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Mumbai. So wie man in den Wald ruft, so hallt es wieder heraus! Als im letzten Jahr die Entscheidung für Indien als Austragungsort des Weltsozialforums getroffen wurde, da waren die Mitglieder des Internationalen Rates davon überzeugt, eine gute Entscheidung getroffen zu haben. Und schon nach einem Tag scheint es, als sei die Idee des WSF in Indien voll angekommen." Die optimistische Einschätzung von Erhard Crome, Leiter des Auslandsbereiches der Rosa-Luxemburg-Stiftung aus Berlin, fand in den ersten beiden Tagen des Treffens viel Zustimmung. "Ich bin sicher", fügte Crome hinzu, "dass das Weltsozialforum ein Erfolg wird."
Die Rosa-Luxemburg-Stiftung, mit 23 Delegierten in Mumbai vertreten, hat zusammen mit ihren Projektpartnern sieben Veranstaltungen angemeldet. Das Auftaktseminar brachte Frauen des Palästinensischen Zentrums für Frieden und Demokratie, der Koalition der Frauen für den Frieden, des bosnischen Frauennetzwerkes LARA, eine Vertreterin aus Chiapas in Mexiko und die afghanische Frauenorganisation RAWA zusammen. Vor und mit rund 200 Zuhörerinnen und Zuhörern wurde über Strategien diskutiert, wie Frauen der zur Normalität gewordenen Bedrohung durch alte und neue Kriege begegnen können.
Die Frauen auf dem Podium machten deutlich: Krieg beginnt nicht erst mit dem Griff zu den Waffen. Die tägliche strukturelle Ungleichheit, gesellschaftliche Ausschlüsse und der Glaube an die Überlegenheit über den anderen befördern und unterstützen ihn. Stimmen des Friedens werden in den meisten Gesellschaften unterdrückt. Kommen die Stimmen von Frauen- und feministischen Gruppen, richtet sich offene Aggression gegen sie. "Die Situation in Afghanistan ist fürchterlich", berichteten die Vertreterinnen aus dem Land am Hindukusch. "Für Frauen, die als erste ihre Stimmen gegen den Krieg erhoben haben, die sich selbst und ihre Kinder und auch die Männer aus- und weitergebildet haben, wird fast nichts getan. Die Kriegsfürsten gestehen den Frauen keine Rechte zu." So arbeitet RAWA heute teilweise wieder im Untergrund – wie zu Zeiten des Taliban-Regimes. Fragen nach einer möglichen Strategie blieben jedoch unbeantwortet. Westliche feministische Vorstellungen seien schwer zu übernehmen, sagten die Frauen aus Afghanistan und Palästina: Wir müssen unseren eigenen Feminismus entwickeln.
Die Suche nach neuen Konzepten des globalisierungskritischen Protestes und das Verhältnis zwischen politischen Parteien und sozialen Bewegungen spielt bislang in vielen Diskussionen eine zentrale Rolle. Dabei geht es um die Frage, ob sich eine auf Aktionen konzentrierte Bewegung nicht zu schnell erschöpfen wird. Oder: Wie können und müssen sich politische Parteien verändern, um die Menschen für den Kampf gegen Neoliberalismus und Krieg zu gewinnen?
Suniti von der indischen Nationalen Allianz der Volksbewegungen erinnerte während einer großen Plenarveranstaltung am Sonntagvormittag daran, dass soziale Bewegungen die Kraft haben, Politik zu verändern. Doch auch sie unterlägen der Gefahr, dass sie sich verändern, sobald sie wirkliche Macht erlangt haben. Für eine neue Partnerschaft zwischen den Akteuren argumentierte Luis Ayala (Chile), Generalsekretär der Sozialistischen Internationale. Im Interesse einer Strategie gegen den Neoliberalismus müsse das fundamentale Vertrauen zwischen Politik und sozialer Bewegung wiederhergestellt werden. "Wenn die Partnerschaft aber nicht erfolgreich ist", stellte Aruna Roy, prominente Aktivistin der rajasthanischen Menschenrechtsorganisation "Mazdoor Kisan Shakti Sangathan" (MKSS), dazu fest, "dann bleibt der sozialen Bewegung nichts anderes, als eine eigene politische Kraft zu entwickeln."
Quelle: Der Beitrag erschien am 19. Januar 2004 in der Tageszeitung "Neues Deutschland".
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