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30. April 2003. Nachrichten: Reise & Freizeit - Nepal Das Dach der Welt lockt wieder

Falls Sie schon einmal den Khumbu-Eisbruch überquert, durchs westliche Cwn gestapft, dann dem doch recht zugigen Grat in nordwestlicher Richtung bis zu seinem Ende gefolgt, und schließlich auch noch vor Einbruch des nachmittäglichen Schneesturms wieder bis zu Ihrem Zelt abgestiegen sind, dann sollten Sie für das letzte Mai-Wochenende ein Zimmer in Kathmandu buchen: Das Mount Everest Golden Jubilee Celebration Committee lädt Sie und Ihre etwa 900 noch lebenden Kolleginnen und Kollegen, die den höchsten Berg der Welt bezwungen haben, zur großen "Reunion-Party" am 29. Mai 2003 ein.

Mount Everest
Vor 50 Jahren wurde der höchste Berg der Welt erstmals bestiegen.

Als Gastgeber wird Sie Edmund Hillary begrüßen, der gemeinsam mit dem 1986 verstorbenen Tenzing Norgay genau ein halbes Jahrhundert zuvor das Dach der Welt erreicht hatte. Beide waren Teil einer britischen Expedition unter Leitung von John Hunt, die sich – mit Hilfe von zahllosen Trägern, neun Zeltlagern, den Schokoladevorräten einer gerade gescheiterten Schweizer Expedition und den damals noch unzuverlässig arbeitenden Sauerstoffmasken - dem Gipfel von Südosten näherte. Seit den 1920er Jahren war versucht worden, den Qomolangma (so heißt der Berg auf Tibetisch und Sherpa) zu besteigen. Die meisten frühen Expeditionen versuchten dabei einen Aufstieg vom Nordwesten, was aber erst zehn Jahre später als über die Südostroute gelang. Seit 1953 haben über 1.200 Bergsteiger den 8.850 Meter hohen Gipfel bezwungen, etwa 170 starben am Berg.

Von den Feierlichkeiten erhofft sich Nepal einen Aufschwung der gebeutelten Tourismusindustrie. Seit der 1996 begonnene maoistische Aufstand auch die Distrikte in der Nähe der beliebtesten Wandergebiete erfasste, kamen jedes Jahr weniger Urlauber. Vor diesem Hintergrund fiel der weltweite Rückgang des Tourismus im Gefolge des 11. September 2001 in dem Himalajaland besonders drastisch aus: 27 % weniger Besucher allein im Jahr 2002. Als einer von nur noch 200.000 Touristen jährlich wird man das besonders auf den stark bewanderten Routen im Solukhumbu und der Annapurna-Region genießen, doch für viele Nepali wird es immer schwieriger, Geld zu verdienen. Urlauber sind die größten Devisenbringer in dem mit 250 US-Dollar durchschnittlichem Jahreseinkommen ärmsten Land Südasiens, dessen Wirtschaft 2002 erstmals seit 20 Jahren schrumpfte.

In dem blutigen Bürgerkrieg, der zwischen 1996 und Januar 2003 das Leben von etwa 7.000 Nepalis kostete, wurde kein einziger Tourist getötet. Mehr als 5.000 Opfer gehen auf das Konto von Polizei und Militär. Die Maoisten hatten schon lange vor Beginn des Waffenstillstands vom Anfang dieses Jahres in einem offenen Brief an die BBC Touristen auch in den von ihnen kontrollierten ländlichen Gebieten willkommen geheißen. Nach Berichten beschränkten sich Unannehmlichkeiten darauf, dass gelegentlich einzelne Einheiten der Maoisten in den von ihnen kontrollierten Gebieten Gelder verlangt hatten, die staatliche Trekking-Gebühren zum Teil deutlich überschritten, aber dafür ebenso penibel quittiert wurden.

Seit vier Monaten hält nun schon der Waffenstillstand, Belästigungen von Besuchern wurden seither nicht gemeldet. Ende April haben die beiden Seiten offizielle Friedensverhandlungen aufgenommen. Es bleibt zu hoffen, dass Sir Edmunds Party zum Anstieg der Besucherzahlen im diesjährigen September und Oktober, den schönsten Wandermonaten, beiträgt.

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