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New Delhi. G. Parthasaraty, früherer Botschafter in Rangun und gegenwärtig Visiting Professor mit dem Schwerpunkt Energiesicherung der indischen Außenpolitik am renommierten Center for Policy Research in New Delhi, skizzierte die Geschichte der bilateralen Beziehungen und vertrat die Ansicht, daß die unter Ex-Premier Rajiv Gandhi einseitig betriebene Unterstützung der burmesischen Demokratiebewegung die bilateralen Beziehungen in eine Sackgasse geführt habe. Nach einer pragmatischen Kehrtwende der indischen Außenpolitik gegenüber dem östlichen Nachbarn, die sich erstmals im Besuch des Außenministers Jaswant Singh im Februar 2001 zeigte, sei es zur Zusammenarbeit der Innenministerien beider Länder bezüglich des grenzüberschreitenden Drogenhandels und der Aktivitäten von Sezessionsbewegungen im indischen Nordosten gekommen. Dazu sei es allerdings erst gekommen, nachdem sich die indische Sicherheitssituation in den neunziger Jahren im Nordosten verschlechtert habe.
Indien trete dafür ein, daß Burma gute Beziehungen zu all seinen Nachbarn unterhalte. Das Land sei wegen seiner Energie- und insbesondere Gasvorkommen für Indien von großem Interesse. Gas, so G. Parthasaraty, der auch Mitglied in einem Beratungsausschuß für Energiefragen des indischen Ministry of External Affairs ist, könne über Pipelines in den indischen Nordoststaat Tripura geführt werden.
Parthasaraty kritisierte die "inflexible Politik der Mandarine in den Ministerien in New Delhi", die durch bürokratische Auflagen den auf 350-500 Millionen US-Dollar geschätzten informellen Grenzhandel strangulierten. Die ca. 2.000 km lange Grenze zwischen der Volksrepublik China und Burma weise über 200 Grenzposten ohne nennenswerte Grenzformalitäten auf, zwischen Indien und Burma gebe es zur Zeit ganze vier. Die Zentralregierung in Peking habe es ihrer Provinz Yünan praktisch überlassen, die Beziehungen mit Burma zu gestalten. In der alten Hauptstadt Mandalay spreche man hinter vorgehaltener Hand angesichts des großen chinesischen Einflusses ironisch von BARMA, d. h. Beijing Autonomous Region Mandalay. Man dürfe aber auch die in der burmesischen Geschichte immer wieder beobachtbaren xenophobischen Tendenzen nicht außer Acht lassen. Auch in Indien sei gegenüber Burma vielfach eine fehlerhafte Haltung der Überlegenheit zu beobachten.
Die zwischen Indien und Burma neu eröffnete Straßenverbindung könnte dies ändern und auch das Tourismuspotential – in Burma leben ca. eine Million Bürger indischen Ursprungs - stärken. In Manipur biete sich der Bau einer Fahrradfabrik an. Leider mache Indien bislang auch in seiner Außenpolitik viel zu wenig Gebrauch von seinem großen buddhistischen Erbe, z. B. auch durch seinen jahrhundertelangen zivilisatorischen Einfluß in Burma. Im Rahmen der subregionalen Vereinigung BIMSTEC (Bangladesch, Indien, Myanmar, Sri Lanka, Thailand) könne jedoch eine größere Interdependenz erreicht werden, zumal Indiens West-Ost-Korridor durch Burma gehen müsse. Die alte Seidenstraße habe schließlich von Kuoming nach Kalkutta geführt. Die Filmemacherin Archana Kapoor, die u. a. über die Mekong-Ganges-Initiative sprach, verwies auf das große Interesse burmesischer Studenten an Indien speziell im IT-Bereich.
C. Uday Bhaskar, stellvertretender Direktor des regierungsnahen Institute for Defence Studies and Anlalysis (IDSA), meinte, Indien stehe vor der Wahl, sich gegenüber Burma angesichts des chinesischen Potentials voller Entsetzen abzuwenden bzw. die Rolle Chinas dort als Bedrohung zu betrachten, oder aber mit ruhiger Zuversicht sich mit Chinas Einfluß auseinanderzusetzen. "Wir müssen die Chinesen in Burma treffen. Burma ist ein wichtiger ´swing-state´ für die chinesisch-indischen Beziehungen". Er stellte allerdingsdie rhetorische Frage, ob eine indische China-Politik wirklich gebe. Statt einer weit ausschweifenden "Look East Policy" gelte es, erst eine strategisch kohärente "North-East Policy" zu entwickeln, denn man dürfe nicht außer Acht lassen, daß die indischen Nordoststaaten nur 2% ihrer Grenzen mit dem Rest der indischen Staaten teilten.
Trotz der erkennbaren Strategie Pekings, mit Hilfe Pakistans und Burmas Indien in Südasien in seine Grenzen zu weisen, und trotz der chinesischen Ausbildungs- und Waffenhilfe stelle Burma keine militärische Bedrohung für Indien dar, so C. Uday Bhaskar. Man habe aber auch der burmesischen Regierung unmißverständlich zu verstehen gegeben, daß chinesische Aktivitäten westlich des Chindwin-Flusses für Indien inakzeptabel seien. Der Kapitän der indischen Marine plädierte dafür, Burma im Indian Ocean Rim konstruktiv einzubinden.
G. Parthasaraty, bis vor kurzem noch als indischer Botschafter in Pakistan tätig, forderte nachdrücklich, die protektionistische Denkweise in Indien zu überwinden und die viel zu sehr auf den Westen und Norden fixierte indische Außenpolitik in der Region flexibler zu gestalten und durch eine wirklich kohärente, im indischen Nordosten beginnende Ostpolitik zu ergänzen. Der erfahrene und mit viel Empathie gegenüber Burma ausgestattete ehemalige Diplomat verwies darauf, daß Burma angesichts seiner fehlenden demokratischen Traditionen und der starken Rolle des Militärs noch geraumer Zeit bis zum Übergang zu einer wirklichen demokratischen Gesellschaft bedürfe.
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