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31. Dezember 2004. Nachrichten: Politik & Recht - Südasien Aufnahme des Flugverkehrs zwischen Indien und Pakistan

Knapp zwei Jahre nach dem Stopp aller Verkehrsverbindungen zwischen Indien und Pakistan haben sich die Regierungen der beiden Nachbarländer Anfang Dezember 2003 darauf geeinigt, den grenzüberschreitenden Flugverkehr wieder aufzunehmen und damit dem Annäherungsprozess einen weiteren Impuls gegeben. Die Flieger der staatlichen Fluggesellschaften Pakistan International Airlines und Indian Airlines haben ihre Flüge zwischen den Metropolen Karachi und Lahore mit Bombay (Mumbai) und Delhi bereits wieder aufgenommen.

Bei Expertengesprächen in New Delhi vereinbarten die Unterhändler beider Seiten am 1. Dezember 2003, den Luftraum für Flugzeuge des Nachbarlandes wieder zu öffnen. Die Flugverbindungen wurden dann am 1. Januar 2004 wieder aufgenommen.

Bis dato war die einzige Möglichkeit für Inder und Pakistanis, direkt ins Nachbarland zu reisen, die dreimal wöchentlich verkehrende Buslinie zwischen Delhi und Lahore, die erst im Juli wiedereröffnet worden war. Luftverbindungen zwischen beiden Nachbarländern bestanden nur über die Umwege Dubai, Katmandu oder Bangkok. Die Einigung, der zuletzt im August noch ergebnislosen Verhandlungen erfolgte eine Woche nach der überraschenden Vereinbarung eines offiziellen Waffenstillstands an der innerkashmirischen Grenze, der so genannten Line of Control.

Der so genannte Zwölf-Punkte-Plan, den der indische Premierminister Atal Behari Vajpayee im Oktober 2003 vorgelegt hat, umfasst auch die Aufnahme des Zugverkehrs, der anders als das teure Fliegen und der exklusive Bus von weit mehr Menschen in den beiden Ländern genutzt wird. Der Termin für die Wiederaufnahme des Schienenverkehrs bei den Grenzorten Wagah und Attari im Punjab wurde für den 15. Januar angesetzt, da es auch einer technischen Vorbereitungszeit bedarf.

All diese Schritte stellen aber zunächst nur den Status quo vor dem Anschlag auf das Parlament in New Delhi im Dezember 2001 her. Indien und Pakistan hatten damals alle Verkehrsverbindungen gekappt und gerieten in den folgenden Monaten an die Schwelle eines Krieges.

Die Eröffnung der Flugverbindungen zwischen den vier Großstädten ist unbestritten ein weiterer bedeutender Schritt der beiden verfeindeten Atommächte im Bemühen um eine Entspannung ihres Verhältnisses. Ein Vorschlag des Zwölf-Punkte-Plans sieht aber auch vor, erstmals seit der Teilung des Subkontinents eine Buslinie zwischen Srinagar und Muzaffarabad - den indischen und pakistanischen Teilen Kashmirs – einzurichten.

Das mit Spannung erwartete Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs im Rahmen der Südasiatischen Vereinigung für regionale Kooperation im pakistanischen Islamabad Anfang Januar 2004 verdeutlichte die Marschrichtung: Vajpayee und Pervez Musharraf erklärten, dass sie den Weg zur Versöhnung ernsthaft weitergehen wollen. Neben äußerem politischem Druck auf die Regierenden der beiden Länder spielen auch innenpolitische Erwägungen und gar persönliche Überlegungen eine Rolle im Annäherungsprozess. So heißt es in New Delhi über die Motive Vajpayees, dass dieser nicht zuletzt auch einen Platz in den Geschichtsbüchern anstrebe. 

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