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29. Juli 2002. Nachrichten: Politik & Recht - Indien Indien plant weitere Testreihe der Agni-I-Mittelstreckenrakete

In Indien verdichten sich Hinweise auf weitere Tests der Mittelstreckenrakete Agni-I (Agni ist der Name des Feuergottes im Hinduismus). Der Pakistan News Service meldete am 23. Juli 2002, dass die Entwicklung der Mittelstreckenrakete offenbar abgeschlossen ist.

Das indische Militär wolle die Rakete, die mit einem nuklearen Sprengkopf bestückt werden kann, in naher Zukunft ein letztes Mal ausgiebig testen, bevor es sie fest in sein Waffenarsenal aufnehme.

Die Agni-I hat eine Reichweite von 700 bis 1.200 Kilometern. Am 25. Januar 2002 hatte Indien umfangreiche Raketentest mit diesem Modell unternommen. Mit dieser Mittelstreckenrakete könnte Indien theoretisch innerhalb von 11 Minuten nahezu jeden Ort in Pakistan erreichen, durch ihren stealth-getarnten Wiedereintrittsmantel ist sie schwer für normale ABM-Systeme zu orten. Ihre kompakte Bauart läßt auch mobile Abschußsysteme zu, die im Gegensatz zu ihrer größeren Schwester Agni-II, die auf einem Schienen- und Hangarsystem basiert, schwerer zu orten sind. Darum wird die Agni-I auch als sogenannte Zweitschlag-Waffe in die Planungen der indischen Militärstrategen einbezogen.

Auf Pakistan wird zwar momentan das Hauptaugenmerk gelegt, aber insbesondere die regional am weitesten fortgeschrittene Atomstreitmacht China soll mit den indischen Raketenprogrammen, als deren Vater übrigens der neugewählte indische Präsident Abdul Kalam gilt, beeindruckt werden. China unterstützte erheblich die pakistanischen Raketen- und Atomwaffenentwicklungen. Allerdings liegt hauptsächlich nur das von China 1950 besetzte Tibet in Reichweite der Agni-I. Mit der Agni-II (Reichweite über 2.000 Kilometer) können jedoch auch chinesische Ballungszentren getroffen werden. Die noch in der Planungsphase steckende Agni-III soll sogar Ziele in 3.500 bis 5.000 Kilometern Entfernung erreichen. Damit wäre auch die chinesische Hauptstadt Beijing direkt bedroht.

Insgesamt wurden seit Jahresanfang von der indischen Seite schon siebenmal Raketentests durchgeführt, darunter auch die seegestützte Kurzstrecken-Rakete vom Typ Trishul, die letztendlich auch gegen chinesische Schiffe eingesetzt werden könnte, welche neuerdings von einer Basis in Myanmar aus im Indischen Ozean kreuzen. Pakistan und China verurteilten die Tests daraufhin als eine Gefährdung für die Stabilität in der Region und Pakistan führte seinerseits im Mai Raketentests mit Kurz- und Mittelstreckenraketen durch.

Literaturhinweise

Draghun (Hrsg.), Indien und China zwischen Rivalität und Gegnerschaft - die indischen Atomtests und die Folgen für das indisch-chinesische Verhältnis, in: Indien 1999. Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Institut für Asienkunde (Hamburg) 1999

Heinrich Kreft, China im Konzert der Großmächte, in: Internationale Politik, Nr. 6/1997

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