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Auf beiden Seiten der Grenze waren die Streitkräfte und internationale Hilfsorganisationen im Einsatz. Die Zerstörung von Infrastruktur und Wohnraum sowie die Verluste von Ernte und Vieh lassen sich kaum beziffern und werden die Wirtschaft der Region noch auf Jahre hin belasten.
Das Hochwasser begann in der letzten Septemberwoche in Westbengalen. Etwa 15 Mio. Menschen wurden von den Wassermassen eingeschlossen und über 1.000 ertranken. Teilweise warteten die Flutopfer tagelang auf den Dächern ihrer Häuser, Bäumen oder Strommasten auf Hilfe. Die Armee setzte Boote und Hubschrauber zur Evakuierung sowie zur Versorgung mit Nahrungsmitteln und Medikamente ein und ging gegen Plünderer vor. Am schwersten betroffen waren die Distrikte Murshidabad, wo 250.000 Menschen von den Streitkräften evakuiert wurden, und 24-Parganas. In der Landeshauptstadt Kalkutta legte das Hochwasser für zwei Tage das öffentliche Leben lahm. Nach dem Auftreten von Darmkrankheiten in den Flutgebieten und Rettungscamps warnten die Behörden vor Seuchengefahr. Kritisiert wurde die ungleiche Verteilung der Hilfe, von der hauptsächlich die städtische Bevölkerung profitierte, während abgelegene Gebieten kaum von den Rettungsmaßnahmen erreicht wurden. Die Zentralregierung in New Delhi, die in den Monaten vor dem Hochwasser eine Absetzung der kommunistisch geführten Landesregierung diskutiert hatte, warf Kalkutta Mißmanagement und Unterschlagung von Hilfsgeldern vor.
Anfang Oktober, als die Wasserspiegel in Indien zu sinken begannen, erreichte das Hochwasser den Südwesten von Bangladesh. Zwischen drei bis vier Millionen Menschen waren dort von den Überschwemmungen betroffen, etwa 150 fanden den Tod. Überrascht von der Wucht der Flut äußerten offizielle Stellen scharfe Vorwürfe gegenüber Indien. Abdur Razzak, Minister für Wasserressourcen, warf indischen Stellen vor, die Dämme ohne Absprache mit Bangladesh geöffnet zu haben, um die Fluten jenseits der Grenze zu mildern. Er kündigte an, das Thema bei der nächsten Sitzung der Joint Water Commission zur Sprache zur bringen. Premierministerin Sheikh Hasina machte sich bei einem Besuch des Katastrophengebietes gar für ein bilaterales Abkommen für regionales Flutmanagement stark. Auch auf lokaler Ebene sorgten Versuche, das Abfließen der Wassermassen durch das Öffnen oder Einreißen von Dämmen zu beschleunigen, für Konflikte. Aus dem Distrikt Sitkhira knapp 200 Kilometer südwestlich von Dhaka wurde von einer Auseinandersetzung berichtet, in der etwa 500 Menschen mehrere Stunden mit Schußwaffen, Speeren und Messern um einen Damm kämpften.
Ende Oktober verschärfte sich die Lage durch Stürme im Golf von Bengalen. Im südindischen Staat Andhra Pradesh wurden 200.000 Menschen aus den Küstengebieten evakuiert worden, nachdem Meteorologen vor einem heranziehenden Zyklon gewarnt hatten, der sich aber noch über dem Meer abschwächte und nur starken Regen brachte. In Bangladesh ertranken mehr als 20 Fischer bei schweren Unwettern.
Doch auch der Rückgang des Hochwassers brachte Probleme mit sich. So wurden im 24-Parganas-Distrikt in Westbengalen 4.000 Dorfbewohner obdachlos, weil die Erosion durch die abfließenden Wassermassen dazu führte, daß der Icchamati-Fluß binnen zwei Wochen sein Bett um mehr als 40 Meter verschob und ganze Dörfer wegspülte. Umweltschützer machten die unkontrollierte Entwaldung der letzten Jahre für die Entwicklung verantwortlich.
Noch Wochen oder gar Monate werden vergehen, bis das Wasser vollständig abgelaufen ist und die Aufräumarbeiten abgeschlossen sind.
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