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Call for Papers: Liebe Leserinnen und Leser, in loser Folge möchten wir Spezialisten vorstellen, die langjährig in der und über die Region gearbeitet haben - sowohl im akademischen als auch im nicht-akademischen Bereich - und daher fundierte Einblicke eröffnen können. Ziel ist es dabei entgegen den Trends einer oft schnelllebigen Mediengesellschaft das zumeist Jahre und Jahrzehnte umfassende Schaffen von Wissenschaftlern und Fachleuten in möglichst umfassender Bandbreite sichtbar zu machen, d.h. ein Werk durchaus mit unterschiedlichen Akzentsetzungen, Brüchen oder theoretischen Ansätzen vorzustellen. Die Redaktion freut sich wie immer auf Ihre Vorschläge, Ideen, Anregungen und Mitarbeit an dieser Reihe! ... [mehr ...]
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Das Blutvergießen, das sie innerhalb von einer halben Stunde in der kleinen Grenzstadt zwischen den Provinzen Sindh, Baluchistan und Punjab anrichteten, wäre vermutlich selbst zu abstoßend für eine Lollywood-Produktion gewesen. Mit schweren Maschinengewehren und Raketenwerfern gingen sie brutal und scheinbar ziellos gegen Passanten vor, die ihre Morgeneinkäufe erledigen wollten. In dreißig Minuten töteten die Angreifer 18 Menschen, verletzten über 25 zum Teil schwer und entführten acht weitere Passanten. Von den acht Entführten wurden zwar zwei getötet, doch die übrigen wurden 48 Stunden später schließlich freigelassen.
Der Zwischenfall in dem 490 km nördlich von Karachi gelegenen Ort führte zu einem Aufschrei im ganzen Land, und die offensichtlich ineffiziente Sicherheitslage veranlasste wieder einmal eine Reihe von Politikern, überzogene Forderungen zu erheben.
Die in der Region dominierenden Stämme der Bugti und Mazari liefern sich seit Jahren Stammesfehden. Erst Ende Januar kam es durch Auseinandersetzungen, bei denen Gasversorgungsleitungen in Mitleidenschaft gezogen wurden, zu einer verstärkten Aufmerksamkeit für die Region an den Grenzen zwischen den drei Provinzen. Auslöser der Fehde war 1994 ein Streit um die Belieferung einer ausländischen Straßenbaufirma mit Sand. Inzwischen hat sich der Konflikt zu einem Kampf um die wirtschaftliche und politische Macht in der Region ausgeweitet: die Kontrolle über Schmuggelrouten, die Verteilung von Subventionen und die Vergabe von Arbeitsplätzen bei der Gasförderung bestimmen die Interessen der beteiligten Akteure.
Staatliche Stellen bezeichneten die Geschehnisse als terroristischen Akt, gegen dessen Verursacher es nun gilt, mit aller Härte vorzugehen. Die aus den umliegenden Städten herbeieilenden Sicherheitskräfte – Polizei und paramilitärische Ranger – erfuhren nach dem Inferno nur, dass die Täter in ihren Jeeps mit Geiseln durch das Manger Gate in Richtung Baluchistan geflohen waren. Sie hätten paramilitärische Uniformen getragen. Seither fehlt jede Spur.
Der Gouverneur von Sindh Dr. Ishratul Ibad und Chiefminister Sardar Ali Mohammad Khan Mahar drückten den Angehörigen ihr Mitgefühl aus und ordneten eine groß angelegte Ermittlung an. Mahar veranlasste zudem Kompensationszahlungen an die Angehörigen: Pro Todesopfer gibt es 100.000 Rupien und jeden Verwundeten 25.000 Rupien. Verwundete erhielten seinen Anordnungen zufolge kostenlose medizinische Behandlungen und wurden in die Krankenhäuser von Jacobabad, Larkana, Shikarpur und Sukkur überführt.
Oppositionspolitiker von der Pakistans People’s Party (PPP) wiesen der Regierung die Schuld zu. Der PPP-Vorsitzende im Sindh, Nisar Ahmed Khuhro, und die Provinz-Generalsekretäre Rashid Rabbani und der Landtagsabgeordnete Mukesh Kumar prangerten in einer gemeinsamen Erklärung die "mangelhafte Effizienz" der Lokalverwaltung und der Provinzregierung an. Die angeklagten Verwaltungen reagierten am 5. April mit der Aufstellung einer 1.000 Mann starken Truppe zur Untersuchung und zum Schutz in der Region.
Die Angehörigen der Opfer machten ihrer Angst und ihrem Unmut durch eine Reihe von Streiks Luft. Dabei blockierten sie mehrere Bahnlinien und die Nationalstraße zwischen Karachi und Peshawar für mehrere Tage.
Sicherlich hatte der tragische Zwischenfall auch Einfluss auf das Zustandekommen eines Treffens zwischen Sprechern des Bugti-Stammes, der Oil and Gas Development Corporation (OGDC) und der Pakistan Petroleum Limited (PPL) am 17. April. Die Offiziellen versuchten Lösungen für die Forderungen der Bugtis nach mehr Arbeitsplätzen für lokal ansässige Bewohner zu finden. Es heißt, die Gespräche seien aus Sicht der Bugti, die durch ihren Stammeschef und Führer der Jamhoori Watan Party Nawab Akbar Khan Bugti vertreten waren, zufrieden stellend verlaufen.
Die Tageszeitung The News forderte im Nachhinein, die einseitig auf Terroristen beschränkte Jagd lokaler und überregionaler Behörden auch auf gewöhnliche Kriminelle auszudehnen. So seien die Bürger schließlich doch eher Opfer von Drogendealern, Dieben, Mördern und anderen Kriminellen. Erst wenn diese verhaftet wären, würde sich für die Pakistaner die Welt als sicherer erweisen.
Auch der Zentralregierung ist natürlich auch an einer ruhigeren Situation in der Gegend gelegen. So verkündete Premierminister Mir Zafarullah Khan Jamali am 22. April, dass ausländische Investoren in den nächsten fünf Jahren über eine Milliarde US-Dollar in das Versorgungsnetz für Naturgas (Compressed Natural Gas - CNG) investieren wollen. Die Anschläge auf Gaspipelines zu Jahresbeginn konterkarieren die Pläne, innerhalb der nächsten fünf Jahre die Zahl der Gas-Konsumenten von derzeit 3,7 auf 4,7 Millionen durch 200.000 neue Gasverbindungen pro Jahr zu erhöhen. Langfristig will die Regierung den Anteil von CNG gegenüber Diesel und Benzin auf 75 Prozent erhöhen.
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