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Was die patriarchalischen Gesellschaftsformen in Pakistan beinhalten können, wurde im ländlichen Punjab im vergangenen Juni nur allzu deutlich. Bekannt geworden war die Tat nur, nachdem der erzürnte Abdul Razzaq, der Dorfprediger von Meerwala im Distrikt Muzaffargarh, beim Freitagsgebet das Geschehene als schwere Verletzung des Islams bezeichnet hatte.
Ein elfjähriger Junge vom Stamm der Gujar war von Angehörigen der dort dominierenden Mastoi entführt und zum Analverkehr gezwungen worden. Um zu verhindern, dass der Junge von seiner Peinigung jemandem erzähle, sperrten seine Vergewaltiger ihn gemeinsam mit einer Frau ihrer eigenen Gruppe in einen Raum. Daraufhin riefen sie die Polizei und erhoben Anklage wegen "widernatürlichen Umgangs zwischen Angehörigen verschiedener Stämme".
Die Polizisten entließen den Jungen, rieten aber seinem Vater, eine seiner Töchter vor den Stammesrat der Mastoi zu schicken, um sich zu entschuldigen. Am 22. Juni wurde Bibi Mukhtaram vor ein Dorfgericht zitiert. Der Stammesrat schien durch diese Demütigung nicht befriedigt zu sein und befand Bibi gemäß "Sippenhaftung" für schuldig. Das Urteil war ihre Vergewaltigung. Nachdem sich vier Männer über den Teenager hergemacht hatten, musste sie nackt und vor den Augen des Dorfs nach Hause laufen.
Diese "Strafvergewaltigung", die zweifelsohne keinen Sonderfall darstellt, wäre - wie die meisten Verbrechen dieser Art - wohl verschwiegen worden. Die vor Scham und Schmerz zerbrochene Bibi Mukhtaram hätte sich das Leben genommen, wie dies viele andere Frauen nach solchen Ereignissen tun. Doch sie beschloss, das Risiko eines späteren Racheaktes der Mastoi auf sich zu nehmen und als Zeugin vor dem Gericht in Dera Ghazi Khan aufzutreten.
Nach Ansicht von Beobachtern begünstigte der Einfluss und die Macht der landbesitzenden Stämme und Familien ähnliche Fälle in der Vergangenheit.
Eine Reihe von hohen Politikern, so auch der Provinz-Gouverneur von Punjab besuchte die Familie. Präsidentengeneral Musharraf verordnete sogar die Zahlung eines Schmerzensgeldes an Bibi Mukhtaram.
Die Behörden sehen sich seit ein paar Wochen mit einer Flut von Vergewaltigungsklagen konfrontiert. Beinahe täglich würden Klagen eingereicht, was einem Vielfachen der bisherigen Anzeigen entspreche. Auch Menschenrechtsorganisationen und die Nationale Menschenrechtskommission in Lahore erhalten plötzlich Hilferufe von Frauen, die sich bisher geschämt hatten auszusagen. Denn ein weiterer Grund zum Schweigen ist meist die "Familienehre", die es zu wahren gilt.
Den vier Tätern und den beiden Vorsitzenden des Dorfrates droht die Todesstrafe durch Erhängen. Allerdings muss dies noch kein endgültiges Urteil sein - nach den Stammesgesetzen ist es durchaus üblich, dass die Familien der Täter der Familie des Opfers eine Kompensation zahlt. Dadurch würde die Familie des Opfers einen zum Tod Verurteilten begnadigen können.
Menschenrechtsorganisationen gaben bekannt, dass sich in der Region allein 150 Vergewaltigungen in den vergangenen sechs Monaten ereignet haben sollen.
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