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31. Oktober 2002. Nachrichten: Wirtschaft & Soziales - Afghanistan Afghani im neuen Gewand

Währungsreform in Afghanistan

Am 7. Oktober 2002 begann die Einführung der neuen Währung in Afghanistan. Die Regierung in Kabul erhofft sich dadurch wichtige Impulse für die nach 23 Jahren Krieg größtenteils zerstörte Wirtschaft und mehr Stabilität für die Landeswährung, die in den letzten Jahren massiv an Wert verloren hatte.

Die in Deutschland und in Großbritannien gedruckten Geldscheine präsentieren sich im neuen Design, der Name bleibt der Alte. Innerhalb der nächsten zwei Monate sollen rund 15 Billionen alter Afghani im Umtauschkurs von 1000 alten zu einem neuen Afghani umgetauscht werden. Die afghanische Regierung will aber nicht den vollen Betrag der 27 Mrd. neuen Afghani in Umlauf bringen. Der Notenbank-Gouverneur Anwarul-Haq Ahadi sagte, dass ein Teil als Reserve gehalten werde. Aschraf Ghani, Finanzminister in der Regierung Karsai, erhofft sich von der Geldumstellung eine Signalwirkung als "Beginn eines seriösen Reformprogramms", das auch Investoren anlocken solle. Präsident Hamid Karsai zeigte sich überzeugt, dass die neue afghanische Währung die Glaubwürdigkeit in der internationalen Gemeinschaft erhöhen werde.

Die neuen Afghani-Scheine gibt es in der Stückelung von 10, 20, 50, 100, 500 und 1000, für kleinere Werte wurden auch neue Münzen geprägt. An die Münzen müssen sich die Afghanen aber erst wieder gewöhnen, zuletzt waren selbst für kleinste Einkäufe große Papiergeldbündel nötig. Ihre Währungspolitik zu gestalten, war der afghanischen Zentralbank bisher unmöglich. Es sind noch drei ältere Versionen des Afghani im Umlauf und es war undenkbar, sich einen Überblick über die Geldmenge zu verschaffen. Viele der Warlords druckten in den vergangenen Jahren ihr eigenes Geld wie der Usbeken-General Dostum. Andere betrieben Fälscherwerkstätten, um ihre Ausgaben zu decken. Mit den neuen Scheinen aus europäischer Produktion dürfte letzteres schwerer fallen, denn die Scheine verfügen über moderne Sicherheitsmerkmale. Anwarul-Haq Ahadi gibt sich optimistisch, dass innerhalb von zwei Monaten die neuen Afghani in allen Regionen Afghanistans die alten Scheine ablösen werden. Um Betrügereien vorzubeugen, werde man beim Wechsel die umzutauschenden Scheine genau betrachten. Wenn jemand mit "druckfrischen" Bündeln alter Afghani erscheine, werde man "unbequeme Fragen" stellen.

Die Regierung Karsai strebt langfristig einen Kurs von 50 neuen Afghani zu einem US-Dollar an. Kurz vor der Einführung sank der Referenzkurs des alten Afghani zum US-Dollar nochmals stark auf 46.000 zu 1. Das Vertrauen in die eigene Währung und der Glaube an einen problemlosen Umtausch scheint jedoch innerhalb der afghanischen Bevölkerung nicht sehr ausgeprägt zu sein. Bei Geldwechslern in Kabul konnte man zuletzt für einen US-Dollar sogar 58.000 alte Afghani erhalten.

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