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Der von der US-Regierung als "most wanted" gejagte Bin Laden, der als mutmaßlicher Drahtzieher der Flugzeug-Anschläge vom 11.September in New York und Washington gilt, lässt auch ohne seine hasserfüllten Video-Reden die Gemüter weltweit erhitzen. "Experten", die es durch Spekulationen über den Verbleib des als Symbolfigur seiner Terrororganisation Al-Qaida geltenden Bin Laden in die Schlagzeilen schafften, vermuteten ihn mehrheitlich in den an Afghanistan angrenzenden Gebieten Pakistans.
Deutsche Tageszeitungen meldeten mit Berufung auf den Bundesnachrichtendienst, dass der Al-Qaida-Chef lebe. Er habe den US-Angriff auf Tora Bora im Osten Afghanistans trotz einer Verletzung durch einen Granatsplitter überlebt und sei wohlauf, so will es auch Abdel-Bari Atwan, Chefredakteur des in London erscheinenden Magazins al-Quds al-Arabi, aus ungenannten Quellen wissen.
Der Anruf eines Mannes am 10.7. bei der arabischen Fernsehstation Al-Jazira, der sich als Abu Laith el Libi und angeblicher Vertreter des Al-Qaida-Netzwerks zu erkennen gab, folgte den Drohungen des Al-Qaida-Spechers Bu Gaith nur wenige Tage. Bu Gaith drohte einer algerischen Zeitung zufolge, dass die Organisation in Kürze US-amerikanische Ziele in den USA und auch überall sonst auf der Welt angreifen werde.
Libi teilte telefonisch mit, dass sich sowohl Osama Bin Laden als auch der Taliban-Chef Mullah Omar bester Gesundheit erfreuen. Auch Libi kündigte neue Anschläge an, die die "Kämpfer des Heiligen Krieges" in ihrer "nächsten Phase des Kampfes" dazu führt, die Frontlinien zu erweitern. Es werde "ein Krieg der Massentötung werden, ein Krieg gegen die Geschäftswelt, der den Feind dort treffen wird, wo er es nicht erwartet", so der Anrufer.
Die Warnungen scheinen denen der westlichen Geheimdienste zu entsprechen. Die zuletzt noch als ineffizient gerügten amerikanischen Geheimdienste erklärten, es handele sich bei Libi um kein besonders ranghohes Mitglied des Terrornetzwerkes sondern einen Feldkommandeur der Al-Qaida, der eine Einheit befehligt habe, die in Nordafghanistan gekämpft habe. Die Meldungen seien so zu interpretieren, dass die Anhänger der Organisation mangels Führung sich selbst Mut machen müssten.
Die Ansicht Indiens, dass Al-Qaida-Kämfer im Kashmir-Konflikt beteiligt sei, was US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld während seines Besuchs in New Delhi leichtsinniger Weise bestätigte und kurz drauf in Islamabad bestritt, scheint politischen Gründen statt Fakten zu entstammen.
Am 29.7. gab Indiens Verteidigungsministers George Fernandes gegenüber dem britischen Fernsehsender Channel Four News an, aus zuverlässigen Quellen über den Aufenthalt des Al-Qaida-Chefs in Pakistan zu wissen. Die pakistanischen Behörden bezeichneten die Äußerungen Fernandes als übliche "indische Propaganda".
Die BBC interviewte in der Reportage "The Hunt for Bin Laden" am 7. Juli mehrere Zeugen, die Osama in der Schlacht bei Tora Bora kämpfen sahen. Die Aufgabe der Bergfestung im Winter veranlasste viele Überlebende Taliban- und Qaida-Kämpfer zur Flucht in die angrenzenden halbautonomen Stammesgebiete Pakistans.
Der Londoner Chefredakteur Atwan, der Bin Laden 1996 interviewte und dem gute Verbindungen zum dessen Umfeld nachgesagt werden, erwähnte eine medizinische Behandlung Bin Ladens in einem pakistanischen Krankenhaus.
Präsidentengeneral Pervez Musharraf dementierte daraufhin Meldungen über Pakistan als Aufenthaltsortes Bin Ladens. Berichte über Tötungen pakistanischer Soldaten durch vermeintliche Qaida-Kämpfer kommen dem unter innenpolitischen Druck stehenden Diktator ungelegen. So wurden Meldungen über den Tod von zehn pakistanischen Soldaten, die bei Kämpfen mit mutmaßlichen Qaida-Kämpfern starben, heruntergespielt. Es ist der Militärregierung äußerst ungelegen, dass sich die Untergetauchten in den paschtunischen Stammesgebieten offensichtlich geschützt aufhalten. Im April gelang es amerikanischen Ermittlern in Pakistan, den als Schlüsselfigur bei der Anwerbung von Al-Qaida-Rekruten geltenden Abu Zubaydah festzunehmen.
Laut FAZ vermuten einige Geheimdienste ein doppeltes Spiel der Pakistanis. Das sei auch der eigentliche Grund, weshalb Bin Laden geradezu eine schemenhaft verborgene Figur geworden sei. Musharraf ist zwar offiziell auf der Seite der USA, doch würden Teile der Armee und des Geheimdienstes Bin Laden weiterhin decken.
Die Spekulationen erreichten Ende Juli eine neue Dimension, als westliche Nachrichtendienste die Vermutung einer Verschwörung "vieler arabischer Regierungen" veröffentlichten. Die "überaus einflussreichen pakistanischen Stellen" handeln demnach im Auftrag der Regierungen, um Bin Laden auf keinen Fall von den Amerikanern gefangen nehmen zu lassen. Islamabad reagierte prompt, indem es diese Darstellungen "entschieden" zurückwies.
"Alive or dead", wie Bush Junior Osma Bin Laden haben wollte, bleibt wohl nur ein hohler Schlachtruf. Der amerikanische Staatsfeind Nummer eins wird wohl nie erwischt werden, wie es ein US-Geheimdienstler kürzlich in Washington eingestand. Doch was wäre ein Feindbild ohne ins Mythische aufgeblasen zu werden: Die jüngsten haben bereits den 22-jährige Sohn Saad, eines der über 20 Kinder Bin Ladens, als neuen Koordinator für die Finanzierung und die Logistik von Al-Qaida ausgemacht.
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