichts. Anfang Juli ging schließlich die sri-lankische Justiz wegen Verleumdung des Präsidenten und der bewaffneten Streitkräfte gegen ihn vor. Ein Ende dieses Dramas um Shantha Fernando ist noch nicht abzusehen.
Vor wie nach der militärischen Auslöschung der LTTE im Mai sind die Untersuchungsgefängnisse in Sri Lanka voll mit Gefangenen, die des Widerstands gegen die Staatsgewalt bezichtigt werden. Von Entspannung nach dem Ende der Kämpfe keine Spur. Das Antiterrorismusgesetz (Prevention of Terrorism Act, PTA) ist eine probate Methode, nicht nur die Sympathisanten der LTTE, sondern gleich auch alle Arten von kritischen Stimmen überhaupt zum Schweigen zu bringen. Die Angst vor der Abteilung zur Untersuchung des Terrorismus (Terrorism Investigation Division, TID) geht um: Das "vierte Stockwerk" des TID ist in Sri Lanka zum Synonym für Folter und Verschwindenlassen geworden. Und dann gibt es da noch die Sinhala-nationalistischen Milizen, die auf eigene Faust, aber faktisch mit Duldung von Polizei, Militär und politischem Apparat zuschlagen. So wird der antiterroristische Kampf selbst zu einer Form des Terrors.
Die Gewalt hat viele Gesichter in Sri Lanka, während die Kräfte des Ausgleichs es schwer haben. Wo sollen die dringend notwendigen friedenspolitischen Impulse, die Kräfte für Versöhnung und Heilung, der Respekt vor der anderen Volksgruppe herkommen, wenn nicht von Menschen, die sich engagieren? Die Regierung Mahinda Rajapaksa ist in Siegesstimmung. Der buddhistische Klerus ist tief in den Sinhala-Nationalismus verstrickt. Der Gedanke, dass die Insel buddhistisches Sinhala-Territorium darstellt, auf dem Minderheiten höchstens eine Art Duldungsrecht beanspruchen können, lässt wenig Platz für Konflikttransformation durch proaktiven Dialog. Der Dalai Lama dagegen, Oberhaupt der tibetischen Buddhisten, Buddhisten ohne eigenes Territorium, verweist gerne auf die transkulturelle Friedensethik Mahatma Gandhis, dessen antikolonialistischer Klassiker Hind Swaraj vor 100 Jahren erschienen ist.
Indiens neue Koalitionsregierung gibt sich zweckoptimistisch und rechnet trotz globaler Wirtschaftskrise auch 2009 mit solidem Wachstum. Zusammen mit China hat sich Indien jüngst bei dem G-20-Gipfel in Italien einmal mehr als aktiver Klimaschutzbremser betätigt, wie Rainer Hörig im vorliegenden Heft eindringlich beschreibt. Auch den übrigen Staaten in Südasien sind ihre Entwicklungsprobleme allemal wichtiger als die Schonung von Ressourcen. Der pakistanischen Regierung ist der Kampf gegen ihre Taliban am dringlichsten. Doch es ist nicht nur die Regierung, auch das Volk scheint die skrupellose Agitation im Namen einer selbst gezimmerten rigoristischen Koranauslegung leid zu sein: Zum ersten Mal gehen die Menschen gegen die Herrschaftsansprüche der Islamisten auf die Straße. Die Wahrnehmung der innenpolitischen Lage ist aber innerhalb Pakistans selbst allerdings nochmal anders als die Wahrnehmung durch die westliche Medienwelt, wie der deutsch-pakistanische Mediendialog gezeigt hat (Bericht von Sven Hansen).
Noch ein Wort zur Zukunft von SÜDASIEN: Das kommende Heft 4, das vor Weihnachten herauskommen soll, wird dem Schwerpunktthema Pakistan gewidmet sein. Für Heft 1-2010 ist das Thema "Globalisierung in Südasien" vorgesehen, für 2-2010 "Verfassungswort und Verfassungswirklichkeit" - eine Bestandsaufnahme zum 60sten Jubiläum der Einsetzung der Verfassung in Indien. - Der Dank der Redaktion für die konzeptionelle Mitarbeit beim Schwerpunktthema im vorliegenden Heft gilt diesmal insbesondere Peter Schalk, der den alt gedienten Lesern von SÜDASIEN als Autor noch aus den 1990er Jahren bekannt sein dürfte.
Heinz Werner Wessler
Editorial
Tendenzen der Gegenwartsliteratur
Ambai - Der gelbe Fisch
Ambai - Eine Fabel
Sven Hansen - Die Indiens Frauen eine Stimme gibt
Indien
Thomas Bärthlein - Im Überblick
Rainer Hörig - Indiens Position im weltweiten Klimapoker
Bernd Basting - Indiens Superwahl 2009
Dipak Malik - Die Wahlen 2009
Subhashini Ali - Für sozialen Wandel und Gerechtigkeit
S.R. Darapuri - Warum die Dalits Mayawatis sarvajan-Formel ausgebremst haben
Q. Zaman/T. Bärthlein - "Wir sind gar keine Sikhs!"
Nepal
Thomas Döhne
Im Überblick
Bhutan
Sri Lanka
Peter Schalk - Im Überblick
Dagmar Hellmann-Rajanayagam - Mentale Einstellungen und Massaker
Arne Segelke - Weiterhin Schatten über der Sonneninsel
Völkerrechtliches Gutachten
Peter Schalk - Der Kampf geht weiter
Jude Lal Fernando - Im Namen des Einheitsstaates...
Silke K. Yasmin Fischer - Wie lernt man Buddhismus?Vasantha Raja - Was wird aus Sri Lanka?
Bangladesh
Patrizia Heidegger - Im Überblick
Patrizia Heidegger - Hinter verschlossenen Türen
Afghanistan
Thomas Ruttig - Im Überblick
Pakistan
Thomas Bärthlein - Im Überblick
Sven Hansen - Osama bin Laden zum Nachtisch
Südasien
Arne Segelke - Cricket in der Krise?
Heinz Werner Wessler - 100 Jahre Hind Swaraj
Interview mit Dipak Malik
Marion Rastelli - Religionen in Südasien XI: Das Pancharatra
Buchrezensionen
Gelbe Seiten
Adivasi-Rundbrief
(Das Einzelheft kostet 6,50 Euro, weitere Informationen auf der Homepage des Südasienbüro e.V.)
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